WÜRDIGE GEDENKFEIER ZUM VOLKSTRAUERTAG AM MAHNMAL ADALMUNDSTRASSE
Der Heimatverein Mengede veranstaltete zum heutigen Volkstrauertag eine würdige Gedenkfeier am Mahnmal Adalmundstrasse in Mengede.
Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden Hans-Ulrich Peuser erinnerten Bezirksbürgermeister Axel Kunstmann und Pfarrerin Stephanie Lüders an all diejenigen, die Opfer von Gewalt und Krieg geworden sind. Auch deswegen sollte die Hoffnung auf Frieden ein immerwährendes zentrales Anliegen aller sein.
Beide Ansprachen sind in diesem Beitrag abgedruckt. (Herzlichen Dank!!!)
Musikalisch begleitet wurde die Gedenkfeier durch den Bläserchor Mengede unter der Leitung von Hans-Ulrich Peuser.
Gedanken zum Volkstrauertag 17.11.2024 in Mengede
Von Axel Kunstmann
Warum können wir eigentlich nicht in Frieden leben, frage ich mich, fragen Sie sich vielleicht? Warum gibt es so viel Streit, Hass und Krieg in der Welt? Warum gibt es so viel Schmerz, Tränen und Trauer?
Warum kriegen wir es nicht hin, in Frieden zu leben, Frieden zu halten?
Es gab und gibt zu allen Zeiten Menschen, die Krieg super finden, die sich freiwillig melden, für Geld kämpfen und morden, die im Krieg das Abenteuer suchen.
Und es gab und gibt auch die Menschen, die die Kriege befehlen, die eine Nation in den Krieg ziehen lassen, die aus politischen und wirtschaftlichen Interessen, aus Machtinteressen, Konflikte schüren, um sich Vorteile zu verschaffen.
Es scheint als gehörten Streit, Gewalt und Krieg zu uns Menschen.
Es scheint als seien in uns Menschen immer zwei Seiten angelegt. Zum einen haben wir Hemmungen, Gewalt auszuüben, aber gleichzeitig gehören offenbar Aggressionen ebenfalls zum menschlichen Handeln dazu.
Wenn Krieg und Gewalt immer eine Option sind, dann sind Frieden und Gewaltlosigkeit natürlich auch immer eine Option. Krieg ist kein schicksalhaftes Phänomen. Wir können auch anders.
Wenn wir einen freien Willen haben, und den haben wir, dann können wir uns selbstverständlich für den Krieg ODER den Frieden entscheiden. Wenn Kriege im Geist der Menschen entstehen, so kann auch Frieden in unserem Denken entstehen. Jeder von uns ist selbst dafür verantwortlich.
„Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin“. Ein Gedanke der Friedensbewegung. Stellen wir uns vor, allen Menschen auf der Welt geht es gut, keiner hat mehr Lust auf Krieg – wäre das ein weltweites Friedensszenario? Keiner, niemand, kein einziger von acht oder neun Milliarden Menschen. Diese Bedingung ist in unserer Welt unerfüllbar.
Und zudem ist das Zitat aus einem Gedicht von Berthold Brecht auch nicht vollständig: „Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin.“ Der Satz geht aber noch weiter: „– dann kommt der Krieg zu dir!“
Die Konsequenz daraus ist bekannt. Willst du Frieden, rüste zum Krieg. Sei vorbereitet, sei wehrhaft und stark, dann lässt man dich in Ruhe. Doch wenn man stark ist, Macht hat, dann setzt man diese Macht auch gerne ein, um die eigenen Interessen durchzusetzen. Ein Teufelskreis.
Um echten Frieden zu schaffen, müssen wir die strukturellen Ungerechtigkeiten, die kulturellen und ideologischen Differenzen, die politischen und sozialen Spannungen in den Fokus nehmen. Wir müssen diese Probleme sowohl auf individueller als auch auf globaler Ebene angehen. Wir sind als Gesellschaft gefordert, diese Probleme zu verstehen und gezielt an Lösungen zu arbeiten – sei es durch Dialog, Bildung, soziale Gerechtigkeit oder Förderung der Empathie. Verständnis, Kommunikation und Respekt müssen wir in den Mittelpunkt unserer Überlegungen und unserer Handlungen stellen.
