Achims kleine Farm (2)

Gute „garden-life – balance“ reduziert Arbeitsstress *

Von Eva Latterner

Es ist Reifezeit im Selbstversorgergarten in meiner Nachbarschaft.
In den vergangenen Wochen sind aus  kleinen, vorgezogenen Pflanzenkindern große und gesunde Gemüse- und Salatpflanzen geworden. Der vor zwei Monaten noch leer aussehende Kartoffelacker ist kräftig grün, in den Hochbeeten sind Pflücksalat, Gurken, Kohlrabi und Bohnen zu erkennen, im geschützten überdachten Beet reifen mehrere Sorten Tomaten.

Die Sträucher  im hinteren Teil des Gartens hängen voll mit Himbeeren und Johannisbeeren, die mit dem Johannistag am 24. Juni die erste Erntephase eingeläutet haben.

Gelassen berichtet die Gärtnerin, dass sie direkt nach ihrem Urlaub die frühen Früchte geerntet habe, der Gärtner sei nun für die Verarbeitung zuständig. Sie lacht, als ich sie auf die viele Arbeit „mit all dem Gemüse“ anspreche. Der Spaß, die Freude am Garten stehe im Vordergrund, sagt sie. Und Zeit für andere Dinge bleibe auch, wenn man einige Regeln beachte.
So sind beide tolerant gegenüber den meisten Wildkräutern im Garten und wissen deren Nutzen zu schätzen, lediglich sehr aggressiver Krautwuchs wird konsequent entfernt. Die  hübsche Ackerwinde mit den zarten Blüten zählt dazu, denn lässt man ihr ihren Willen, „wird sich jedes der charmanten Elfchen mit den gesenkten Köpfchen binnen kurzem in eine unerbittliche Schlange verwandeln……und auf dem Boden weiterwandern, immer auf der Suche nach Kartoffelstauden, Bohnenstangen, Brokkolipflanzen…oder irgendetwas anderem, was Halt gibt auf dem Weg nach oben.“ (aus: Jürgen Dahl, Zeit im Garten, 1994)
Der ebenso umtriebige Giersch hat glücklicherweise den kleinen Gemüse- und Obstgarten noch nicht entdeckt.

Der Gärtner erwähnt, dass ein Großteil der unerwünschten und lästigen Wildkräuter mit konsequentem Mulchen verhindert wird. Die Mulchschicht hält zudem die Feuchtigkeit im Boden, wodurch viel weniger gewässert werden muss. Grünabfall, der nicht als Mulch verwendet werden kann, landet auf dem Kompost und bildet, gemischt mit Gartenerde, den guten  Boden für gesunde Pflanzen. Der Kreislauf im Garten sei ihr wichtig, merkt die umweltbewusste Gärtnerin an; man sehe in der Umgebung immer wieder, dass – nicht nur – Grünabfälle einfach in der Landschaft abgeladen werden.

Für den Gärtner ist ein möglichst vielfältiges Gartenleben unabdingbar. Wo immer es geht, sorgt er auf der begrenzten Gartenfläche für Blühpflanzen, mit denen er  Insekten und  Vögeln ein Nahrungsangebot macht. Die Dächer des kleinen Gartenschuppens und des Holzunterstandes sind mit Sukkulenten wie Hauswurz und Fetthenne begrünt. Dafür hat er einfache Holzrahmen gebaut, mit Noppenfolie ausgelegt und mit einem Sand-Kies-Erdegemisch aufgefüllt. Hier, in dem mageren Boden in sonniger Lage, fühlen sich die aus Ablegern vermehrten Dickblattgewächse wohl.

Sonnig ist der gesamte, nach Süden ausgerichtete Selbstversorgergarten. Die Veränderungen durch zunehmende Hitzeperioden und Trockenheit fordern mittlerweile ihren Tribut. Da ist der Anbau mediterraner Kräuter eine Möglichkeit, der Anbau von Wein eine Weitere. Die Liebe zum Wein liegt dem aus der Südpfalz stammenden Gärtner im Blut, schon seit einigen Jahren zieht er Weinpflanzen im Garten. So entstand ein lauschiges und kühlendes Pergoladach, aber auch der Reifung und anschließenden Ernte der Trauben wird genügend Aufmerksamkeit gewidmet. Ob er eines Tages Wein keltern wird? 

*Das ist der zweite Teil der Geschichten über den Selbstversorgergarten der Nachbarn. Der erste Teil ist am 3. Mai diesen Jahres erschienen. Es ist geplant, mit einem weiteren Bericht zur Erntezeit die Erzählung abzuschließen.
Fotos: Eva Latterner unten links, übrige Fotos: Elke Bohr; zur Vergrößerung der Fotos diese bitte anklicken!