Aus der 21. Sitzung der Bezirksvertretung Mengede am 30. August 2023 (Teil 2)

Was sonst noch wichtig war

Amtshaus; Archiv MIT

„Die Hauptsache ist, dass es fertig werde“

„Beim Cataster ist die Hauptsache, dass es fertig werde“. Diese Feststellung (und fordernde Botschaft) des deutschen Physikers, Geodäten und Publizisten Johann Friedrich Benzenberg (1777 – 1846) lernen alle Studenten der Vermessungskunde als dessen Kernaussage bereits in ihrem ersten Semester. Eine Aussage mit Allgemeingültigkeitswert, die insbesondere für das Riesenprojekt Internationale Gartenausstellung (IGA)  und den Aufbau eines Netzes für E-Ladestationen gelten. Auf Einladung der Bezirksvertretung Mengede hatte der für die IGA verantwortliche  Projektentwickler Jens Petersmann einen umfangreichen Bericht über die in diesem Zusammenhang notwendigen, tlw. begonnenen aber auch geplanten Realisierungsmaßnahmen abgegeben.
Er konnte verkünden, dass am Bahnhof Mooskamp in Niedernette das im Bau befindliche Schulungs- und Ausstellungsgebäude bereits im 4. Quartal dieses Jahres eröffnet werden wird.
Seine Ausführungen waren umfangreich und teilweise so detailliert, dass für das Plenum kaum eine Frage offen blieb. Ob der Bau einer 500 Quadratmeter großen Leichtbauhalle, die Anlage eines Zukunftsgartens, die Entgrünung bzw. Neuanlage von Gleisanlagen, der Aufbau  einer Ladeinfrastruktur, die Überbrückung der Eisenbahnanlagen („Haldensprung“) oder die Ertüchtigung der Zugangsstraßen: Alles soll zum Eröffnungstermin fertig sein. 

Beeindruckend war der Optimismus, mit dem der Projektleiter seine Ziele artikulierte, wobei man unwillkürlich in kritische Überlegungen verfiel, wieviel von dem ganzen Projekt wohl zu schaffen sein wird und was auf der Strecke bleibt. Nur zum Vergleich: Trotz aller Anstrengungen und nur, wenn alles nach Plan läuft,  wird es bis 2028 dauern, bis die beiden desolaten Mengeder Kanalbrücken erneuert worden sind.

Im Frühjahr 2027 wird die Internationale Gartenausstellung (IGA) in der Metropole Ruhr eröffnet. Mit dabei ist die ganze Region: Neben vielen kleinen Gärten und Parks wird es fünf Hauptausstellungsstandorte („Zukunftsgärten“) geben. Bergkamen und Lünen bilden gemeinsam einen Zukunftsgarten. Das sind gerade noch gut 3 Jahre, die man den Praktikern gewährt, um das in zahllosen Hochglanzprospekten beschriebene Bauvkonvolut umzusetzen. Und das in einer Zeit, wo man beklagt, dass überall Fachkräfte fehlen, die Preise inflationär ins Unkalkulierbare steigen und die überbordende Bürokratie mit ihren Lähmungseffekten Grund für die allenthalben spürbare Rezession sind.

Einrichtung von E-Ladestationen in Mengede
Zum Thema „Einrichtung von E-Ladestationen und Aufstellen von Straßenlampen mit Ladefunktion im Stadtbezirk Mengede“ erläuterte Rafael John Santiago als zuständiger „Koordinator Verkehrswende bei der Stadt Dortmund“ die derzeitige Situation. 

Die Basis der öffentlichen Lade-Infrastruktur bilden Ladesäulen, diese seien in unterschiedlichen Ausführungen und Leistungsklassen verfügbar. Sie seien häufig auf Parkplätzen, in Einkaufszentren, an Tankstellen oder anderen zentralen Orten in Städten und außerhalb wie etwa Autobahnraststätten platziert. Es gäbe in Dortmund ca. 3000 öffentliche  Ladepunkte. In Mengede, so der Referent, seien ca. 370 PKW mit E-Mobil-Antrieb angemeldet.
Ernüchterung folgt jedoch, wenn man seinen Blick auf die Übersicht im Stadtbezirk Mengede fokussiert. Die städtische Ladesäulenkarte (siehe Auszug) weist gerade einmal 3 Standorte auf: Gegenüber dem Amtshaus, Am S-Bahn-Haltepunkt in Westerfilde und am Netter Hallenbad. Letzterer ist aber seit längerer Zeit nicht mehr benutzbar. Hier wird besonders deutlich, dass zurzeit die Menschen, die über eine Immobilie verfügen, einen klaren Vorteil haben. 

Die Unternehmen, die mit der Aufstellung von weiteren Ladesäulen befasst seien, legten Wert auf eine wirtschaftliche Nutzung. Im Idealfall wünsche man sich täglich 4 Ladevorgänge mit je sechsstündiger Nutzungsdauer. Ein neuer Straßenbenutzungsvertrag mit Parallelität zur Ladeinfrastruktur sei in Arbeit. Hierzu bat der Referent um Hinweise auf mögliche Ladeplätze. Er wurde darauf hingewiesen (Jürgen Utecht, Bündnis90/Die Grünen), dass Standortvorschläge bereits von der Bezirksvertretung übermittelt wurden. Ebenso sei vorgesehen, dabei die Belange der Nutzer von E-Bikes zu berücksichtigen. Ein Straßenlampenprojekt sei jedoch nicht in Arbeit, da die Platzverhältnisse oft unzureichend sind.

Bewohner beklagen Verkehrs- und Baustellenlärm
Mit einem Dauerthema befasste man sich in der Einwohner-Fragestunde. Einmal mehr ging es um die bereits erduldeten, aktuell bestehenden und die erwartbaren Lärmbelästigungen der Einwohner in unmittelbarer Nachbarschaft des Knepper-Geländes. Die Firma Segro wird dort nach vollzogenem Abbruch der Industrieanlagen einen ca. 20 Hektar großen Logistik – und Gewerbepark entwickeln.

Klaus Langanki, der mit seiner Familie als Kreuzloh-Anlieger besonders betroffen ist, kritisierte, dass gemäß vorliegendem Lärmgutachten keine Beeinträchtigung prognostiziert wurde. Die Straße Langenacker werde aber seit langem, sogar von Schwerlastverkehr, sogar auch nachts, befahren. An eine Nachtruhe sei dabei nicht zu denken. In seiner Forderung artikulierte er, die Straßen Langenacker und Oestricher Straße für den gesamten Lkw-Verkehr zu sperren.
Volles Verständnis für das Anliegen der lärmgeplagten Ortsansässigen, aber kaum eine  Möglichkeit der Abhilfe war alles, was man aus der Runde übermitteln konnte. Mit Sarkasmus brachte es jemand auf den Punkt: „ Gewerbesteuern  für Castrop, den Lärm erhält Dortmund!“