Ein bronzener Fischotter ist das Objekt des Monats Juni im MKK
Das Objekt des Monats Juni im Museum für Kunst und Kulturgeschichte hat MKK-Registrarin Elke Torspecken ausgesucht und beschrieben. Es ist der bronzene Fischotter nach einem Entwurf von Max Esser (1885 – 1945), im MKK zu finden im dritten Obergeschoss am Aufgang zur Gemäldegalerie. Dort kann er eintrittsfrei besichtigt werden.
Der Fischotter (Lutra lutra), eine der stark bedrohten Säugetierarten in Mitteleuropa, gehört zur Familie der Marder und zählt zu den besten Schwimmern unter den Landraubtieren. Bis zu acht Minuten kann er unter Wasser bleiben und dort nicht nur die Nasenlöcher, sondern auch die Ohren verschließen.
Sein bevorzugter Lebensraum sind saubere Gewässer mit natürlichen Uferzonen und Gebüschen. Wo Otter heimisch werden, sind die Gewässer also noch weitgehend gesund.
Im Dortmunder Zoo gehören die Otter zu den Lieblingstieren vieler Menschen – und auch der bronzene Otter im MKK ist bei Mitarbeiter*innen und Besucher*innen sehr beliebt. Die Eleganz dieser Tiere, ihr dichtes, glänzendes Fell und der pfiffige Blick sind sicherlich Gründe für die vielfältigen Darstellungen des Fischotters in der bildenden Kunst. Allgemein war die Tierdarstellung bei den Bildhauer*innen des 20. Jahrhunderts beliebt. Sie wandelte sich in den vorherigen Jahrhunderten von der auf den Menschen bezogenen, symbolbehafteten Darstellung hin zur Wesensdarstellung des Tieres.
Bereits um 1910 entwarf Waldemar Lindström für die schwedische Porzellanmanufaktur Rörstrand einen „Otter mit Fisch“. Die Porzellanmanufaktur Hutschenreuther fertigte in den 1920er-Jahren die Figur „Balinesischer Fischotter“, und auch die Manufaktur Royal Copenhagen produzierte nach einem Entwurf von Vilhelm Waldorff einen „Fischotter mit Fisch im Maul“. Auch in der Mitte des 20. Jahrhunderts diente der Fischotter als Modell. So schuf Hans Martin Ruwoldt 1953 einen Fischotter aus Kalkstein, und die Deutsche Bundespost widmete 1986 dem Otter eine Briefmarke.
Der Entwurf von Max Esser stammt aus dem Jahr 1925. Ein Jahr später entstand der Entwurf für die Porzellanmanufaktur Meißen. Zunächst wurde die Otter-Figur aus weißem Porzellan in zwei Größen (24,5 cm und 42,5 cm) gefertigt. Die kleinere Variante befindet sich ebenfalls in der Sammlung des MKK. Abgebildet wurde diese Figur aus Meißener Porzellan 1960 auch auf einer 15-Pfennig-Briefmarke der DDR-Post.
Seit 1931 gab es dann eine Ausführung aus braunem Ton, dem sogenannten Böttgersteinzeug, ebenfalls in zwei Größen.
In Bronze war der Fischotter von Max Esser erstmals 1930 auf der Kunstausstellung im Münchner Glaspalast zu sehen. Gefertigt wurden seine Bronzen vor allem in der Berliner Kunstgießerei Hermann Noack. Die Vermutung liegt nahe, dass auch die Dortmunder Bronze dort entstand. Ein weiterer großer Fischotter aus Bronze wurde 1930 als Bekrönung eines Brunnens im Innenhof des Wernerwerk-Hochhauses in Berlin Siemensstadt aufgestellt. Seit 1937 steht ein Brunnen mit identischem Fischotter und drei weiteren Tierfiguren von Esser im Innenhof der Feuersozietät Berlin Brandenburg.
1937 wurde Esser auf der Weltausstellung in Paris für den Fischotter aus Böttgersteinzeug mit dem Grand Prix ausgezeichnet. Auf den Großen Deutschen Kunstausstellungen in München war der Otter 1937 in Bronze und 1944 in Porzellan ausgestellt.
Max Esser studierte von 1900 bis 1903 nach einer Bildhauerlehre am Kunstgewerbemuseum und an der Kunstakademie in Berlin. Einer seiner Professoren war der bekannte Tierbildhauer August Gaul (1869 – 1921), in dessen Atelier er arbeitete und dessen Schwiegersohn er später wurde. 1906 zeigte Max Esser erstmals zwei Arbeiten auf der Großen Berliner Kunstausstellung, danach stellte er dort regelmäßig aus.
Bekannt wurde Esser vor allem durch seine Tierfiguren aus Bronze, die oftmals mit Gold- und Silbertauschierungen gearbeitet waren. Die Berliner Nationalgalerie kaufte 1912 sein „Perlhuhn“, das in dieser Technik gefertigt wurde. 1914 wurde er für einen silbertauschierten Pfaufasan mit der Goldenen Medaille für Kunst ausgezeichnet. Von 1920 bis 1931 war er bei der Meißner Porzellanmanufaktur beschäftigt, ab 1924 leitete er dort das Meisteratelier. In dieser Zeit schuf er viele weitere Tierplastiken.
1923 wurde er in Berlin zum Professor ernannt. Später fertigte er auch Porzellanmodelle für die Manufakturen Hutschenreuther und Rosenthal sowie für die Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin.
Max Esser stand 1944 auf der Gottbegnadeten-Liste (von der Wehrmacht freigestellte Kulturschaffende) der wichtigsten bildenden Künstler im Nationalsozialismus. Esser galt neben August Gaul als einer der bedeutendsten Tierbildhauer im frühen 20. Jahrhundert und starb am 23. Dezember 1945 in Berlin-Zehlendorf.