Das bisherige Konzept einer Lichtpromenade mit Wasserlauf beruht auf dem preisgekrönten Entwurf eines Wettbewerbs, der vor 26 Jahren ausgelobt wurde. Dieses Konzept hat bereits etliche Veränderungen hinter sich. Doch es stößt an die Grenzen dessen, was an Anpassung noch möglich ist. Bauliche Gründe spielten ebenso eine Rolle wie veränderte Ansprüche – zum Beispiel an die Bedarfe des Fuß- und Radverkehrs nach heutigem Maßstab. Der ursprünglich geplante Wasserlauf ist nicht durchgehend machbar, und es gibt den Wunsch nach deutlich mehr Grün, Hitzeschutz und Aufenthaltsqualität.
Aufenthaltsqualität und Klima-Resilienz
Die Anpassung an die Folgen des Klimawandels sollten Ausgangs- und Mittelpunkt für die verantwortungsvolle Planung einer Straße sein, die eine solch zentrale und prominente Achse bildet wie die Kampstraße. Von dieser Position aus würde man heute sicher von vornherein zu einem anderen Entwurf kommen. Die nicht abreißende öffentliche und politische Diskussion spiegelt das deutlich wider.
Daher haben sich Verwaltungsvorstand und die Bau- und Planungsverwaltung entschlossen, dem Rat der Stadt vorzuschlagen, das Konzept des Architekturbüros Atelier Fritschi + Stahl nicht mehr umzusetzen und die entsprechenden Beschlüsse aufzuheben. Stattdessen soll das Projekt mit den heutigen Zielsetzungen neu gestartet werden.
Bürger*innen werden beteiligt
Die richtige Weichenstellung bestimmt am Ende die Qualität der Planung. Daher gehört die Einbindung der Bürger*innen sowie besonders betroffener Akteur*innen schon in einer frühen Phase dazu. Gleich zu Beginn soll auch eine externe Projektsteuerung mit an Bord genommen werden. Sie begleitet den komplexen Diskussions- und Kommunikationsprozess, auch später in der Umsetzung, und soll das Zusammenwirken aller planerisch Beteiligten koordinieren. Mit einem europaweiten Vergabeverfahren soll im kommenden Jahr die Partner*innen für einen solchen Projektneustart gefunden werden.
Gestaltungsentwürfe per Ausschreibung
Mindestens drei Büros sollen zudem via Ausschreibung aufgefordert werden, Entwürfe für die Gestaltung zu erarbeiten. Alternative Entwurfsansätze können so gut gewürdigt und die Eignung des Büros bzw. der Bietergemeinschaft eingehender bewertet werden. Ziel ist es, das beste Konzept zu realisieren. Die Stadt möchte die Leistung als Generalplanung ausschreiben. So liegen die Planungsleistungen für Verkehrsanlagen, Freianlagen und weitere wichtige Leistungen in einer Hand.
Vieles ist schon vorgedacht
Den Büros geben viele aktuelle Erkenntnisse Orientierung, die durch Untersuchungen vorliegen, darunter der Prozess zum Anstoß eines Citymanagements, das City-Durchgrünungskonzept des Umweltamtes oder der Masterplan Plätze. Aus der bisherigen Planung für die Kampstraße kann das Wissen zu den besonderen Restriktionen einfließen – etwa der geringe Raum zwischen Stadtbahnbauwerk-Decke und Straßenoberfläche, der Wasser und Grün stark beschränkt.
Dennoch ist in der Kampstraße Platz für viele große Zukunftsbäume, auch für Brunnen. Beete und blühende Pflanzflächen können als kleine Lebensräume für eine verbesserte Biodiversität sorgen. Es soll ein Stadtraum entstehen, der durch den Fußgänger*innen- und Radverkehr geprägt ist. Der Lieferverkehr zu den anliegenden Gewerbetreibenden ist zu berücksichtigen. Auch Veranstaltungen wie die Weihnachtsstadt sollen weiterhin ihre multifunktionalen Flächen bekommen. Das alles muss die Neuplanung in Einklang bringen.
Mit externer Projektsteuerung den Gesamtprozess beschleunigen
Durch eine externe Projektsteuerung soll sich die Ausführung spürbar beschleunigen. Das Ziel: Die Kampstraße als identitätsstiftender und mikroklimatisch wirksamen Stadtraum, in dem man sich gerne aufhält und einkauft – grün und urban. Im Mittelpunkt stehen dabei die Menschen, die die Stadt ausmachen, als Besucher*innen wie auch als Bewohner*innen.
Temporäre Gestaltung und Aktionen bis zur Umsetzung
Ab Mitte 2026 steht erst einmal die Kanalerneuerung im Mittelabschnitt der Kampstraße an. Anschließend, ab Mitte 2027, soll die Umgestaltung folgen. Das Projekt könnte dann im Jahr 2030 beendet werden. Bis dahin begleitet die Stadt den Prozess intensiv mit temporärem Grün und Aktionen.