Die Aufstellung war buchstäblich ein Kraftakt. Los ging es am Montag am Zwischenlagerplatz am Petroleumhafen. Dort war der Portaldrehkran seit Mai 2023 unter freiem Himmel restauriert worden, begleitet durch die Stadterneuerung und die Untere Denkmalbehörde. Ein auf dem Gelände der Firma Drekopf aufgestellter Autokran lud den historischen Kran in mehreren Teilen über eine Brücke hinweg auf zwei Transportschiffe, die auf der anderen Seite der Brücke warteten. Es folgte eine kurze Fahrt gen Süden, zum Stadthafen. Das Frachtschiff, das den rund 37 Tonnen schweren Unterbau des Krans transportierte, musste literweise Wasser hinzuladen, um entsprechend tiefer gelegt unter der Brücke am alten Hafenamt hindurch fahren zu können.
Zwei Tage Aufwand für eine kurze Reise
Am Dienstagmorgen wurde das Baudenkmal erneut gehoben. Diesmal kam eigens ein Schwimmkran aus Rotterdam zum Einsatz und stellte das historische Gerät an der Speicherstraße auf, denn für einen Autokran fehlt dort der Platz.
Mit großer Passgenauigkeit waren am neuen Standort die Einzelteile aufeinander zu fügen und zu befestigen. Diesen letzten Schritt hatten die Mitarbeiter des ausführenden Restaurierungsateliers „Die Schmiede“ aus Duisburg akribisch vorbereitet – üben aber konnten sie ihn nicht. Entsprechend groß waren die Anspannung vor und die Erleichterung nach der Aufstellung.
Wetter war die größte Hürde bei der Restaurierung
Die Aufstellung war die wohl spektakulärste Herausforderung bei der Sanierung, die einzige aber war es bei weitem nicht. Insbesondere Wetterkapriolen mit langen Nässephasen stellten die Restauratoren immer wieder vor große Hürden. Denn sie arbeiteten unter freiem Himmel und mussten zahlreiche Schutz- und Lackschichten zunächst entfernen und wieder neu aufbringen, um das alte Metall langfristig zu bewahren. Im Endeffekt wurden deshalb nicht die geplanten vier Monate benötigt, sondern ein gutes Jahr. Teurer wurde die Sanierung dadurch aber nicht.
Kran bewahrt den Charme der Industriekultur am Hafen
Die Montage des Krans auf der Promenade am Stadthafen bildet den Schlusspunkt der Gestaltung des öffentlichen Raumes an der südlichen Speicherstraße. Leitende Idee war hier insgesamt der industriekulturelle Bezug. Dies schlug sich im Entwurf und in den verwendeten Materialien nieder. So ist zum Beispiel die Lage der historischen Gleise entlang des Hafenbeckens heute auf dem Pflaster der neu gestalteten Promenade erkennbar.
Die Schienen für den Portalkran befinden sich exakt an der Stelle der alten Gleisanlage. Vis-a-vis zum ebenfalls denkmalgeschützten Hafenamt, nahe der Anlegestelle Santa Monika und im Blickfeld der Brücke Sunderweg hat der Portaldrehkran einen würdevollen Standort gefunden. Hier bewahrt er dauerhaft den Charme der alten Industriekultur am Hafen.
Die Portaldrehkräne sind die letzten ihrer Art in Westfalen
Aus dem Dortmunder Hafen gibt es insgesamt zwei erhaltene Portaldrehkräne mit Baujahr 1906 und 1908. Mit „Portal“ ist die besondere Art der auf Schienen fahrbaren Unterkonstruktion gemeint. Beide Kräne sind die letzten ihrer Art in Westfalen. Noch bis 1984 waren sie im Arbeitseinsatz. Später, lange nachdem sie außer Betrieb waren, wurden sie nach einem Brand aus Sicherheitsgründen demontiert.
Der jetzt restaurierte Kran ist der jüngere von beiden. Im Gegensatz zu dem älteren Kran, der eine Unterkonstruktion aus Fachwerk hat, besitzt dieser Kran eine Metallkonstruktion als Unterbau, die vollkommen aus einem Guss geformt ist – daher der Name Vollportaldrehkran. Der elektrisch betriebene Kran wird als Baudenkmal mit Sinnbildcharakter für den Dortmunder Kanalhafen geführt. Er steht exemplarisch für die historische Ladetechnik. Als „Zeitzeuge“ hat der Kran die frühen Anfänge des Dortmunder Hafens miterlebt, der in diesem Jahr seinen 125. Geburtstag feiert, und seine Entwicklung zum bedeutendsten Kanalhafens Europas begleitet.
Der Kabelkanal am Boden des neuen Standorts auf der Promenade wurde originalgetreu nachgebildet. Was früher der Platz für die Stromführung des Krans gewesen wäre, dient heute der Unterbringung der Stromtechnik für die spätere Beleuchtung des Krans bei Nacht. Auch ein typischer Prellbock wurde bereits beim Bau der Promenade installiert. Das „Portal“ kann am neuen Standort auf der Promenade durchschritten werden. Damit wird der Kran aus nächster Nähe erfahrbar, ein echtes Denkmal zum Anfassen. Ideale Gelegenheiten dafür bieten sich beim „Hafenspaziergang“ am 31. August 2024 oder beim „Tag des offenen Denkmals“ am 8. September.
Die Restaurierung des Krans war Teil der EU-Fördermaßnahme
Die Kosten für die Restaurierung, den Transport und die Montage des Portaldrehkrans auf der Promenade am Stadthafen betragen rund 410.000 Euro. Es handelt sich um eine Teilmaßnahme des Projekts „Gestaltung des öffentlichen Raumes Speicherstraße – Hafen“ und wurde gefördert aus Mitteln der EU, des Bundes, des Landes NRW und der Stadt Dortmund.
In ein paar Jahren soll auch der zweite Portaldrehkran restauriert werden und seinen Platz an der nördlichen Speicherstraße am Schmiedinghafen bekommen. Er soll dann mit seinem Charme die fortgeführte Promenade am Wasser bereichern.