Cannabis oder Schnaps?
Von Peter Grohmann
Nach der Legalisierung von Schnaps, Bier, Aiwanger, Glyphosat und Antisemitismus jetzt Haschisch! Deutschland am Abgrund. „Und was ist mit die kubanischen Zigarren? Du hast doch gute Beziehungen! Peter, ich brauch‘ Stoff!“, ruft meine Omi Glimbzsch über’n Gartenzaun. Selbst Friedrich Merz klagt gegen die Freigabe von Flugbenzin zum Verzehr, findet aber zuviel Zucker in zu vielen Lebensmitteln „voll OK, Alter!“.
Dass einem Viertel der Bürgerinnen und Bürger das nötige Kleingeld fehlt, um sich auch nur eine Woche Urlaub zu leisten, war ehrlich gesagt nie ein Thema – so wenig wie die Sorgen der Anderen, denen das Dach überm Kopp fehlt. Rassistisch gesehen, fließt bei 70 % der Auf-den-Straßen-Leber“ oder „Unter-Brücken-Wohner“ keinerlei deutsches Blut in den Adern, sondern normales. Sie halten durch. 700 000. Von den Verschuldeten im Lande und allen, die auf dem letzten Loch pfeifen, reden wir nicht. Beim Fußball liegt der Anteil von SpielerInnen mit Migrationshinderungsgrund bei rund 49,9 % und bay Bayer 04 Leverkusen sind gar 78 % des Kaders nicht richtig von hier. Aber ohne Migrationshintergrund wär‘ der Verein am Arsch und würde vielleicht zwangsdeportiert werden müssen.
„Is mich egal“, hätt‘ da Kazim Akboga vor seinem Freitod als 34jähriger Künstler gesungen. Er wuchs in einer Einwandererfamilie auf, ging auf Döner und Schule, macht Filme und Lieder und Kunst – aber der Durchbruch kam erst nach dem Tod zu Hause an. Kazim, der Schweinfurter, der die BVG besang, hätte Lockführer für Deutschland werden können. Heute wissen wir: Ohne „ausländisches Personal“ würden keine Züge mehr ankommen, nicht mal in Stuttgart. Dort verursacht das beton-verschlingende Schrottrojekt nach der manipulierten Volksabstimmung 40 Millionen Tonnen Abraum, der dann jahrelang quer durch die Republik kutschiert oder den Nachbarn vor die Türe gekippt wird. Ökologische Renaturierung nach Landesart, aber halt klimaneutral.
Zurück zum Blut! Es könnt‘ ein Blutbad geben, hofft Bild. Nein, nicht in der Türkei, wo eben die AfD eine bittere Niederlage einstecken mußte, trotz aller Wahlmanipulationen, sondern im Vaterland der Republikaner. Wenn Trump die Wahl gewinnt, heißt’s „Rache ist Blutwurst“ wie bei Erich Maria Remarque – im Westen nichts Neues! „Und wenn nich?“ fragt Omi Glimbzsch übern Gartenzaun. „Bürgerkrieg“, sag‘ ich. „Aber nur, wenn er nich gewinnt, Omi.“ Die Weißen haben sich eine demokratische Entscheidung selten leichtgemacht und noch seltener gefallen lassen.
Peter Grohmann * ist Kabarettist und Koordinator der AnStifter. Wir danken ihm für die Zustimmung zum Abdruck dieser Kolumne.
* peter-grohmann@die-anstifter.de