Europa an Emscher und Lippe

Bei den dramatischen Hochwasserereignissen im Juni 2021 lief das Hochwasserrückhaltebecken (HRB) Mengede/Ickern randvoll. © Rupert Oberhäuser/EGLV

Projekte von Emschergenossenschaft und Lippeverband (EGLV)
profitieren von EU-Fördergeldern

Am 9. Juni sind Europawahlen: Alle BürgerInnen erhalten die Gelegenheit, ihre VertreterInnen für das europäische Parlament zu wählen. Wie wichtig die Europäische Union auch für die Emscher-Lippe-Region ist, zeigen die zahlreichen Projekte von Emschergenossenschaft und Lippeverband, die unter anderem auch mit EU-Geldern umgesetzt werden: „Ob renaturierte Flüsse, neue Rückhalteräume für den Hochwasserschutz, Forschungsprojekte, die Innovationen für die Wasserwirtschaft entwickeln – das positive Wirken der EU zieht sich durch das gesamte blaugrüne Emscher-Lippe-Gebiet. Wir profitieren direkt von Brüsseler Initiativen“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender von Emschergenossenschaft und Lippeverband (EGLV).

Für EGLV sowie das Land NRW ist dabei besonders der „Europäische Fonds für Regionale Entwicklung“ (EFRE) von Bedeutung. Hier fließen EU-Gelder für bestimmte Schwerpunktthemen an das Land. Die Landesregierung stockt die Mittel ihrerseits auf und publiziert Förderprogramme. In speziellen Förderprogrammen wie zum Beispiel Interreg Nordwest Europa werden Fördermittel direkt an Emschergenossenschaft und Lippeverband gezahlt, um in europäischen Partnerschaften gemeinsam an Zukunftsthemen zu arbeiten. In den vergangenen 15 Jahren wurden knapp 60 Millionen Euro über EU-Fördermittel für EGLV-Projekte abgerufen.

Radwege
Aus den EFRE-Fonds wurden in der Vergangenheit unter anderem Radwege an den Gewässern, wie zum Beispiel der Seseke-Wege gefördert. Das Fuß- und Radwegenetz im Lippeverbandsgebiet verbindet auf 20 Kilometern die Städte Lünen, Kamen und Bönen. So haben Spazierenden und Radfahrenden die Gelegenheit die Seseke hautnah zu erleben und ihre Region ganz neu kennenzulernen.

Hochwasserschutz
Darüber hinaus sind die Klimafolgenanpassung und der Hochwasserschutz bereits seit vielen Jahren wichtige Themen für die EU. Die großen Hochwasserereignisse der 1990er Jahre am Rhein hatten die EU beispielsweise dazu motiviert, die EU-Gesetzgebung und -Förderung neu zu strukturieren. In diesem Kontext hat die Emschergenossenschaft ab Anfang der 2000er Jahre intensiv mit Verantwortlichen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, NRW und den Niederlanden zusammengearbeitet. Ziel war es, möglichst viele Rückhalteräume und Auenflächen entlang des Rheins und seiner Zuflüsse, wie Emscher und Lippe, in ein übergreifendes Hochwassermanagement einzubinden.

Die Emschergenossenschaft erhielt in diesem Zuge rund zwei Millionen Euro EU-Förderung für den Bau der Hochwasserrückhaltebecken Mengede/Ickern und Ellinghausen. Damit entstanden große Rückhaltestandorte mit über 1,6 Millionen Kubikmeter Retentionsvolumen – die bei den dramatischen Hochwasserereignissen im Juni 2021 randvoll liefen und im Emscher-Gebiet größere Überflutungen und Schäden verhinderten.

Klimafolgenanpassung
Neben vielen weiteren Projekten, die in den vergangenen Jahren im Bereich Hochwasserschutz und Klimafolgenanpassung gefördert und umgesetzt wurden, sind jüngst neue Förderprojekte gestartet. Unter anderem das Interreg-Projekt „FlashFloodBreaker“ zur Stärkung der Resilienz bei extremen Hochwasserereignissen. Geleitet von der Emschergenossenschaft, arbeiten hier 13 europäische Partner zusammen an dem Ziel, die Regionen widerstandsfähiger gegen Extremereignisse und Sturzfluten zu machen. Dafür sollen im länderübergreifenden Austausch Frühwarnsysteme, Kommunikationsmaßnahmen und Hochwasservorhersagen verbessert werden. Die Laufzeit des Projektes ist bis 2028 angesetzt. Die Emschergenossenschaft erhält für das Projekt 2,4 Millionen Euro Förderung aus dem EFRE-Fonds durch Interreg Nordwest Europa.

Seit November 2023 leitet der Lippeverband außerdem das Interreg-Projekt „ResNRJwater“. Neun Partner aus sechs Ländern verfolgen hier das Ziel, den Mix aus erneuerbarer Energieerzeugung und -nutzung zu verbessern, indem es die ungenutzten Potenziale des Wasser- und Abwassersektors in urbanen und ländlichen Gebieten erschließen. So soll den Herausforderungen durch die aktuelle Energie- und Klimakrise begegnet werden. Für das Projekt „ResNRJwater“ – ebenfalls mit Projektlaufzeit bis 2028 – erhält der Lippeverband rund 2,6 Millionen Euro Förderung aus dem EFRE-Fonds durch Interreg Nordwest Europa.

Forschung zu Spurenstoffen
Um auf internationaler Ebene an Lösungen für eine nachhaltige Wasserwirtschaft zu arbeiten, setzen EGLV außerdem von der EU geförderte Forschungsprojekte um. Prominente Beispiele sind die von der EU geförderten Interreg-Projekte PILLS und noPILLS. Hier haben sich EGLV von 2008 bis 2015 mit Institutionen aus fünf europäischen Nachbarländern mit der Verhinderung des Eintrags und der Beseitigung von Medikamentenrückständen aus dem Abwasser befasst. Die Erkenntnisse wurden unter anderem in Brüssel Vertreter*innen der EU-Kommission vorgestellt und gingen in die nachfolgenden EU-Gesetzgebungsverfahren ein, um künftig europaweit die Abwasserreinigung zu verbessern und Einträge in die Gewässer zu vermindern.

www.eglv.de

Quelle: EGLV