Zwei innovative Programme bei FABIDO: Mit geflüchteten Menschen dem Fachkräftemangel entgegen wirken

Katharina Bräutigam, Teamleitung Personalentwicklung bei FABIDO, begrüßte Svitlana Bondar (r.) herzlich.
© Stadt Dortmund / Roland Gorecki

Dortmund wächst – und damit auch der Bedarf an Kinderbetreuung. Der städtische Kita-Träger FABIDO hat jetzt mit zwei Modellprojekten neue Wege beschritten, um zugereiste Menschen zu Erzieher*innen zu machen.

„Startklar“ und „Kita-Einstieg“ heißen die beiden Programme, die am 1. Oktober gestartet sind. Sie sollen mittelfristig neue Fachkräfte in die städtischen Kitas bringen. Das Besondere: FABIDO hat die Teilnehmenden unter den Menschen gefunden, die nach ihrer Flucht aus der Heimat in Dortmund angekommen sind.

„Wir glauben ganz fest daran, dass das eine Win-win-Beziehung sein wird. Für unsere Kitas brauchen wir immer mehr gut qualifizierte Erzieher*innen, und wir bieten den neu angekommenen Menschen in Dortmund einen unkomplizierten Einstieg in den Arbeitsmarkt“, sagt Jugend- und Familiendezernentin Monika Nienaber-Willaredt.

Es sind noch Plätze frei

44 Menschen sind zum 1. Oktober in den Programmen gestartet, die die Flüchtlinge auf die Arbeit in den FABIDO-Kitas vorbereiten sollen. Daniel Kunstleben, Geschäftsführer bei FABIDO, freut sich über den Zuwachs aus anderen Ländern: „In unseren Kitas leben wir Vielfalt und Diversität. Darum passen diese Menschen auch so gut zu uns. Sie können mit ihren individuellen Voraussetzungen und ihren beruflichen Abschlüssen ein großer Gewinn für uns sein.“

72 Teilnehmer wären möglich gewesen. „Das kommt noch. Das Interesse ist ungebrochen und wir führen weiterhin Bewerbungsgespräche“, sagt Kunstleben. Ein Grund für den zeitlichen Verzug: Ausländische Zeugnisse etwa müssten für die Anerkennungsverfahren beim Jobcenter beglaubigt übersetzt sein. Das koste mehr Zeit als angenommen.

Knapp 100 Menschen haben sich bei FABIDO auf die beiden Programme beworben, die im Grunde ähnlich funktionieren: Drei Tage arbeiten die Teilnehmer*innen in einer der 99 FABIDO-Kitas mit, an zwei Tagen wird Deutsch gelernt. Durch die Arbeit mit den Kindern sollen die Teilnehmer*innen pädagogisches Wissen erlernen, in dem Sprachkurs in der Volkshochschule werden sie auch für fachliche Diskussionen fit gemacht. Gefordert ist die B2-Qualifikation.

Dass die Programme „Startklar“ und „Kita-Einstieg“ nach nur einem halben Jahr gestartet werden konnten, liegt an der guten Zusammenarbeit von allen Beteiligten: Job-Center, Dezernat 4, FABIDO, Kitas, Volkshochschule und Agentur für Arbeit.
Stadt Dortmund / Roland Gorecki

Ziele von „Kita Einstieg“ und „Startklar“

„Kita Einstieg“ richtet sich an Menschen, die in ihrem Herkunftsland einen vergleichbaren Abschluss zur deutschen Fachhochschulreife gemacht haben. Damit steht ihnen nach dem Programm die dreijährige praxisorientierte Ausbildung (PIA) zum/zur Erzieher*in offen. Während des Programms arbeiten sie als Kita-Hilfskräfte bei FABIDO. Aktuell sind hier 21 Menschen gestartet.

Im Programm „Startklar“ haben zum Oktober 23 Menschen begonnen. Sie alle haben in ihrem Heimatland einen beruflichen Abschluss im pädagogischen Bereich gemacht. Ist die Anerkennung entsprechend, können sie als pädagogische Fachkraft (entsprechend einer/einem Erzieher*in) oder als pädagogische Ergänzungskraft (entsprechend einer/einem Kinderpfleger*in) beschäftigt werden. So lange werden sie bei FABIDO als pädagogische Hilfskräfte eingesetzt.

An der Finanzierung von „Startklar“ und „Kita Einstieg“ beteiligen sich das Jobcenter bzw. die Bundesagentur für Arbeit: Sie übernehmen einen Teil der Personalkosten – je nach Einzelfall bis zu 50 Prozent für maximal die Hälfte der Beschäftigungszeit, höchstens neun Monate. Die Kosten für die Sprachkurse bei der Volkshochschule übernimmt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.

