„Neue Aufgaben – weniger Mitarbeiter – unzufriedene Kunden – Lösungsansätze“

Christian Uhr, Melanie Schmickler, Simone Hülsmann, Paul-Gerhard Stamm. Foto: Stadt Dortmund/Anja Kador

Stadt Dortmund und Flüchtlingshilfe-Organisationen im Gespräch

Rund 40 in der Flüchtlingshilfe ehrenamtlich und hauptamtlich Tätige sind am Donnerstag, 30. März 2023, im Gemeindehaus der Evangelischen St. Mariengemeinde in der Innenstadt zusammengekommen, um sich gemeinsam mit Personal- und Organisationsdezernent Christian Uhr und Mitarbeitenden der Ausländerbehörde auszutauschen. Thema: „Neue Aufgaben – weniger Mitarbeiter – unzufriedene Kunden – Lösungsansätze“.

Eingeladen zu der Veranstaltung hatten der Flüchtlingsrat der Ehrenamtlichen, das Diakonische Werk, die Caritas, die AWO, der Paritätische, das DRK und der Integrationsrat.
Paul-Gerhard Stamm, Sprecher der Ehrenamtlichen, moderierte den Abend und führte in das Thema ein: „Wir alle, die wir Geflüchtete und Zugewanderte begleiten, sind frustriert. Und nicht nur wir, sondern auch die KundInnen.“ Dabei geht es vor allem um Nichterreichbarkeit der Ausländerbehörde und die langen Bearbeitungszeiten von drängenden Angelegenheiten. „Wir möchten eine gute und funktionierende Ausländerbehörde,“ unterstrich Stamm, dem wichtig ist, dabei „niemanden auf die Anklagebank zu setzen“.

Zuwanderung wird vielfältiger
Melanie Schmickler, Leiterin der Abteilung für Ausländer- und Staatsangehörigkeitsanliegen (Ausländerbehörde), ordnete die aktuelle Situation für die Teilnehmenden ein. Sie machte deutlich, dass – neben der gestiegenen Zuwanderung von Asylsuchenden und Geflüchteten aus der Ukraine – die Aufgaben seit 2020 vielfältiger werden: So gestalte sich nicht nur Studium und der Arbeitsmarkt internationaler, auch nehme die Zuwanderung aus Staaten innerhalb der EU in den vergangenen Jahren weiter zu. Beispielhaft nannte sie die drei jüngsten Gesetzesvorhaben von 2023: Chancenaufenthaltsrecht, die Neuregelung der Fachkräfteeinwanderung und die Neuregelung im Staatsangehörigkeitsrecht. Neue Gesetze, so Schmickler, machten die Arbeit der Behörde aber nicht einfacher, sondern im Gegenteil entstünden meist mehr Prüfaufwände, was Bearbeitungszeiten deutlich verlängere.
Die Auswirkungen verdeutlichte Schmickler am Beispiel der Einbürgerung: Lag die durchschnittliche Dauer von Einbürgerungsverfahren vor drei Jahren bei 18 Monaten, hat sie sich bis heute auf 36 Monate verdoppelt.

Personalplanung der Stadt
Personal- und Organisationsdezernent Christian Uhr informierte über die Personalplanung der Stadt Dortmund, die im Stellenplan 2023 für Einbürgerungen und Staatsangehörigkeitsangelegenheiten fünf zusätzliche Stellen vorsieht. „Ich bin dankbar für die Möglichkeit, in dieser Veranstaltung mit den ehren- und hauptamtlichen Tätigen in der Flüchtlingshilfe in den Austausch und die Diskussion zu kommen. Nur wenn wir miteinander im Gespräch sind, können wir gemeinsam die Probleme bei diesem wichtigen Thema anpacken“, so der Personaldezernent.
Uhr informierte über die Maßnahmen der städtischen Personalverwaltung im Umgang mit Personalgewinnung für die Ausländerbehörde. So sollen etwa kurzfristig zehn Projektstellen eingerichtet und extern besetzt werden, die auf zwei Jahre befristet sind. „Damit entsteht ein Springerpool für einfache Aufgaben, das zur Entlastung beiträgt“, so Uhr. Außerdem wird eine 115-prozentige Personalbesetzung als besondere Fluktuationsreserve angestrebt.
„Als Arbeitgeberin befindet sich die Stadt Dortmund nicht nur im Wettstreit um die besten Köpfe und Fachkräfte mit privaten Unternehmen, sondern auch innerhalb des öffentlichen Dienstes konkurrieren die Städte und Gemeinden miteinander“, skizzierte Uhr die veränderten Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt. Die Stadt Dortmund will für das Ausbildungsjahr 2024 394 engagierte Nachwuchskräfte für über 40 unterschiedliche Ausbildungs- und Studiengänge gewinnen.

Dialog soll fortgesetzt werden
Einen intensiven Austausch hatten die ehrenamtlich Tätigen mit den Mitarbeitenden der Ausländerbehörde an drei Themeninseln. Hier tauschten sie sich aus zur Neuregelung des Fachkräfte-Einwanderungsgesetzes, zum Chancenaufenthaltsrecht und zum Einbürgerungsgesetz in seiner aktuellen und geplanten Fassung.
Als Nächstes werden die OrganisatorInnen der Veranstaltung und die  Ausländerbehörde ausloten, in welcher Form der begonnene Dialog fortgesetzt werden kann.

Quelle: Pressestelle der Stadt Dortmund