Mehr als die Hälfte der Deutschen wegen aktueller Trockenheit besorgt

Ergebnis einer Umfrage: Große Mehrheit will höhere Wasserabgaben
für Unternehmen mit viel Verbrauch

Mohnblumenwiese bei Lüneburg, © Thomas Möller, dwd

  • Zielgruppengerechte Informations- und Kommunikationsmaßnahmen nötig
  • Viele Menschen bei Wasserknappheit zu Einschränkungen bereit
  • Je älter die Befragten desto größer die Besorgnis

In einer Umfrage des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zeigen sich mehr als die Hälfte der Deutschen angesichts der aktuellen Trockenheit besorgt (rund 55 Prozent, alle Angaben gerundet) – je älter desto mehr. Knapp 37 Prozent der Befragten sind gar nicht oder kaum besorgt. Viele wären bei Wasserknappheit zu Einschränkungen bereit. Zugleich wollen fast zwei Drittel (61 Prozent) der Befragten, dass Unternehmen mit hohem Wasserverbrauch auch höhere Entnahmeabgaben zahlen.

Trockenheit in Deutschland 2022, See in Franken im Juli | Foto- BUND:Jörg Farys

Die repräsentative Civey-Umfrage* im Auftrag des BUND ist der Auftakt einer Serie, in der  BUND-ExpertInnen verschiedene Aspekte des drängenden Problems aufzeigen und Lösungsvorschläge anbieten: von der Stadtnatur über Infrastruktur und Wald bis zur Industrie. Trockenheit als Folge der Klimakrise betrifft alle Lebensbereiche. Fazit: Angesichts anhaltender Trockenheit brauchen wir dringend größere Anstrengungen beim Klima- und Biodiversitätsschutz.

Nach Regionen: Laut der Umfrage ist in Hessen (61 Prozent) sowie im Südwesten (Baden-Württemberg mit 59 Prozent und Rheinland-Pfalz mit 57 Prozent) die Sorge wegen Trockenheit besonders groß. In Mecklenburg-Vorpommern (47 Prozent) und in Sachsen (46 Prozent) zeigen sich die Menschen vergleichsweise weniger alarmiert.

Nach Altersgruppen: Vor allem Befragte über 65 Jahre äußern sich besorgt (64 Prozent). Am unbekümmertsten sind demnach junge Menschen zwischen 18 und 29 Jahren (34 Prozent) bei dem Thema. Um Wasser zu sparen, würden die meisten die Autowäsche oder sommerliche Bäder in Pool oder Planschbecken einschränken (Link zur Umfrage unter „Mehr Informationen“).

Sascha Maier, BUND-Gewässerexperte: „Den meisten Menschen in Deutschland ist wohl bewusst, dass die Verfügbarkeit von Wasser in näherer Zukunft leider keine Selbstverständlichkeit mehr sein wird und die länger dauernden Dürreperioden auch zu Nutzungs-Einschränkungen führen können. Aber es wurden auch starke Abweichungen unter den jeweiligen Altersgruppen festgestellt. Deshalb müssen zielgruppenspezifische Informations- und Kommunikationsmaßnahmen für eine wasserbezogene Allgemeinbildung zeitnah starten. Dies fordert auch die Nationale Wasserstrategie der Bundesregierung.“

Keine Gebühren-Ausnahmen für wassernutzende Wirtschaftszweige
Doch die großen Wasserverbraucher sind Energieversorger, Bergbau und verarbeitendes Gewerbe, öffentliche Wasserversorgung und zunehmend die Landwirtschaft. Für die Entnahme, das Fördern, Ableiten oder die vergleichbare Verwendung von Grundwasser oder Wasser aus Oberflächengewässern durch Unternehmen gibt es in Deutschland keine einheitliche Regelung. Abhängig vom Bundesland findet die Mitfinanzierung der Wasserversorgung durch Wirtschaftszweige mit hohem Wasserverbrauch gar nicht oder nur in geringem Maß statt.
Maier: „Die Mehrheit der Menschen in Deutschland ist sich generationenübergreifend einig, dass Unternehmen, die viel Wasser verbrauchen, auch höhere Wasserentnahmeabgaben zahlen müssen. Dies ist ein wichtiges Signal für eine bundesweit einheitliche Regelung des Wasserentnahmeentgelts. Aus Sicht des BUND sollten stark Wasser nutzende Wirtschaftszweige als Verursacher sogar höhere Abgabesätze zahlen, als beispielsweise für die Entnahme von Trinkwasser zu entrichten sind. „

*Das Markt- und Meinungsforschungsunternehmen Civey hat für den BUND vom 3. bis 5.Juli 2023 rund 5.000 Bundesdeutsche ab 18 Jahren online befragt. Alle Daten wurden im Civey-eigenen Panel mit verifizierten Teilnehmern erhoben. Die Ergebnisse sind unter Berücksichtigung des angegebenen statistischen Fehlers repräsentativ für die deutsche Bevölkerung.
Mehr Informationen:
Die Umfrageergebnisse https://www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/publikationen/fluesse/umfrage-ergebnisse-trockenheit-deutschland-2023-bund.pdf
Deutscher Wetterdienst, Deutschlandwetter im Juni 2023, 29. Juni 2023, https://www.dwd.de/DE/presse/pressemitteilungen/DE/2023/20230629_deutschlandwetter_juni2023_news.html
Quelle und Foto: BUND