Der Verein Vive Žene erhält den Dr. Edith Peritz-Preis

Der Dr. Edith Peritz-Preis des Gleichstellungsbüros und des Soroptimist-Clubs Dortmund RuhrRegion ging an den Verein Vive Žene .
© Stadt Dortmund / Julia Chafik

Das Projekt Mäggie² wurde am Weltfrauentag mit dem Gleichstellungspreis ausgezeichnet

Für sein herausragendes Engagement in der stationären Jugendhilfe für traumatisierte Mädchen wurde der Verein Vive Žene mit dem Dr. Edith Peritz-Preis 2025 ausgezeichnet. Prämiert wurde das Projekt Mäggie², das Mädchen und junge Frauen auf ihrem Weg in ein selbstbestimmtes und gewaltfreies Leben unterstützt.

Im Rathaus feierten Dortmunder Frauen am Weltfrauentag „40 Jahre Gleichstellungsbüro“ – mit einer stattlichen Jubiläumstorte. Auch Bürgermeisterin Ute Mais (7. v.li.) gratulierte.
© Stadt Dortmund / Julia Chafik

Der mit 1.500 Euro dotierte Gleichstellungspreis wird jährlich vom Soroptimist International Club Dortmund RuhrRegion gemeinsam mit dem Gleichstellungsbüro der Stadt Dortmund verliehen. Er ehrt Projekte und Organisationen, die sich in besonderer Weise für die Rechte von Mädchen und Frauen einsetzen. Bei der Preisübergabe am Internationalen Frauentag im Dortmunder Rathaus wurde außerdem das 40. Jubiläum des Dortmunder Gleichstellungsbüros gefeiert.

Ute Mais, Bürgermeisterin der Stadt Dortmund, überreichte die Auszeichnung an das Team von Vive Žene e.V. und würdigte in ihrer Laudatio das langjährige Engagement der Organisation. Joseph Pearce, ein Nachfahre der Namensgeberin Dr. Edith Peritz, reiste gemeinsam mit seiner Schwester eigens aus Antwerpen an, um der Ehrung persönlich beizuwohnen.

Heilsame Besuche auf dem Pferdehof

Das Preisgeld wird dafür verwendet, den Mädchen regelmäßige Besuche auf einem nahegelegenen Reiterhof zu ermöglichen. Der achtsame Kontakt zu Pferden kann heilsam wirken – insbesondere für traumatisierte junge Menschen.

„Besonders möchten wir uns bei den Betreuerinnen und den Mädchen bedanken. Sie haben die Entwicklung unserer Arbeit entscheidend mitgeprägt, indem sie Ideen für Verbesserungen miteingebracht haben. Und natürlich möchten wir auch die Wirkung unserer vielen Unterstützer*innen betonen. Sie beschert uns Anerkennung und stets neue Motivation für unsere weitere Projektentwicklung“, so Cornelia Suhan, Einrichtungsleiterin von Vive Žene e. V.

Maresa Feldmann betont: „Mit Mäggie² schließt Vive Žene eine wichtige Lücke in der Dortmunder Jugendhilfe. Das Projekt bietet hochspezialisierte Unterstützung für Mädchen, die oft auf sich allein gestellt sind – viele von ihnen mit Flucht- und Gewalterfahrungen. Diese Arbeit hat Vorbildcharakter weit über Dortmund hinaus. Wir freuen uns sehr, mit dem Dr. Edith Peritz-Preis ein so wegweisendes Angebot auszeichnen zu können.“

Marita Henrich-Böcking vom SI Club Dortmund RuhrRegion: „Mäggie² steht exemplarisch für das, was uns als Soroptimistinnen wichtig ist: Mädchen und jungen Frauen Räume zur Entfaltung zu schaffen und ihnen Werkzeuge an die Hand zu geben, um selbstbestimmt ihr Leben zu gestalten.“

Das Mädchenhaus Mäggie und Mäggie²

Im Mädchenhaus Mäggie (das nach einer der Gründerinnen Margrit Spindeler) benannt wurde, erfahren traumatisierte Mädchen seit der Gründung 2016 einen Lebens- und Schutzraum, in dem sie ihre Erfahrungen verarbeiten und heilen und wachsen können. Mädchen zwischen 12 und 21 Jahren, die schwierigen Familienverhältnissen entstammen, körperliche und/oder psychische Gewalt erfahren oder eine Fluchtvergangenheit haben, werden dort betreut. Mit dem Mädchenhaus schließt Vive Žene e.V. eine Lücke in der stationären Jugendhilfe. Die psychosoziale Einrichtung ist für die Mädchen ein erster Schritt in ein selbstbestimmtes und gewaltfreies Leben.

Seit Januar 2024 bietet Mäggie² ein neues Angebot der stationären Jugendhilfe von Vive Žene e.V. an. Das Projekt zielt auf einen sanften Übergang in die Verselbständigung für Mädchen ab 14 Jahren ab. Diese Mädchen kommen entweder aus dem Mädchenhaus Mäggie oder aus anderen Einrichtungen der stationären Jugendhilfe, ziehen direkt aus dem Elternhaus aus oder sind minderjährige weibliche Flüchtlingsmädchen aus Kriegs- und Krisengebieten. Aktuell werden im Mädchenhaus acht Mädchen und im Mäggie² sechs Mädchen betreut.

Die Geschichte von Vive Žene e.V.

Psychische, körperliche oder sexualisierte Gewalt, emotionale Vernachlässigung, Zwangsheirat, Entführung oder Zwangsprostitution, Genitalverstümmelungen, Verbrennungen und Züchtigungen – solche Erlebnisse hinterlassen tiefe seelische Verletzungen, die umso schwerer zu heilen oder zu integrieren sind, je früher im Leben sie stattgefunden haben.

Unter den Einrichtungen der deutschen Jugendhilfe finden sich wenige, die für traumatisierte Mädchen geeignet sind. Bei Mädchen mit Fluchthintergrund kommt hinzu, dass sie aufgrund ihres Geschlechts auf der Flucht besonderen Gefahren ausgesetzt waren. Dies setzt sich nach Ankunft in Deutschland fort, wenn sie in Gemeinschaftsunterkünften mit Männern oder Jungen untergebracht werden. Die Gefahr erneuter Traumatisierung ist groß.

Aus diesem Grund gründeten eine Gruppe Dortmunder Frauen 1993 den Vive Žene e. V. – ursprünglich, um Mädchen und Frauen zu unterstützten, die von geschlechtsspezifischer, insbesondere sexualisierter Kriegsgewalt im Bosnienkrieg betroffen waren. Der Bedarf war aber auch nach dem Krieg groß, so dass 2016 das Mädchenhaus Mäggie gegründet wurde.

Weitere Infos zu Vive Žene e. V. gibt es auf vive-zene.de.

Quelle: Pressestelle der Stadt Dortmund