Mit manchem Rutsch im Neuen Jahr – beim Zollverein Steig
waren gegenseitige Hilfestellungen gefragt
Bei der Dezemberwanderung auf der nördlichen Schleife des Zollverein Steigs konnten wir spannende Kontraste und die geschickte Wegführung durch grüne Parks und über aussichtsreiche Halden erleben. So waren wir alle gespannt auf die Fortsetzung des Weges bei der ersten Wanderung im neuen Jahr. Das Interesse und auch der Drang nach Bewegung nach den kalorienreichen Feiertagen waren so stark, dass sich die stattliche Anzahl von 20 Wanderinnen und Wanderern am Donnerstag (5.1.) am Bahnhof Essen-Zollverein Nord auf den Weg machte.Stürze auf rutschigen Wegen
Es waren Regenschauer angesagt, doch diese Prognosen trübten weder den Bewegungsdrang noch die gute Laune. Bereits nach einer halben Stunde hörte der Regen auf und die Regenkleidung konnte wieder eingepackt oder auf dem Rucksack verstaut werden. Für den Rest des Tages wurde sie nicht mehr benötigt, die Sonne schickte sogar ab und zu ein paar verschämte Strahlen auf die Erde. Der von uns gewählte Zubringerweg führte über einen Grünstreifen am Katernberger Bach entlang zur Fatih Moschee, wo wir im Dezember die Nordschleife des Zollverein Steigs beendet hatten.
Östlich der Schalker Straße begann für uns der Einstieg in die „Südkurve“ des Steigs. Es ging gleich aufwärts zur 85 Meter hohen Halde Zollverein, doch vor allem der folgende Steilabstieg zum Schwarzbach gestaltete sich abenteuerlich und nahm streckenweise Formen eines Survival Trainings an. Der Regen hatte den lehmigen Boden aufgeweicht und glitschig gemacht, jeder Schritt bedeutete auch eine permanente Rutschgefahr. Wegen der Angabe „mittlerer Schwierigkeitsgrad“ für die Strecke hatte auch niemand Wanderstöcke dabei. Wir griffen nach jedem Ast und Strauch, an dem man sich festhalten konnte, mieden allerdings die Dornenbüsche, die es auch reichlich gab. Zugegeben, einen Rutsch ins neue Jahr hatten wir uns anders vorgestellt. Doch dann entwickelten wir die Technik der helfenden Hände, so dass sich die Anzahl der Stürze in Grenzen hielt, dass die unvermeidbaren harmlos waren und die Backenbremse selten eingesetzt werden musste. Einen schwierigen Part unter den Helfern hatte Herbert am Ende des Abstiegs übernommen. Er schüttelte allen die Hand und gratulierte zur erfolgreichen Bewältigung des Abenteuerparcours. Urkunden sollen nachgereicht werden. Übrigens waren wir für Wanderhund Cooper beim Abstieg zu langsam und die Stürze irritierten ihn. Er drückte sein Unbehagen mit permanentem Gebell aus.
Stehparty zur Begrüßung des neuen Jahres
An der Brücke über den Schwarzbach war eine kleine Stehparty angesagt, um auf das neue Jahr anzustoßen, auf die heil überstandenen Rutschpartien und auf die vielen beabsichtigen neuen Wanderungen. Die meisten hatte eine Flasche im Rucksack, Heinrich hatte gleich drei Pikkolo-Flaschen zum Verteilen mitgebracht und entschuldigte sich dafür, dass er statt Sektgläser nur Weingläser gefunden hatte. Odos Pikkoloflasche enthielt 0,7 Liter, so dass niemand zu kurz kam. Auch ich nicht, der in der Hausbar nur einen etwa 15 Jahre alten Sekt gefunden hatte, der inzwischen eine gelbliche Gallenfärbung angenommen hatte, auch so schmeckte, aber zum Wegschütten noch bestens geeignet war.
Nicht gerade beschwipst aber immerhin leicht beschwingt ging es weiter, in der Hoffnung, dass kein weiterer Steilabstieg folgte. Die Wegführung hatten die Väter (und Mütter) des Steiges geschickt gewählt, naturbelassene Wege, Wald und Grünflächen, Durchquerung des Revierparks Nienhausen und zwei besuchenswerte Friedhöfe, den Friedhof Rotthausen mit Denkmälern für verunglückte Bergleute und den Friedhof „Am Hallo“. Letzterer liegt auf einer natürlichen Erhebung und bietet an mehreren Stellen Aussichten über den Essener Norden, im weiteren Hintergrund waren im Dunst die Erdölraffinerie Gelsenkirchen und die Halde Oberscholven schemenhaft zu erkennen. Auf dem Friedhofsgelände befinden sich u.a. ein Ehrenfriedhof für Gefallene der Weltkriege und ein großflächiger islamischer Friedhofsteil.
Wenig später erreichten wir die Anlagen des Zeche Zollverein, das einzige Unesco- Weltkulturerbe im Ruhrgebiet. Das weitläufige Gelände mit seinen kulturhistorisch imposanten Bauwerken ist randvoll gefüllt mit Kunst, Kultur und Impressionen aus der Bergbaugeschichte. Auch das Ruhrmuseum hat hier seinen Platz gefunden. Wir steuerten zum Abschluss der Wanderung das „Bistro Schacht XII“ an, eine urigen Einkehr, die passender nicht hätte sein können. Die Räumlichkeiten der Halle zwölf boten ausreichend Platz für unsere Wandergruppe und weitere Gäste. Sehr gute Currywürste mit Pommes, wie sie im Ruhrgebiet Tradition sind, gab es am Imbisswagen vor der Tür, Pizza und Flammkuchen in verschiedenen Variationen an der Theke. Eine große Auswahl an Getränken befand sich zur Selbstbedienung in Kühlschränken, passend, um den Durst der Wanderer zu löschen. Und als Servicepersonal zwei junge Damen, die den Andrang unaufgeregt, zügig und stets freundlich meisterten.