Wenn Räume Geschichten erzählen – Ausstellung im MKK zeigt Arbeiten des Dortmunder Fotografen Jörg Winde

Ausstellungsrundgang mit Jörg Winde (rechts), Kuratorin Nassrin Sadeghi und Museumsdirektor Dr. Jens Stöcker (links).
© Stadt Dortmund / Silke Hempel

Eröffnung am Mittwoch um 18 Uhr – Arbeiten aus 40 Jahren Fotografie

Der Fotograf und FH-Professor Jörg Winde fotografiert Räume und findet dabei Bilder, die von Menschen erzählen, ohne sie selbst zu zeigen. Die Ausstellung im Museum für Kunst und Kulturgeschichte zeigt ab Donnerstag, 5. September, eine Auswahl von zwölf kontrastreichen Serien aus 40 Jahren seiner Arbeit.

Ein hölzerner Schminktisch mit Heiligenbild, davor, sorgsam aufgereiht, drei blaue Flakons mit Inhalt und ein passendes Schälchen. Das Foto gehört zur Serie „Tante Änne“ und zeigt Blicke in Wohnräume von Senioren. Es zeigt keine Person, und doch setzt sich ein Bild der älteren Dame im Kopf zusammen. Genauso wie beim Foto eines Bürgermeister*innen-Zimmers mit großem Schreibtisch und Perserteppich davor – perfekt in Licht und Szene gerückt.

Ein Bild eines repräsentativen Raums aus der Ausstellung “In Räumen” von Jörg Winde.
© Jörg Winde

Spurensuche nach den Geschichten hinter dem Bild

„Ich habe die These, dass meine Bilder vom Menschen erzählen, ohne ihn zu zeigen“, sagt der Fotograf Jörg Winde. Das funktioniert mit seinen zwölf Bilderserien auf ganz unterschiedliche Weise. Mal dokumentarisch, mal inszeniert. Räume von Menschen in Armut oder Reichtum aus dem Ruhrgebiet und international – oder Industriefotografie bis hin zu abstrakten Details. Der Fotorgraf begibt sich mit seinen Bildern auf die Sprurensuche nach den Geschichten dahinter. „Ein schönes Beispiel sind die Fotos aus den Farbkammern, in denen lackiert wurde unter zum Teil menschenfeindlichen Bedingungen, das sind ja zum Teil sehr giftige Räume mit strengen Regularien“, sagt die Kuratorin der Ausstellung Nassrin Sadeghi. So erzähle Jörg Winde mit dem Bild einer strahlenden Autotür auch von den widrigen Arbeitsbedingungen dahinter.

Ein Bild der Ausstellung “In Räumen” von Jörg Winde (Farbraum, Dortmund 2004)
© Jörg Winde

Lichtstimmungen erzeugen Emotionen

„Wir finden die Auswahl besonders geglückt“, freut sich der Direktor des Museums für Kunst und Kulturgeschichte, Dr. Jens Stöcker. Und auch Jörg Winde ist zufrieden. „Das ist für mich ein Ritterschlag, hier ausstellen zu können.“ Es sollte keine Retrospektive sein. Und doch zeigen die ausgewählten Serien ein breites Bild der vergangenen 40 Jahre. Dabei zeigt sich die klare Handschrift des Fotografen. Zum einen die Reduktion des Bildes auf das Wesentliche, fast schon Abstrakte. Zum anderen das Spiel mit dem Licht, um Emotionen zu erzeugen. Wie in der Serie aus Belgrad. Die Bilder haben eine besondere Farbigkeit, aufgenommen in der Dämmerung, in der sich das blaue Licht des Tages mit dem farbigen Kunstlicht mischt und so ganz besondere Stimmungen erzeugt.

Die Ausstellung „In Räumen. Jörg Winde. Fotografien 1984-2024“ kann trotz aller Kontraste dennoch nur einen kleinen Teil des Schaffens des Dortmunder Fotografen und FH-Professors abbilden. Vertieft wird dieser Ausschnitt durch ein umfangreiches Begleitprogramm, bei dem Jörg Winde zum Teil selbst Vorträge und Führungen anbietet, die noch detaillierter seine Arbeit zeigen.

Fotograf Jörg Winde beim Rundgang durch “In Räumen” im MKK.
© Stadt Dortmund / Silke Hempel

Über Jörg Winde

Jörg Winde, geboren 1956 in Köln, studierte Fotodesign an der FH Dortmund und Kommunikationsdesign an der GH Wuppertal. Seit 1984 ist er als Fotograf in den Arbeitsfeldern Architektur-, Interieur- und Industriefotografie tätig. Neben seiner freiberuflichen Arbeit widmete er sich in zunehmendem Maße freien dokumentarischen Projekten im In- und Ausland. 1999 wurde er an die Fachhochschule Dortmund als Professor für Fotografie berufen, wo er bis 2024 lehrte. Er lebt in Bochum und ist Mitglied im Berufsverband Freie Fotografen und Filmgestalter (BFF) und in der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh). Seine Arbeiten sind in zahlreichen Publikationen, Einzel- und Gruppenausstellungen veröffentlicht sowie in Museumssammlungen vertreten.

 Daten

  • Die Ausstellung „In Räumen. Jörg Winde. Fotografien 1984-2024“ ist vom 5. September 2024 bis zum 23. Februar 2025 im Studio des MKK zu sehen.
  • Ausstellungseröffnung am Mittwoch, 4.  September, um 18 Uhr Museum für Kunst und Kulturgeschichte, Hansastraße 3, 44137 Dortmund.

Begleitprogramm

Öffentliche Führungen, jeweils am vierten Sonntag im Monat von 14 bis 15 Uhr, 3 Euro pro Person (29.9.2024 / 27.10.2024 / 24.11.2024 / 15.12.2024 / 26.1.2025 / 23.2.2025.)

After Work Führungen

jeweils am dritten Mittwoch im Monat von18 bis 19 Uhr, drei Euro pro Person (18.9.2024 / 16.10.2024 / 20.11.2024 / 11.12.2024 / 15.1.2025 / 19.2.2025).

Salongeschichten – Führungen mit Kaffee und Kuchen am Mittwoch, 2.10 und 16.10.2024 jeweils von 14:30–16:30 Uhr. 10 Euro pro Person, begrenzte Plätze, deshalb bitte anmelden bis 12 Uhr am Vortag unter info.mkk@stadtdo.de oder 0231 50-2 60 28.

Artist Talk mit Jörg Winde

Jeweils von 18 bis 19 Uhr, drei Euro pro Person.

  • 11.2024: Eine kurze Geschichte der Interieurfotografie
  • 1.2025: Baluty. Ein Viertel und seine Geschichte
  • 2.2025: Wie fotografiert man Bürgermeisterzimmer?

Portraits aus der iranischen Gesellschaft 

Mit Arbeiten von Jörg Winde und Samaneh Khosravi, Vortrag und Gespräch am 3.12.2024 um 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

ArtLab x Jörg Winde

Kreativworkshop für Erwachsene, am 29.1.2025 von 18 bis 21 Uhr, drei Euro pro Person.

Anmeldung erbeten unter info.mkk@stadtdo.de oder 0231 50-2 60 28.

 

Quelle: Pressestelle der Stadt Dortmund

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