Erinnerung an ein großes Fest – der Brunnen am Mengeder Markt
Im Frühsommer 2022 erfolgte der Abschluss der Restaurierungsarbeiten des Brunnens am Mengeder Markt. Das ist Anlass für die Denkmalbehörde Dortmund, dieses Denkmal in den Fokus zu rücken.
Auf Fürsprache der Kaiserin
Im Juli 1928 gab es ein großes Festwochenende in Mengede. Man feierte 1000 Jahre Mengede und bezog sich dabei auf einen Besuch Kaiser Heinrichs I. in Dortmund. Auf Fürsprache seiner Gemahlin, der Kaiserin Mathilde, schenkte er der „treuen Dienerin Williburg zwei Drittel Hufen Landes in der Villa Mengede“. Er bestätigte die Schenkung in einer auf den 13. April 928 datierten Urkunde, die aber in dem Register des Klosters Werden schon um 890 erwähnt wird. Im Jahre 1890 war Mengede immer noch ein relativ kleines Dorf, mit rund 1.700 Einwohner*innen. Erst durch die zunehmende Industrialisierung und vor allem durch die besser nutzbaren Grundstücke in Folge der Flussregulierung der Emscher siedelten sich mehr Menschen im Ort an, sodass sich um 1927 die Bevölkerungszahl mit mehr als 14.000 fast verzehnfacht hatte.
Festakt trotz Verlust der Selbständigkeit
Es verwundert darum nicht, dass man sich für den Festakt zur Tausendjahrfeier lieber auf die Schenkung von 928 berief. Schließlich hatte man damit nicht nur einen definitiven Eintrag, sondern besaß eine richtige Urkunde mit genauem Datum, die darüber hinaus von kaiserlicher Hand ausgefertigt wurde. Die Feststimmung der Mengeder trübte während der Vorbereitungen allerdings die Nachricht, dass sie zum 1. April 1928 nach Dortmund eingemeindet würden. Sie hielten jedoch an den geplanten Feierlichkeiten fest, und Dortmund zeigte sich großzügig. „Die Stadtverwaltung Dortmund hat dem Heimatverein Mengede zur Durchführung der Tausendjahrfeier am 28. und 29. Juli 1928 den Betrag von 1000 Mark überwiesen“, so vermeldete die Dortmunder Zeitung am 12. Juni 1928.
Niemand spricht vom Brunnen
Der Festakt im Juli wird von den Zeitungen ausführlich geschildert. Reden werden zitiert, Konzert- und Tanzveranstaltungen vermeldet, der Festzug in allen Einzelheiten beschrieben. Was fehlt, ist ein Hinweis auf das geplante Brunnendenkmal. „Von einem Brunnen, der den Platz im Herzen Mengedes ziert, ist nicht die Rede“, wie der Heimatverein Mengede bei seinen Recherchen feststellte. Lediglich die Straßenakte der Bauverwaltung vermerkt am 8. November 1928, dass ein Brunnenbau geplant ist, zu dem Anfang Januar 1929 der Kanalanschluss fertiggestellt wird. Bisher fehlen weitere Angaben zu Künstler, Auftraggeber, Bauzeit oder Kosten. Allein das Betrachten des Objekts selbst führt weiter.
Vermittlerrolle
Aus einem achteckigen Ziegelsteinbecken erhebt sich ein rund sechs Meter hoher Pfeiler. Dessen Schmuck bilden expressiv vermauerte Ziegelsteine – ein Stilmittel der 1920er Jahre. Das in Sandstein ausgeführte Wappen mit dem Schriftzug Mengede hebt sich deutlich ab. Darunter kann man A 928 D, und eine Zeile tiefer, die Jahreszahl 1928 lesen, die Referenz an das Jubiläum. Diese Schauseite richtet sich nicht zum Markt, sondern zum ab 1903 erbauten neuen Amtshaus. Welches Teil der großen Umgestaltung des Ortes war und aufgrund des starken Bevölkerungszuwachses erforderlich wurde. Dazu gehörte auch der nach 1913 angelegte große Marktplatz mit Schule, Turnhalle und Feuerwehrgebäude (später Saalbau). Stand man vor der Schauseite des Brunnens, erblickte man dahinter den Turm des Saalbaus. Leider wird diese Blickachse durch einen im Jahre 1990 dazwischen gebauten Neubau gestört.
Wasserprobleme
Heute erinnert der Gedenkbrunnen in erster Linie an das letzte Großereignis in Mengede, das die selbständige Gemeinde plante und als neuer Dortmunder Ortsteil durchführte. Es gab jedoch immer wieder Schwierigkeiten mit der Wasserzuführung, sodass der Brunnen daher lange Zeit nicht funktionierte. Die Brunnenschale diente nur noch als Blumenkübel. Der erste Versuch zur Restaurierung scheiterte 2008 noch an den Kosten. Doch inzwischen hat die Fa. Paetzke aus Hörstel den Brunnen restauriert und die Wasserzuflüsse sowie Abflüsse ertüchtigt. Der Beckenrand, den man vor Jahren in Beton erneuert hatte, ist nun wieder aus Backsteinen ausgebildet. Der Marktbrunnen ist somit fit für die Zukunft, insbesondere für sein eigenes hundertjähriges Jubiläum in fünf Jahren.
Quelle: Pressestelle der Stadt Dortmund; Fotos: oben rechts: Bruno Wittke; übrige Fotos: K.N.. Zur Vergrößerung der Fotos diese bitte anklicken!