Achims kleine Farm (1)

Vom Familiengarten zum Selbstversorgergarten *

Hochbeet vor der tiefliegenden Terrasse

Von Eva Latterner

Es ist Aussaatzeit im Selbstversorgergarten in meiner Nachbarschaft. Gärtner Achim begutachtet die Beete, überprüft Bodenbeschaffenheit und Technik. Elke, die Gärtnerin, zieht im Haus die kälteempfindlichen Jungpflanzen vor, pflanzt sie sorgfältig um und beobachtet das Wachstum.
Noch hält sich die tägliche Arbeit im Gemüsegarten in Grenzen, noch ist Zeit für ein nettes Gespräch „über‘n Gartenzaun“.

Erdbeertreppe. Die Steine dienen dienen der Wärmespeicherung

Die Gärtnerin erzählt, dass der 200 Quadratmeter große Garten nicht immer der Selbstversorgung diente. Für die Familie war zunächst eine Spielwiese für die Kinder wichtig; hier konnten sie prima Federball spielen, Kindergeburtstage feiern oder gemütlich mit der Freundin klönen.

Ein erstes Hochbeet direkt neben der Terrasse machte vor einigen Jahren, nach dem Auszug der Kinder, den Anfang zur heutigen kleinen Gartenfarm. Experimentiert wurde damals mit Salat, Radieschen und Kohlrabi- das Risiko sollte sich in Grenzen halten. Das Experiment gelang, die Lust am Weitermachen war geweckt. 

Die guten Gartenerfahrungen führten im Laufe der Jahre mit der Anlage weiterer Hochbeete und Pflanzmöglichkeiten zum Selbstversorgergarten. Neben den üblichen Materialien aus dem Baumarkt setzte der kreative, handwerklich begabte Gärtner möglichst viele Materialen aus seinem reichen Fundus ein. Heute ein Musterbeispiel für Nachhaltigkeit.

Kartoffelbeet

Bewässert werden die Hochbeete mit Regenwasser aus unterirdischen, selbst angelegten Tanks, die insgesamt 4000 Liter Wasser fassen. Sollte das Regenwasser, wie in den vergangenen trockenen Jahren nicht ausreichen, muss natürlich Trinkwasser eingesetzt werden. Die Gärtnerin weist auf eine Zwischenwasseruhr hin, die die Menge des verbrauchten Trinkwassers erfasst. Für dieses Wasser fällt keine Abwassergebühr an, da es ausschließlich im Garten verwendet wird. Das Wasser wird in ein im gesamten Garten verlegtes  Leitungssystem zur Tröpfchenbewässerung gepumpt. Die Wasserleitungen dienen in den Beeten gleichzeitig als Trennlinien zwischen den verschiedenen Saaten.

Wildpflanze Beinwell

Wie wenig Platz für eine erfolgreiche und ausreichende Ernte benötigt wird, macht der Gärtner am Beispiel seines „ Kartoffelackers“ deutlich: Ob Belana, Gloriette oder Bamberger Hörnchen, auf nur drei Quadratmetern wächst direkt im Beet und in großen Pflanzringen die gewünschte Jahresmenge an Erdäpfeln.

Auch die bei den gärtnernden Großeltern, ihren Kindern und Enkelkindern heiß geliebten Erdbeeren brauchen dank der beiden Erdbeertreppen an der Terrasse sehr wenig Platz und können im Sommer im Vorbeigehen gepflückt und genascht werden

Totholzhaufen mit Insektenhotel

Der Gärtner weiß, dass ohne die freiwilligen fleißigen Helfer  die jährliche Gemüse- und Kräuterernte deutlich geringer ausfallen würde. So duldet er an vielen Stellen im Garten eine der Natur nachempfundene lässige Unordnung und bietet mit Totholzhaufen, Insektenhotels und auch Nistkästen den hochwillkommenen  Gartengästen wie Wildbienen, Käfern oder Grabwespen Unterschlupf und eine Bleibe. Auch Pflanzen, die sich ohne menschliches Zutun in den zahlreichen Ecken ansiedeln, dürfen bleiben und entpuppen sich so manches Mal als schmackhaftes Wildkraut. 

Arbeiten mit der Natur, Erfahrung sammeln  und Wissen erwerben- Elke und Achim haben ihren Garten im Laufe langer Jahre zur heutigen kleinen Farm umgebaut. Gute Tips zum ökologischen Gärtnern geben sie gerne weiter. Und nicht nur das: Die Blumengärtnerin und Schreiberin dieser Zeilen freut sich über eine Kiste junger Erdbeerpflanzen nach dem netten Gespräch über’n Gartenzaun.

*Der erste Teil der Geschichten über den Selbstversorgergarten der Nachbarn ist fertig. Es wird sich lohnen und ist deshalb geplant, im Frühsommer und zur Erntezeit die Erzählung fortzusetzen.
Fotos: Eva Latterner; zur Vergrößerung der Fotos diese bitte anklicken!