Tränen der Trauer oder Freude

Das Team des Schulmuseums übersetzt auch Familiengeheimnisse

Gut gehütete Familiengeheimnisse oder die Liebesbriefe der Oma: Das Team im Westfälischen Schulmuseum erfährt in der Sprechstunde für alte deutsche Schriften oft Emotionales – an jedem Dienstag im Monat.
Der nächste Termin ist der 4. März.

Die Klingel schrillt im Westfälischen Schulmuseum in Marten am ersten Dienstag im Monat ab 14 Uhr oft. „Omas Tagebücher“, die Sprechstunde für alte deutsche Schriften, ist gut besucht, auch währen des Umbaus läuft das Angebot weiter. Entstanden ist die regelmäßige Sprechstunde aus einer Ausstellung vor sechs Jahren: „Oma, kannst du das lesen?“ Das Angebot kam so gut an, dass es seitdem regelmäßig läuft. Museumsleiter Michael Dückershoff und Mitarbeiterin Rabea Kern entziffern alte Dokumente, Feldpost und Urkunden in Kurrent oder Sütterlin. Das Angebot soll auch eigentlich nur eine Hilfestellung sein, doch die meisten bitten um eine komplette „Übersetzung“.

In der Sprechstunde Namen des leiblichen Großvaters erfahren

Wie das Ehepaar de Klein. Uwe de Klein hat im Haus seiner Eltern Dokumente gefunden, die sich offensichtlich mit der Adoption seines Vaters beschäftigen. Ein Thema, über das nie viel in der Familie gesprochen wurde. „Mich interessieren diese alten Dinge. Je älter ich werde, desto mehr will ich über die Vergangenheit erfahren“, so de Klein. Das Schriftstück ist in Kurrent-Schrift verfasst. „Ich glaube, dass darin meine Großeltern, also die Adoptiveltern, gebeten werden, meinen Vater zu adoptieren“, sagt Uwe de Klein. Michael Dückershoff und Rabea Kern versuchen, es zu entziffern. Schnell wird klar, dass dieses Schreiben vom leiblichen Großvater stammt. Uwe de Klein ist überrascht, er hatte nicht damit gerechnet, den Namen zu erfahren. Bislang kannte er nur den Namen der Großmutter. „Das ist sehr spannend, wir werden dem auf jeden Fall nachgehen“, sagt er gerührt. Ein emotionaler Moment, auch für die Mitarbeitenden im Museum.

Tränen der Trauer oder Freude – Emotionale Ausbrüche kommen vor

„Ich hatte schon mehrfach Tränen bei der Sprechstunde. Wenn man zum Beispiel vorliest, dass jemand verstorben ist und das keiner wusste“, sagt Rabea Kern. Bei alten Feldpostbriefen käme so etwas vor. Sie hat die Schriften selbst erst lernen müssen und findet es spannend, sich mit diesen alten Schriftstücken zu beschäftigen. Die Arbeit ist vielfältig. Sie hat auch schon geholfen, ein altes Rezeptbuch der Oma zu entziffern und Spannendes über alte Familien-Rezepte gelernt. Michael Dückershoff hat schon mal alte Liebesbriefe vorgelesen. „Das waren schon emotionale Momente für die Angehörigen“, sagt er.

Die Sprechstunde für alte Schriften wird auch in der sanierungs- und umbaubedingten Schließungszeit angeboten, an jedem ersten Dienstag. Für die nächste Sprechstunde am 4. März können sich Interessierte unter 0231 613095 anmelden. Das Angebot ist kostenfrei.

dortmund.de/schulmuseum

Quelle: Pressestelle der Stadt Dortmund