Stadt Dortmund würdigt das Debüt der Hamburger Zeichnerin und Autorin mit 10.000 Euro
Der Preis ist ein weiteres Highlight für die lebendige Comic- und Cartoon-Szene in Dortmund. Verliehen wird er durch Oberbürgermeister Thomas Westphal am 7. Februar 2025. Damit wird die Comic-Stadt Dortmund weiter gestärkt. Der Preis ist aber auch deutschlandweit schon jetzt etwas Besonderes, findet Preisträgerin Hannah Brinkmann: „Ich fühle mich sehr geehrt, die erste Preisträgerin des Dortmunder Comic-Preises sein zu dürfen, der einer der wenigen Preise in Deutschland ist, die exklusiv Comics ehren.“
Persönliche Auseinandersetzung mit dem Thema Wehrpflicht und Gewissen
Die Preisträgerin beeindruckte die Jury, die sich aus Fachleuten der (Comic-)Kunst- und Kulturszene zusammensetzte, mit einer Graphik-Novel, die sich mit einem Teil der Geschichte der BRD auseinandersetzt – dem Wehrdienst. Die 1990 in Hamburg geborene Comic-Zeichnerin und -Autorin Hannah Brinkmann hat sich dem Thema „Wehrpflicht“ und Gewissen inhaltlich und grafisch sehr kreativ und (künstlerisch) anspruchsvoll genähert.
Sie erzählt auf der Basis ihrer eigenen Familiengeschichte von der Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland und der Wiedereinführung der Wehrpflicht 1957. Ihr pazifistischer Onkel Hermann scheiterte 1973 an der sogenannten Gewissensprüfung. Sein Leiden an der von ihm als ausweglos empfundenen Grundausbildung bei der Bundeswehr führte ihn schließlich in den Suizid.
„Hannah Brinkmann gelingt es in herausragender Weise, den politischen Diskurs der jungen Bundesrepublik und die Frage, ob ein Staat berechtigt sein kann, über das Gewissen seiner jungen Bürger zu entscheiden, mit dem persönlichen Schicksals ihres Onkels zu verknüpfen, den sie nie kennengelernt hat: eine gleichermaßen meisterliche wie empathische und somit äußerst preiswürdige Leistung“, so die Begründung der Jury.
Comic-Szene schaut auf Dortmund
Hannah Brinkmann hat die Graphic Novel vor vier Jahren veröffentlicht, es war ihr Debüt. „Ich freue mich unglaublich, dass „Gegen mein Gewissen“ nochmal eine solche Aufmerksamkeit geschenkt wird. Sowohl persönlich als auch politisch verliert Hermanns Geschichte für mich nicht an Bedeutung, und diese Ehrung würdigt auch das“, sagt sie. „Ich danke der Stadt Dortmund für die Initiative dieses Preises und freue mich schon auf die zahlreichen Comiczeichner*innen, die ihn nach mir bekommen dürfen“.
Es ist das richtige Jahr für den Preis: Der schauraum: comic und cartoon wird fünf Jahre alt, die Simpsons-Ausstellung knackt alle Besucher-Rekorde und sorgt für überregionalen Jubel in der Presse. Aber nicht erst seit den Erfolgen des schauraum: comic + cartoon schaut die Szene auf Dortmund. Viele talentierte Zeichner*innen haben im Ruhrgebiet ihre Heimat oder kommen regelmäßig für Lesungen hierher. Zudem gibt es auf der Bildungsetage des Dortmunder U, der uzwei, regelmäßig Workshops mit Autor*innen, um den Nachwuchs zu fördern. Aber auch das Museum für Kunst und Kulturgeschichte und die Bibliotheken mit dem Fritz-Hüser-Institut veranstalten Lesungen, Ausstellungen und Tagungen zum Thema. Die Szene ist vielfältig und tauscht sich aus, doch einen Preis gab es bislang nicht. Der Dortmunder Comic-Preis wird die Szene ab jetzt unterstützen und ihr zusätzlich mehr Aufmerksamkeit geben.
Shortlist der Jury:
Zeina Abirached: Piano Oriental
Hannah Brinkmann: Gegen mein Gewissen
Nele Jongeling: Emil:ia
Ika Sperling: Der Große Reset
Die Jury:
Kulturdezernent Jörg Stüdemann (Juryvorsitz) sowie die Ratsmitglieder, Dominik De Marco, Stefan Dondrup, Matthias Dudde und Joachim Pohlmann, die Fachpreisrichter Dr. Alexander Braun (Kurator des schauraum: comic + cartoon), Andreas Platthaus (Autor und Journalist), Dr. Véronique Sina (Medienwissenschaftlerin), Dr. Stefan Mühlhofer (Geschäfsführender Direktor der Kulturbetriebe) sowie Sophia Paplowski vom schauraum: comic + cartoon (ohne Stimmrecht) und Isabel Pfarre vom Kulturbüro Dortmund (ohne Stimmrecht).