Ein Kommunist im Vatikan – Eine Kolumne von Peter Grohmann

Ein Kommunist im Vatikan

Von Peter Grohmann

Ganz ruhig bleiben! Kommunismus bezeichnet zunächst mal gesellschafts-theoretische Utopien, die auf Ideen sozialer Gleichheit und Freiheit aller Gesellschaftsmitglieder, auf Gemeineigentum und kollektiver Problemlösung beruhen. Schön wär’s, sagt da meine Omi Glimbzsch und bleibt skeptisch. Aber ich kann sie an Franziskus verweisen: Ihr heiliger Vater ist da nämlich ganz anderer Meinung.

Papa ist, verkürzt gesagt, ein frohgemuter Kapitalistenfresser, segnet Ideen von sozialer Freiheit und kollektiven Problemlösungen mit linker Hand und erbittet sich zu allem Überfluss auch noch die Gnade Gottes. Wenn das mal gut geht, Omi!

Ich habe schon vor fünf Jahren auf die Machenschaften des Kommunisten im Vatikan hingewiesen, etwa auf die Behauptung, dass Kapitalismus zur Sklaverei führt, ja sogar tötet. „Wenn der Mensch nicht mehr im Mittelpunkt steht, wenn das Geldverdienen das erste und einzige Ziel ist, befinden wir uns außerhalb jeder Ethik und bekommen Strukturen der Armut, Sklaverei und Verschwendung“. Dabei wiederholt der Papst Franziskus wieder und wieder seine Kritik an der „Wegwerfkultur“, die im Namen des Geldes Arme, Schwache und Randgruppen ausgrenzt und zugleich die Umwelt zerstört.

Das Oberhaupt ist in den letzten Jahren noch gefährlicher, ja einflußreicher geworden und ohne große Mühe in der Lage, eine Million Menschen, sogar Afrikanerinnen und Afrikaner, zu mobilisieren. Erzählen Sie mir jetzt bitte nicht, dass das andere auch könnten! Für unsere letzte Antikriegskundgebung in Stuttgart konnte ein „breites Bündnis“ eben mal etwas mehr als hundert schlecht gelaunte Leute mobilisieren. Beide Ereignisse lagen zeitlich nah beieinander, Anfang Februar 2023.

Die Grausamkeiten, die Folter, die Verstümmelungen und das Morden, von denen bei der Reise des Heiligen Vaters in teils schwer zu ertragenen Details erzählt wurde, mündeten in seinen Appell: „Hände weg von der Demokratischen Republik Kongo, Hände weg von Afrika! Die Erstickung Afrikas muss aufhören: es ist kein Bergwerk, das ausgebeutet, und kein Boden, der zur Plünderung freigegeben ist.“ Das war einmal mehr – und da sind sich alle Antikommunisten einig – eine direkte Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Kapitalismus, ja der westlichen Werte, verbunden mit scharfer Kritik an den Außenpolitiken der reichen Industrienationen – letztlich ein Schuss vor den Bug von Olaf Scholz und Robert Habeck.

Karl Valentin, der vor 75 Jahren das Zeitliche segnete, wusste natürlich, dass früher die Zukunft auch schon mal besser war. Er ließ dennoch die Hoffnung nicht fahren, „dass es nicht so schlimm wird, wie es jetzt schon ist“. Valentin war, so gesehen, ein katholischer Kommunist. Eine gute Mischung als Salz der Gesellschaft.

Peter Grohmann * ist Kabarettist und Koordinator der AnStifter. Wir danken ihm für die Zustimmung zum Abdruck dieser Kolumne.
* peter-grohmann@die-anstifter.de