Englands Gärten locken Dortmunder

Auf einer Insel wächst alles überall

Hermann Gröne, Gartengestalter und Buchautor, besuchte jetzt die Dortmunder Regionalgruppe in der Gesellschaft der Staudenfreunde, um das Thema „Neue Englische Gärten“ vorzustellen.

Menschen, die Englands Gartenkünste für unübertroffen halten, ist der Brexit und die Reisepasspflicht egal. Das zeigte sich am Samstag, 23. April, im Bildungszentrum des Botanischen Gartens Rombergpark (BGR). Dort fand – nach zwei Jahren Pandemie-bedingter Abstinenz und der Beschränkung auf Videokonferenzen – das erste reale Treffen der Dortmunder Gesellschaft der Staudenfreunde statt. Dabei standen die Gärten der Insel im Mittelpunkt.

Zahlreiche Mitglieder waren der Einladung gefolgt. Der Referent, Hermann Gröne, ist ihnen nicht zuletzt wegen seiner Bücher ( „Ein faszinierender Stauden- und Gräsergarten“,  „Narzissen – leuchtende Frühlingsboten“), aber auch durch persönliche Begegnungen auf Gartenreisen bekannt. 

Der Titel seines Beamer-Vortrags „Neue englische Gärten“  kam zumindest bei einem Teil der Gäste auch deswegen so besonders gut an, weil sie noch in diesem

Broughton Grange, ein im Jahre 2000 von Tom Stuart Smith geschaffener Garten in den Cotswolds (Grafschaft Oxfordshire), ist nach Ansicht vieler „einer der derzeit interessantesten Gärten Englands“.

Sommer Reisen ins Vereinigte Königreich planen.  Da Gröne im Zusammenhang mit den neuen englischen auch neue holländische und deutsche Gärten erwähnt hatte, ergab sich schnell die Frage, was z. B. deutsche und englische Anlagen unterscheide. Die Antwort des Fachmannes leuchtete ein: „Die Standortbedingungen machen den Unterschied aus. Deutschland hat unterschiedliche Klimazonen.“  Das müsse bei der Pflanzenauswahl berücksichtigt werden. Das Inselreich dagegen  biete ein ausgeglichenes Klima. Da wachse alles überall.

Die von Gröne ausgewählten Bildmotive verdeutlichten allerdings, was alle modernen Gärten gemeinsam haben, ganz gleich, wo sie sich befinden: das ist ein gewisser Anteil „wild“ wirkender Beete. Diese kommen dem Charakter einer natürlichen Blumenwiese optisch nahe, selbst wenn sie nicht aus Wildkräutern bestehen,  sondern aus Prachtstauden und großen Ziergräsern komponiert wurden. Diese Bereiche erhalten oft mit einem geschnittenen Heckenrahmen einen reizvollen optischen Kontrast, der das Bild der Landschaft formen kann.

Ein besonders gelungenes Beispiel für zeitgenössische Gärten findet man in den Cotswolds. Es ist Broughton Grange, im Jahre 2000 von Tom Stuart Smith entworfen. Der Rahmen ist geometrisch und klar gegliedert. Er erstreckt sich über drei Ebenen, wobei die letzte einen Knotengarten aus Buchsbaum beherbergt. Der strengen Gliederung stehen lebendig wirkende, naturnahe Staudenflächen gegenüber. 

Was Broughton Grange so beeindruckend macht, ist ein weiterer Aspekt:
Die Einbeziehung der Landschaft in das Bild des Gartens. Traditionell ist dieser Eindruck in Senkgärten oder durch sogenannte Ha-Has als von oben unsichtbare Kante einer Rasenfläche erfahrbar. Dies ist ein für nicht informierte Gäste möglicherweise nicht ungefährlicher Kniff, eine beidseitig sichtbare Gartenmauer zu ersetzen. Aus der Ferne ist die Kante nicht zu erkennen.  Erst beim Herantreten wird deutlich, dass es plötzlich in die Tiefe geht. Der Ha-Ha wird einseitig durch eine Mauer abgestützt.

 Die Wirkung solcher Elemente ist großartig. Um sie herzustellen, benötigt man den Einsatz von großen Baumaschinen und erfahrenen Handwerkern. Übrigens: Ob deutsche Baubehörden eine derartige Gestaltung genehmigen, hätte ich persönlich angezweifelt, aber  es ist so. Beispiele finden sich in einigen deutschen Schlossgärten. Was keine Überraschung ist:  Derartige Gestaltungsformen erfordern nämlich oft ein solides Bankkonto und bleiben daher ab einer bestimmten Größe für die meisten ein Traum.

Perfekt gepflegt und gekonnt gestaltet: Wisley, der 24 Hektar große Schaugarten der Royal Horticultural Society (RHS), ist ein wahrer Publikumsmagnet und lockt jedes Jahr über eine Million Besucher nach Surrey im Südosten Englands.

 Ein wahrer Publikumsmagnet für Gäste aus aller Welt liegt im englischen Südosten, in der Grafschaft Surrey,  Es ist der Garten der Royal Horticultural Society in Wisley. Die Einrichtung geht auf das schon im 19. Jahrhundert von George Fergusson Wilson erworbene und gärtnerisch gestaltete Gut Oakwood zurück. Das 24 Hektar große Anwesen beherbergt sowohl Schaugärten als auch Gewächshäuser und Laborgebäude . In Wisley werden u. a. Gärtner ausgebildet und Pflanzen getestet. 

Der RHS-Garten ist nicht nur Bildungs- und Forschungseinrichtung, sondern auch von Bedeutung für den Tourismus in der Region. 2019 zählte man in Wisley 1,3 Millionen Gäste. Darunter sind auch Liebhaber besonderer botanischer Themen und Spezialitäten. Es gibt zum Beispiel Sammlungen von Pflanzen, die zu jeweils einer Gattung gehören wie Rhabarber oder Heidekraut, Pflanzenkrankheiten werden untersucht und es gibt Versuchsgärten, in denen neue Züchtungen getestet werden.

Wer mehr über Hermann Gröne und seine Ideen der Gartengestaltung, Bücher und Themen der Beamer-Vorträge wissen möchte, kann sich auf seiner Homepage informieren und ihn direkt kontaktieren: http:/ www.garten-groene.de E-Mail: info@garten-groene.de Tel. 02157 – 5177 

Übrigens bietet auch die Dortmunder Gesellschaft der Staudenfreunde Gartenliebhabern die Möglichkeit, Grundlagen der Gestaltung und Wissen über Pflanzen zu erlernen. Im Bildungszentrum Rombergpark finden auch in diesem Sommer Vorträge der GdS-Gartenschule statt. Im Veranstaltungskalender der Gesellschaft sind die Termine unter „Nordrhein-Westfalen“ und „Regionalgruppe Dortmund“ zu finden, Man muss nicht Mitglied sein, um mitzumachen.

Und noch ein Hinweis: Falls LeserInnen von MIT sich für die Geschichte des Botanischen Gartens Rombergpark interessieren: Monika Zybon-Biermann hat eine Publikation mit dem Titel „Die Staudengärten“ verfasst, in der als erstes ein umfangreicher Beitrag zur Geschichte unseres Botanischen Gartens zu lesen ist. Dort befindet sich nämlich das größte Beispiel eines öffentlichen Gartenprojektes der GdS. Die Publikation ist zum Preis von 3 Euro bei der Geschäftstelle der GdS (siehe www.gds-staudenfreunde.de, unter Publikationen) zu erwerben. (K.N.)

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