Ist das ehemalige „Café Chaos“ noch zu retten?
Von Gerd Hubbert
Ein Stück altes Mengede ist Opfer eines Feuers geworden. In den Morgenstunden zum 23. Juni 2022 standen große Teile des früheren „Café Chaos“ an der Freihofstraße in Mengede in Flammen. Bereits kurz nach dem Ausbruch des Brandes traf die Feuerwehr ein und begann mit den Löscharbeiten, die sich bis zum Abend hinzogen. Auch mussten in den folgenden Tagen immer wieder Brandnester gelöscht werden.
Jetzt sind vier Wochen vergangen und es stellt sich die Frage „Ist das „Café Chaos“ noch zu retten“?
Vormals trug das alte Fachwerkhaus den Namen „Schiefereck“; der Name war Generationen von MengederInnen ein Begriff, viele haben dort ihr erstes Bier getrunken. Im Reigen der damals vielen Wirtschaften im alten Ortskern bildete das „Schiefereck“ sozusagen die Ouvertüre jeder zünftigen Kneipentour. Nachfolger des „Schieferecks“ war dann „Bei Harry“, eine der ersten Sofakneipen in Mengede.
Vor ungefähr 35 Jahren kaufte Friedemann Stuhm das gesamte Anwesen von der damaligen Besitzerin Berta Reinold, ab da hieß die Wirtschaft „Café Chaos“. Kulturell hat das „Café Chaos“ in den Anfangsjahren einen Beitrag für Mengede geleistet, stellvertretend seien die Konzertveranstaltungen genannt. Auch gab es eine WG, welche das restliche Gebäude zu Wohnzwecken nutzte. Aber wie es mit Wohngemeinschaften oftmals so geht, Ideale werden nicht eingelöst und verblassen. Über die Jahre und Jahrzehnte wurde das Haus immer mehr vernachlässigt und zum Lagerplatz degradiert, ein Los, welches ein so geschichtsträchtiges Gebäude nicht verdient hat.
Die weitere Entwicklung führte dazu, dass im Dezember 2021 ein Termin zur Zwangsversteigerung anberaumt wurde. Allerdings fand dieser wegen der Coronalage nicht statt. Ein neuer Termin wurde bisher nicht festgesetzt, dadurch könnte man im übrigen auch einen Teil Verantwortung an dem jetzigen Brand dem Gericht vorhalten.
An der Versteigerung im Dezember wollte sich auch eine Gruppe von Mengedern beteiligen, die gewillt war das Denkmal „Café Chaos“ zu „retten“. Die Gruppe hat ein schlüssiges Sanierungs- und Finanzkonzept lange und sorgsam vorbereitet. Was hoffnungsfroh stimmt: Auch nach dem Brand hat die Gruppe das Vorhaben noch nicht zu den Akten gelegt. Die spannende Frage ist im Grunde genommen: Ist das „Café Chaos“ nach dem Brand als Denkmal überhaupt noch zu retten?
Hierzu wurde der Mengeder Winfried Knepper befragt. W. Knepper ist Chef der „Bauhütte Knepper“, die sich auf die Sanierung historischer Gebäude spezialisiert hat und die 2017 den Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege für die Gewerke Maurer- und Betonhandwerk und Zimmererhandwerk erhalten hat.
W. Knepper kommt zu dem Schluss: Das Café Chaos sei natürlich noch zu retten. Der jetzt abgebrannte Dachstuhl hätte bei einer Sanierung sowieso abgetragen und erneuert werden müssen. Zudem hätte das Feuer Hölzer vernichtet, die eh hätten ausgetauscht werden müssen. Was aus seiner Sicht entscheidend ist: Für eine Instandsetzung des Gebäudes sei auch nach dem Brand immer noch genügend Substanz vorhanden.
Unabhängig von dieser Beurteilung: Der Verfasser dieser Zeilen hat einen Brief an die Denkmalbehörde geschrieben, mit der Bitte, alles zu versuchen, das Denkmal „Fachwerkhaus Freihofstraße 2“ zu erhalten.
Für den Erhalt sprechen aus Sicht des Verfassers dieser Zeilen:
Das alte Fachwerkhaus in der Freihofstraße ist ein Stück Mengeder Geschichte, es war und ist identitätsstiftend für viele Mengeder Bürger. Der Brand vom 23. Juni hat zwar einiges vernichtet, aber es bestehen noch Rettungschancen für das Gebäude. Wenn der Denkmalschutz des Hauses ganz oder zum Teil erhalten bleibt, gibt es genügend InteressentInnen, die bereit wären, eine Sanierung vorzunehmen.