 

Drei Tage pro Woche arbeitet Svitlana in der FABIDO-Kita Fliederstraße, zwei Tage lernt sie in der Volkshochschule Deutsch.
© Stadt Dortmund / Leopold Achilles

Svitlana Bondar: „Dortmund ist unsere Zukunft“

Ukrainerin gehört zum Modellprojekt „Startklar“. In ihrer Heimat war sie Grundschullehrerin, jetzt arbeitet sie in einer FABIDO-Kita

Svitlana Bondar lächelt. Heute ist ihr vierter Arbeitstag. Es tut ihr gut, wenn sie in die Kita an der Fliederstraße kommt, wenn die Kinder toben oder spielen. Die junge Frau gehört jetzt zum Team FABIDO. An drei Tagen in der Woche kümmert sie sich um die Kleinen in der Fuchsgruppe. Es ist ihr großes Glück, dass sie wieder mit Kindern arbeiten kann. Svitlana kommt aus der Ukraine. Vor eineinhalb Jahren ist sie mit ihrer Familie vor den russischen Raketen geflüchtet.

Der städtische Kita-Träger FABIDO hat sie in sein Programm „Startklar“ aufgenommen. FABIDO richtet sich damit an zugezogene Menschen, die in ihren Heimatländern eine pädagogische Ausbildung absolviert haben. In der Anerkennungsphase ihres Berufsabschlusses arbeiten sie an drei Tage pro Woche in einer FABIDO-Kita, zwei Tage lang büffeln sie für einen Sprachkurs (B2). Wenn Svitlana die Prüfung besteht, winkt ihr eine unbefristete Stelle im pädagogischen Bereich bei FABIDO.

Die Chancen stehen gut: Svitlana ist Grundschullehrerin. Zehn Jahre hat sie in Slowjansk unterrichtet. Lesen und schreiben haben die Kinder bei ihr gelernt, sie hat Kunst unterrichtet und Sport. Deshalb passt sie so gut in das Programm. Sie freut sich, dass sie wieder arbeiten kann. „Dortmund ist jetzt unsere Zukunft“, sagt die 35-Jährige, ihre Heimat musste sie verlassen.

In der Ukraine war Svitlana Bondar Grundschullehrerin.
© Stadt Dortmund / Privat

Fast ihr ganzes Leben hat sie in Slowjansk gelebt. Slowiansk ist eine mittelgroße Stadt im Osten der Ukraine. Svitlana ist dort geboren, aufgewachsen, sie hat in Slowjansk studiert. Sie hat dort gemacht, was junge Menschen so machen. Sie hat gearbeitet, sich verliebt, geheiratet und zwei Kinder bekommen. „Wir hatten dort alles“, sagt sie.

Dann startete Russland seinen Angriffskrieg. „Der Beschuss begann am 24. Februar 2022 um 5 Uhr in der gesamten Ukraine“, erzählt Svitlana. Die Front war noch 70 Kilometer von Slowjansk entfernt. Aber ein strategisches Ziel der Russen lag viel näher: der Militär-Flughafen Kramatorsk. Mit dem Auto ist er keine zwanzig Minuten von Svitlanas Haus entfernt. „Wir hörten die Bomben. Ständig gingen die Sirenen. Das macht etwas mit einem“, sagt die junge Frau leise.

Im April 2022 zog die Familie in die Großstadt Krywyj Rih. Eine andere Stadt, dasselbe Bild. Wieder Bomben und Sirenen. „Wir hatten Angst um unsere Kinder. Wir mussten sie schützen“, sagt die junge Frau. Im März 2023 dann die Flucht. Über Lwiw und Polen ging es nach Hannover. „Am 24. März 2023 sind wir in Dortmund angekommen. Das Datum werde ich nie mehr vergessen“, sagt Svitlana.

In den vergangenen eineinhalb Jahren ist die Familie in Dortmund angekommen. Svitlana hat viel erreicht und kann stolz auf sich sein. Nächstes Jahr im Sommer steht die Abschlussprüfung für den Sprachkurs an. Bei „Startklar“ dabei zu sein, gibt ihr Kraft und Hoffnung. Sie schaut positiv in die Zukunft: „Wir freuen uns, dass wir uns hier in Dortmund ein neues Leben aufbauen können.“

 

Quelle: Pressestelle der Stadt Dortmund