Erstmals Nachwuchs bei den wahrscheinlich in der Natur ausgerotteten Evers-Reisfischen im Zoo Dortmund

Ein junger etwa zwei Millimeter großer Evers-Reisfisch, der gerade Deckung im Schutz der dichten Aquarien-Bepflanzung sucht.
© Marcel Stawinoga

Seit etwa drei Monaten hat der Zoo Dortmund den in der Natur wahrscheinlich ausgerotteten Evers-Reisfisch in seinem Bestand. Nun haben die jungen Evers-Reisfische im Zoo Dortmund erstmals selbst Nachwuchs.

In einer für die Evers-Reisfische aufgebauten Zuchtanlage hinter den Kulissen des Zoos schlüpften ein gutes Dutzend Jungtiere dieser bedrohten Tierart. Der Zoo Dortmund hatte aus dem Allwetterzoo Münster 73 Jungtiere dieses seltenen Reiskärpflings übernommen.

Ihre Schlupfgröße haben die jungen Reisfische mittlerweile beinahe schon verdoppelt, seit sie am Bauch ihrer Mütter aus dem Ei schlüpften. Der Evers-Reisfisch weist bei der Fortpflanzung eine Besonderheit auf. Er gehört zu den sogenannten „bauchbrütenden“ Reisfisch-Arten, die bisher nur auf Sulawesi in Indonesien nachgewiesen werden konnten. Während Reiskärpflinge üblicherweise nach der Paarung die befruchteten Eier an Pflanzen oder Wurzeln abstreifen, tragen weibliche Evers-Reisfische die Eier etwa zwei bis drei Wochen lang bis zum Schlupf am Körper. Wieso sich das bei diesen Reisfischen evolutiv so entwickelte, ist noch völlig unklar und bisher nicht erforscht.

Derzeit hält der Zoo Dortmund die Evers-Reisfische nur hinter den Kulissen. Künftig werden sie im Otter-Haus gezeigt, wo der Zoo unter anderem mit den dort lebenden Zwergottern sowie den Evers-Reisfischen den Lebensraum Reisfeld darstellen möchte.
© Marcel Stawinoga

Ein interessanter Fall für den Artenschutz

Der Evers-Reisfisch ist aber auch aus Artenschutz-Perspektive sehr interessant. Denn dieser Reisfisch konnte bisher in nur einem etwa 40 Meter langen, knapp zehn Meter breiten und nur wenige Meter tiefen Gewässer, dem Tilanga-Karstpool, auf Sulawesi in Indonesien nachgewiesen werden, wo er erst im Jahr 2010 von Hans-Georg Evers entdeckt wurde, nachdem der Fisch dann bei der Erstbeschreibung 2012 auch benannt wurde. Vermutlich kommt die Art nur in diesem einen Gewässer vor, was Evers-Reisfisch zu einem sogenannten Mikroendemiten macht.

Der Tilanga-Karstpool wurde kurz nach der Entdeckung des Fisches als natürlicher Swimmingpool mit kristallklarem, kühlen Wasser mitten im Dschungel für Menschen entdeckt und schnell bei Einheimischen und Touristen sehr beliebt und sogar kommerziell erschlossen, sodass Badelustige an einem dort errichteten Kassenhäuschen Eintritt für ein Bad in dem Gewässer zahlen müssen. Einige Menschen waschen sich in dem Pool, sodass Seife und andere Reinigungsmittel ins Wasser gelangen. Außerdem wurden zahlreiche nicht heimische Fische wie Karpfen und Guppys in dem Gewässer ausgesetzt.

Evers-Reisfische sind bald im Otter-Haus zu sehen

Als Wissenschaftler des Leibniz-Instituts zur Analyse des Biodiversitätswandels vom Museum Koenig in Bonn 2019 das Gewässer zu Forschungszwecken aufsuchten, konnten sie nur noch etwa zehn von den dort einst zahlreichen Evers-Reisfischen entdecken, die sich alle in schlechter Verfassung befanden und mit Parasiten und Pilzinfektionen bedeckt waren. Diese wurden wahrscheinlich durch die ausgesetzten Fische eingeschleppt. Heute ist der Evers-Reisfisch infolgedessen vermutlich in dem Pool verschwunden und damit eventuell gänzlich in der Natur ausgerottet.

Derzeit hält der Zoo Dortmund die Evers-Reisfische nur hinter den Kulissen. Künftig werden sie im Otter-Haus gezeigt, wo der Zoo unter anderem mit den dort lebenden Zwergottern sowie den Evers-Reisfischen den Lebensraum Reisfeld darstellen möchte.

dortmund.de/zoo

Quelle: Pressestelle der Stadt Dortmund