Liebe Kriegsverbrecher – Ein Kolumne von Peter Grohmann

Peter Grohmann

Liebe Kriegsverbrecher 

Von Peter Grohmann

willkommen beim Erbfolgekrieg 2024: Siege und Niederlagen! Schreie nach Fouls! Aber nichts wird den bösen Traum vom Sommermärchen beim Fischen trüben können. Für alle schlechten Nachrichten gilt unosono: Schlüpft unter die Deck! Wenn ihr noch eine habt. Mit Näglein besteckt? Da kann der alte Romantiker Johannes Brahms kaum Nagelbomben gemeint haben. Die gab’s in der Romantik noch nicht, sie sind ein Kind der Aufklärung. Doch auch damals gab’s schon dunkle Drohungen gegen Kinder: „Morgen früh, wenn Gott will, wirst du wieder geweckt.“ Er will nicht.

Nagelbomben – da triggert nur bei den wenigstes was. Attentat in Köln? Türkenkrieg? 20 Jahre später zurück zum richtigen Krieg: Da gibt’s keine Nagelbomben, wegen des Aufwands sind Streubomben effektiver. Sie setzen nach Abwurf hunderte Mini-Bomben frei, die sich bei Niederkunft und Explosion über große Areale verteilen. Streumunition trifft, verwundet und tötet wahllos. Bomben, die nicht explodieren, sind eine dauerhafte Gefahr und kaum zu räumen. Die meisten Opfer stammen aus der Zivilbevölkerung, häufig sind es Kinder. Morgen früh, wenn Gott will…

Die USA feuerte während des Vietnamkrieges 1955 – 1975 mehr als 250 Millionen Streubomben ab, von 1962 bis 1971 auch Agent Orange. Das ist bei der jungen Generation und ihren Eltern ein längst vergessenes chemisches Entlaubungsmittel. Im Libanon warf das Land, das ich nicht nennen will, in nur wenigen Tagen über vier Millionen Streubomben ab. In Tel Avis rufen Kinder: Free Netanjahu. Der rechte Arm der Hamas (der linke ist amputiert) pocht auf das Recht zu Kriegsverbrechen: eine Terrororganisation mit Regierungsauftrag. In der Ukraine haben die russischen Streitkräfte (wg. Befreiung) seit 10 Jahren intensiv Streumunition genutzt, egal, was es kostet oder wen es trifft. Die ukrainischen Streitkräfte haben sich mit Streumunition gerächt. Kriegsverbrecher setzen heute – wo auch immer – Streumunition und Fake news ein. Guck selbst: https://www.handicap-international.de/sn. Und unter www.bundeswehr.de finde ich diesen Satz: „Erleben Sie das Minenverlegesystem 85 am 8. Juni 2024 beim Tag der Bundeswehr in Augustdorf.“ Mit Kindern? Egal, und danke, Boris, für die Einladung!

Das sind klare Worte, Hass, Gewalt und Missbrauch – für rund 230 Millionen Kinder weltweit sind das zurzeit die prägenden Erfahrungen ihrer Kindheit. Sie haben als ABC-Schützen gelernt und wissen: Es gibt auch ABC-Waffen. Der Kriegsverbrecher von heute weiß: Krieg ist hässlich, muss aber sein, wegen der Feinde und wegen des Friedens. Er weiß aber auch: Atomwaffen, das geht garnicht – ist aber nicht verboten, im Gegensatz zum Giftgas. Das wurde übrigens 1909 von Nobelpreisträger Fritz Haber in Stuttgart erfunden. Noch Fragen? Die Antwort, mein Kind, weiß ganz allein der Wind. 

Peter Grohmann * ist Kabarettist und Koordinator der AnStifter. Wir danken ihm für die Zustimmung zum Abdruck dieser Kolumne.
* peter-grohmann@die-anstifter.de

 

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