
Hochwasserrückhaltebecken „Emscher-Auen“
© Rupert Oberhäuser/EGLV
Ausbau der Hochwasserschutzanlage schreitet gut voran. Emschergenossenschaft rechnet mit Fertigstellung der Arbeiten im Sommer 2025. Das Investitionsvolumen beträgt rund 70 Millionen Euro
900.000 Kubikmeter Fassungsvolumen besitzen die Emscher-Auen. Es ist das größte Hochwasserrückhaltebecken der Emschergenossenschaft, größer sogar noch als der Phoenix See in Dortmund-Hörde (maximal 840.000 Kubikmeter). Nach der Beseitigung der seit der Abwasserfreiheit nicht mehr erforderlichen Trenndämme bestehen die Emscher-Auen ab zirka Mitte 2025 aus einem einzigen Becken. Das Fassungsvolumen wird im Endausbauzustand ganze 1,1 Millionen Kubikmeter betragen.
„Konkret entspricht das dem Inhalt von sieben Millionen Badewannen, die im Extremwetterfall in den Emscher-Auen zurückgehalten werden können – ein wichtiger Baustein für die weitere Verbesserung des Hochwasserschutzes an der Emscher“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft. In Zeiten des fortschreitenden Klimawandels und zunehmender Extremwetterereignisse liefert diese Maßnahme einen wesentlichen Beitrag zur Klima-Resilienz der Region.
Der Hochwasserschutz ist seit Gründung der Emschergenossenschaft im Jahr 1899 eine ihrer wesentlichen Aufgaben. „Bei der Umgestaltung der Emscher spielte der Hochwasserschutz eine gewichtige Rolle. Die dabei geschaffenen Rückhalteräume helfen mit, um die immer häufiger zu Trage tretenden Auswirkungen des Klimawandels abzumildern“, sagt Dr. Frank Obenaus, Technischer Vorstand der Emschergenossenschaft. Anders als noch 1991 geplant, entstanden im Zuge des Emscher-Umbaus letztlich bis heute anstatt 4,6 Millionen mehr als fünf Millionen Kubikmeter an zusätzlichem Retentionsraum zur Optimierung des Hochwasserschutzes im Emscher-Gebiet.
Aktueller Stand der Arbeiten
Ganz aktuell wurden bereits zirka 85 Prozent der zwischenzeitlichen Dämme im Hochwasserrückhaltebecken Emscher-Auen entfernt und teilweise neue Böschungen angelegt. Innerhalb des Beckens wurde eine Vogelinsel „modelliert“ sowie diverse Vertiefungen in der Beckensohle angelegt – diese stehen künftig zur Förderung der Artenvielfalt für diverse Lebewesen permanent unter Wasser. Darüber hinaus werden in Kürze die Dämme des Heimanngrabens innerhalb des Hochwasserrückhaltebeckens zurückgebaut. Hierbei wird auch die vorhandene Brücke über den Graben abgerissen. Ab voraussichtlich März wird die neue Brücke über den Heimanngraben – dann außerhalb des Beckens – hergestellt.
Die wasserwirtschaftlichen Maßnahmen der Emschergenossenschaft gehen einher mit einer städtebaulichen Entwicklung der Quartiere entlang der Gewässer. Mit dieser Verzahnung von Wasserwirtschaft und Städtebau verfolgt die Emschergenossenschaft im Schulterschluss mit ihren Mitgliedskommunen eine Verbesserung der Lebens- und Aufenthaltsqualität für die Bevölkerung in der Region. Der Betrieb von Abwasserkanälen, Pumpwerken, Kläranlagen, Gewässern und Hochwasserschutzeinrichtungen bildet dabei den Dreh- und Angelpunkt der sozial-ökologischen Transformation im Ruhrgebiet.
Wegebau beginnt im Herbst 2025
Mit dem Generationenprojekt Emscher-Umbau sorgte Deutschlands erster Wasserwirtschaftsverband zwischen 1992 und 2021 dafür, dass die Abwässer nicht mehr über offene Schmutzwasserläufe, sondern durch unterirdische Kanäle zu den Kläranlagen gelangen. „Einst offene Schmutzwasserläufe weichen nach und nach blaugrünen Erlebensräumen, die erleb- und erfahrbar gemacht werden – im wahrsten Sinne“, sagt Uli Paetzel, „allein im Emscher-Gebiet entstanden gemeinsam mit den Kommunen mehr als 360 Kilometer an neuen Rad- und Fußwegen entlang unserer Flüsse und Bäche.“
Mit dem Wegebau im Nahbereich des Hochwasserrückhaltebeckens Emscher-Auen soll im Herbst 2025 begonnen werden, sodass mit einer Fertigstellung im Sommer 2026 zu rechnen ist. Teilweise parallel zu diesen Arbeiten wird dann auch die Renaturierung des Heimanngrabens durchgeführt.
Lage des Beckens im Osten der Emscher
Die Emscher-Auen umfassen eine Fläche von 33 Hektar. Das entspricht der Größe von 46 Fußballfeldern. In Dortmund und Castrop-Rauxel gelegen, also im Osten der Emscher-Region, erzielt das Becken auch im Westen einen erheblichen Effekt. Denn das Prinzip dabei ist: Was in Quellnähe an Wasser zurückgehalten werden kann, kommt erst gar nicht an der Mündung an – kann dort also nicht für Überflutungen sorgen. Zur Entlastung des Hochwasserrückhaltebeckens Emscher-Auen baute die Emschergenossenschaft darüber hinaus nur wenige Kilometer weiter östlich das Hochwasserrückhaltebecken Dortmund-Ellinghausen: Es besteht aus mehreren Beckenteilen, die auf beiden Seiten der Ellinghauser Straße gelegen knapp 530.000 Kubikmeter Fassungsvolumen bieten. Die offizielle Inbetriebnahme war im vergangenen Sommer.
Zahlen und Fakten – auf einen Blick:
900.000 Kubikmeter fassen die Emscher-Auen heute.
1,1 Millionen Kubikmeter Fassungsvolumen sind es nach dem Ausbau.
7 Millionen Badewannen – so viel Wasser kann das Becken später aufnehmen.
33 Hektar groß ist die Fläche des Beckens.
46 Fußballfelder passen dort drauf.
Emschergenossenschaft
Am 14. Dezember 1899 als erster deutscher Wasserwirtschaftsverband gegründet, ist die Emschergenossenschaft heute gemeinsam mit dem 1926 gegründeten Lippeverband Deutschlands größter Betreiber von Kläranlagen und Pumpwerken. Die Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Unternehmens sind die Abwasserentsorgung, der Hochwasserschutz sowie die Klimafolgenanpassung. Ihr bekanntestes Projekt ist der Emscher-Umbau (1992-2021), bei dem die Emschergenossenschaft im Herzen des Ruhrgebietes eine moderne Abwasserinfrastruktur baute. Dafür wurden 436 Kilometer an neuen unterirdischen Abwasserkanälen verlegt und vier Großkläranlagen gebaut. Rund 340 Kilometer an Gewässern werden insgesamt renaturiert. Parallel entstanden in enger Kooperation mit den kommunalen Partnern über 360 Kilometer an Rad- und Fußwegen, die das neue blaugrüne Leben an der Emscher und ihren Nebenläufen erleb- und erfahrbar machen.
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