Stiefellecker der ‚Welt‘
Von Peter Grohmann
Wiktionary bezeichnet Stiefellecker – natürlich nur umgangssprachlich – als Arschkriecher, Kriecher, Schleimer, Speichellecker. Unter sinnverwandten Begriffen werden noch Steigbügelhalter und Schleimscheißer genannt, Begriffe, die in meiner Wortschaft fehlen und die bestenfalls meine Omi Glimbzsch in Zittau verwendet hätte: Eine Kämpferin für Frauenrechte von Geburt an. Ihre deutliche Sprache hängt auch mit der proletarischen Herkunft zusammen – der örtlichen Parteiführung machte sie damals schon ordentlich Feuer unterm Arsch, auch wenn es keine Kohle gab – wenn Sie wissen, was ich meine.
Hat alles nicht gezündet, wie wir heute wissen. Die Frauen und Feuer von damals interessieren niemanden mehr. Merke: Kein Schwein ruft mich an. Heute gibt es auf jede Frage hundert Antworten, auch auf die nie gestellten. Das kann an allem liegen – krumme Gene, falsches Herkunftsland, zuviel Melanin, Entzündungen im Gehirn, Gedächtnisverlust beim Radfahren, kognitiver Abbau – eins hängt am anderen und mit Wahrnehmung, Lernen, Erinnern, Denken und Wissen zusammen. Was wissen wir schon wirklich über Glyphosat? So oder so nichts Gutes, außer dass das Pflanzengift freundliche Stiefellecker bei der FDP fand:
„Die FDP bekennt sich zur Chemieindustrie in Deutschland“ und „zum risikobasierten Ansatz bei der Bewertung von Stoffen.“ Mit dem Risiko könnte Elon Musk gemeint sein, den Lindner als Vorbild für Deutschland vorgeschlagen hatte. Lindner schleimt und spricht über den Mut von Musk, „bisher nicht Vorstellbares anzugehen“ – woran man sieht, dass Glyphosat jetzt schon viel tiefgreifender in unsere Gesundheit eingreift als angenommen. Kognitiver Abbau liberaler Traditionen beim Dreikönigstreffen in Stuttgart.
Um im Duktus meiner Sprache zu bleiben: In Österreich ist die ÖVP am Arsch, weil sie dieser Tage in den der rechtsradikalen FPÖ kriechen muss, wenn sie Ämter und Einfluss erhalten will. Wiener Frauen aus (fast) allen Fraktionen hatten sich vorab gegen die FPÖ und ihr feindliches Frauenbild gestellt. Da erinnert Mann sich gern an Annalena, die den neuen Machthaben in Damaskus eben an die Rechte der syrischen Frauen erinnerte. Freilich: Deutschland blockierte jüngst eine Regel, die Frauen in der EU besser vor Vergewaltigung und Cyberstalking schützen will, was u,a. am Einfluss eines Justizministers von der FDP lag. Um Gottes Willen – aber ganz unter uns: Bei den hiesigen Frauenrechten ist viel, sehr viel geschwärzt, sprich: nicht lesbar.
Mit Trump und Musk, mit Weidel, Kickl & Co. kommt die Frau schneller an den Herd zurück.
Kleine Erinnerung: Noch vor 70 Jahren beschloss der DFB, Frauenfußball zu verbieten. Die mulipolaren Putinversteher würden sich umgehend dieser Idee anschließen.
Peter Grohmann * ist Kabarettist und Koordinator der AnStifter. Wir danken ihm für die Zustimmung zum Abdruck dieser Kolumne.
* peter-grohmann@die-anstifter.de