Frieden ist kein Zustand, den man einmal erreicht und dann für immer behält, sondern ein kontinuierlicher Prozess, der ständige Arbeit und Achtsamkeit erfordert – und das im persönlichen, lokalen und internationalen Bereich. Aber Frieden ist möglich, wenn wir als Einzelperson, als Gemeinschaft, als Gesellschaft den Willen haben, daran zu arbeiten.
Gedanken zum Volkstrauertag 17.11.2024 in Mengede
Von Stephanie Lüders
Liebe Bürgerinnen und Bürger im Stadtteil,
als Vertretende der Kirchen grüße ich Sie und Euch:
Der Friede Gottes sei mit uns allen.
Was kann uns Hoffnung auf Frieden geben, in diesen Zeiten?
Jedes Jahr an Volkstrauertag erinnere ich mich daran,
dassmein Vater immer zu seiner Tochter, zu seinen Kindern und Enkelkindern gesagt hat: „Frieden ist das wichtigste, setzt euch für Frieden ein!
Mein Vater hatte seinen Vater nie kennengelernt,
weil er kurz nach der Geburt seines Sohnes im 2. Weltkrieg verstarb.
Die zwei Weltkriege, die Deutschland begonnen hat,
brachten Leid über andere Völker und über unser Volk.
Dank all denen, die all die Jahre sich kontinuierlich engagiert haben,
auch hier im Stadtteil Mengede
an Volkstrauertag an die Schrecken dieser Kriege zu erinnern.
Es ist heute wichtiger denn je.
Was kann uns Hoffnung auf Frieden geben, in diesen Zeiten?
Zwei Lieder der Hoffnung trage ich in meinem Herzen:
Wir brauchen die Schöpfungsgeschichte, weil sie die große Erzählung vom guten Anfang allen Lebens ist.
Die Hoffnung der Menschen singt zwei Lieder, das eine:
„Einmal wird es sein!“
Einmal wird es sein,
dass die Tyrannen von den Thronen gestürzt sind und dass die Toten leben.
Einmal wird es sein, dass kein Kind mehr Angst haben muß vor Bomben
und jedes Kind genug zu essen hat.
Das andere Lied der Hoffnung ist das Lied: „Es war einmal.“
Das Leben ist nicht eisigen Zufällen entsprungen, es hat einen guten Anfang.
Nicht gigantische Götterkämpfe haben zum Anfang der Welt geführt.
Gott hat die Welt, die Pflanzen, die Tiere und schließlich uns Menschen ins Leben gerufen mit zärtlicher Stimme.
Die Schöpfung ist ein Liebesakt, nicht ein Machtakt Gottes.
Gott war seiner Einsamkeit müde.
Gott wollte lieben und geliebt werden.
Die Schöpfung bleibt die Geschichte vom guten Anfang
im jüdischen, christlichen und islamischen Glauben.
Gott schuf dem Menschen zu seinem Bilde.
Jeder Mensch ist ein Ebenbild Gottes.
Der Soldat, die Soldatin, aus unserem Volk,
die heute für Frieden und Sicherheit in Europa und weltweit sorgen.
Junge Menschen, die zivilen Friedensdienst für ein Jahr weltweit machen.
Jeder Mensch ist ein Ebenbild Gottes.
Der ukrainische Soldat, die russische Soldatin, die sich alle nach Frieden sehnen.
Die Menschen im Nahen Osten, gleich welchen Glaubens,
die Frieden brauchen, für ihre Familien, für ihr Land.
Die so schnell vergessenen Menschen an den Orten weltweit, in denen Krieg herrscht, Menschen, die auch unsere Aufmerksamkeit brauchen.
Lasst uns Versöhnung suchen über allen Gräbern
und nach dem Weg zum Frieden, der so schwer und so nötig zu finden ist.
Lasst uns Lieder der Hoffnung in unseren Herzen bewahren:
„Es war einmal ein guter Anfang!“
„Einmal wird es sein!“ Dass Frieden und Gerechtigkeit sich küssen.
Lasst uns Schritte des Friedens gehen, wo wir können.
Amen