Ein Brauturm mit Krone

Kronenturm-Projekt: Dachgarten mit Krone
© RKW Architektur +

31 Projekte profitierten im Jahr 2024 von den Empfehlungen des Gestaltungsbeirates

Sechs Mal hat sich der Gestaltungsbeirat im vergangenen Jahr über neue Bauvorhaben in der Stadt beraten. Prominentes Beispiel ist der Kronenturm, für den es jetzt einen Plan mit Wohnungen gibt – und dem buchstäblich eine Krone wachsen soll.

Ansicht Kronenturm-Projekt
© RKW Architektur +

Viele Akteur*innen in Dortmund engagieren sich für eine gute Planungs- und Baukultur und entwickeln sie stetig weiter. Wesentlichen Anteil daran hat der Gestaltungsbeirat. Seit nunmehr 23 Jahren berät er in Dortmund sehr erfolgreich Bauherrschaft, Architekturbüros und Planende bei ihren Konzepten und Projekten, in einem frühen Stadium der Planungsphase. In seinen sechs Sitzungen beriet das Gremium 2024 insgesamt 31 Projekte, sechs davon mehrfach, sowie drei aus den Vorjahren. Die Bandbreite war dabei wieder enorm.

Eines der Projekte war der lange leerstehende Brauturm auf dem ehemaligen Kronen-Gelände an der Märkischen Straße. Die LINIM-Gruppe möchte den Kronenturm als Wohngebäude umnutzen und greift damit eine ältere Idee wieder auf. Durch neue Zwischendecken könnten ausreichend hohe Geschosshöhen für die Wohnungen geschaffen werden.

Der aktuelle Gestaltungsbeirat im Januar 2025
© Stadt Dortmund / Roland Gorecki

Fassade mit Bezug zum Ort

Das Dortmunder Büro „RKW Architektur+“ hat dafür drei Entwürfe vorgelegt. Die Variante „Plastischer Turm“ setzt dem Gebäude buchstäblich eine Krone aus Backstein mit einem Dachgarten auf. Mit Loggien an allen vier Ecken auf jeder Etage wird die Fassade transparent. Diese Variante war im Gestaltungsbeirat schnell Favorit. Er sprach sich dafür aus, den historischen Bestand der Nachbarbebauung stärker mit dem Turm zur Wirkung zu bringen – denn durch eine komplett neue Fassade könnte das Gebäude wie ein Neubau wirken und die Geschichte des Ortes gänzlich verloren gehen.

Für einen Ensemblecharakter empfahl der Beirat, konkret das Fassadenmaterial der zwei ebenfalls leerstehenden Brauerei-Gebäude aufzugreifen.

Wenn das Projekt in der Planung und der Prüfung seiner Umsetzbarkeit weiter fortgeschritten ist, soll es ein weiteres Mal beraten werden. Gegebenenfalls können dann alternative Konzeptionen oder bereits Materialmuster bewertet werden.

Im Jahr 2024 wurden auch sechs Tageseinrichtungen für Kinder besprochen. Ebenso wie ein Schul- und Sporthallencampus wurden sie bereits im Zuge der städtischen Machbarkeitsstudie beraten. So war es möglich, frühzeitig städtebauliche Anregungen mit auf den Weg zu geben und den Erhalt von Bestandsgebäuden abzuwägen. Wenn es später um die architektonische Gestaltung geht, kehren auch diese Projekte noch einmal in den Gestaltungsbeirat zurück.

Kronenturm-Projekt: Beispiel Innenraum-Ansicht
© RKW Architektur +

Mehr Zeit für die Beratung und Vor-Ort-Besuche

Insgesamt nahm sich das Gremium im zurückliegenden Jahr mehr Zeit für die einzelnen Projekte, um sich innerhalb einer Sitzung intensiver über sie auszutauschen. Neu waren auch die Vor-Ort-Besuche externer Fachleute an ausgewählten Projekten im Vorfeld der Sitzungen. Weil sie überwiegend nicht aus Dortmund kommen, ist der direkte persönliche Eindruck umso wichtiger, um abzuschätzen, wie sich ein Projekt in die Umgebung einfügt.

Die Zahl der Projekte im geförderten Wohnungsbau hat zugenommen – das spiegelt sich auch in der Arbeit des Gestaltungsbeirats. Eine immer größere Rolle spielt die schon vorhandene Bausubstanz, sei es für Umnutzungen oder für Erweiterungen bzw. für Um- und Anbauten oder Aufstockungen.

Auf Projekte in der City legt der Gestaltungsbeirat ein besonderes Augenmerk. Grundlage ist dann der „Masterplan Plätze“.

Außenperspektive ehemalige Bundesbank (Luisenstraße/Poststraße)
© BAID architektur GmbH

Womit sich der Gestaltungsbeirat 2024 beschäftigt hat

  • Infrastruktur- und Bildungseinrichtungen: Kindertageseinrichtungen, Schulen, Sporthallen (darunter die Fassade der Sporthalle an der Übelgönne), Feuerwache, neue Ausbildungseinrichtung der Handwerkskammer
  • Wohnbebauung: Mehrfamilienhäuser, zum Beispiel am Hombrucher Bogen / Luisenglück oder in der Viktoriastraße
  • Büro- und Geschäfts-/Gesundheitshaus: etwa am Westfalendamm (Westfalentor), „Health Cube“ im Wilopark, Projekt im und um das alte Bundesbank-Gebäude am Hiltropwall; Hotel

Innenhofperspektive ehemalige Bundesbank
© BAID architektur GmbH

Im Mai 2024 hatte der Rat eine geänderte Geschäftsordnung des Gestaltungsbeirates beschlossen. Seitdem wurden auch Ergebnisse aus Wettbewerben beraten. Zuvor wurden diese dem Gremium nur vorgestellt. Die Änderung macht sich vor allem dann bemerkbar, wenn der zunächst priorisierte Entwurf wesentlich abweicht von den Vorstellungen des Gestaltungsbeirates oder gravierende baukünstlerische Defizite auftreten.

Bei einem Innenstadtprojekt empfahl der Gestaltungsbeirat denn auch ein Qualifizierungsverfahren. Davon profitiert der ausgewählte Entwurf am Ende, denn die Planungsbüros können sich im Wettbewerb intensiv mit einer Bauaufgabe auseinandersetzen. Der fachliche Leistungsvergleich bietet die Chance, verschiedene Entwurfskonzepte hinsichtlich ihrer Gestaltung, ihrer städtebaulichen Dimensionen sowie ihrer Wirtschaftlichkeit zu bewerten. Die Mitglieder des Gestaltungsbeirats waren an mehreren erfolgreichen Wettbewerbsverfahren beteiligt.

Innenansicht Foyer Bestandsgebäude Hiltropwall
© BAID architektur GmbH

Neue Mitglieder im Gestaltungsbeirat

Im vergangenen Jahr sind zwei neue Mitglieder dazugestoßen:

  • Dr. Wolfgang Sonne, Professor für Geschichte und Theorie der Architektur an der Fakultät für Architektur und Bauingenieurwesen der Technischen Universität Dortmund und wissenschaftlicher Leiter des Baukunstarchivs NRW sowie stellvertretender Direktor des Deutschen Instituts für Stadtbaukunst,
  • Anne Hangebruch, Inhaberin eines Architekturbüros in Zürich und Juniorprofessorin für den Bereich „Massive Baukonstruktion“ an der Technischen Universität Dortmund.

Infos zum Gestaltungsbeirat online:

https://www.dortmund.de/themen/planen-und-bauen/stadtplanung/gestaltungsbeirat/

Quelle: Pressestelle der Stadt Dortmund