DBB-Bergmann Bier.
Eine Traditionsmarke im Dortmunder Westen lebt wieder!
1796 gründete die Familie Bergmann eine Braustätte im Westen Dortmunds, und zwar in in Do-Rahm. Zur Blütezeit gab es Lohn und Arbeit für 166 Mitarbeiter. 1972 wurde sie geschlossen, bedingt durch den Beginn der Konzentration auf wenige große Unternehmen.
Heute gibt es in Dortmund nur noch eine Großbrauerei, nämlich die Radeberger. Unter deren Dach sind alle Dortmunder Biere vereinigt. Bis auf eins!
Das Bergmann Bier! Diese Marke wurde wieder zu neuem Leben erweckt! Wie kam das?
Der Mikrobiologe Dr. Thomas Raphael erwarb 2005 die brachliegenden Markenrechte von der damaligen Ritter Brauerei mit der Auflage, innerhalb von 5 Jahren Bier zu brauen. Ansonsten gingen die Rechte wieder zurück! Dr. Raphael sagt: „In meinem Küchenschrank stand seit 40 Jahren ein alter, gläserner Bier- Krug der Bergmann Brauerei, den ich auf dem Flohmarkt erstanden hatte. Der Flohmarkt fand damals jeden Sonntag auf dem Theatervorplatz statt.“
Das schöne Logo der DBB hatte ihn jahrelang nicht losgelassen. Als er eines Tages bei Recherchen für seine Arbeit auf die Markenrechte stieß, erwarb er sie aus Jux kurzerhand. Um die Rechte nicht wieder zu verlieren, fand er eine kleine Privatbrauerei in Hagen Dahl mit einem aufgeschlossenen Inhaber und Braumeister, der ihm die Grundzüge des Bierbrauens beibrachte. Wie gesagt wurde aus „Jux“ ein Kessel Bier bei Vormann gebraut! Das fertige Bier wurde im Freundeskreis verköstigt. Aus Freunden wurden Förderer und die Biermarke ließ Th. Raphael nicht mehr los!
Das Bier wurde dann in mehreren kleinen Brauereien nach der mittlerweile von ehemaligen Mitarbeitern für gut befundenen Rezeptur – die originale Rezeptur ist verschollen – im Lohnverfahren gebraut und abgefüllt.
Man glaubt ja nicht, welche Logistik damit verbunden ist und welche Kosten dahinter stecken. Flaschen kaufen und mit Etiketten bekleben, Kisten herstellen (die ersten paar Tausend wurden von Hand mit Logos beklebt), Lager anmieten! Dann Kunden suchen und selbst ausliefern. Natürlich gab es auch Fassbier, das in wenigen Gaststätten ausgeschenkt wurde. Da die meisten Gaststätten eine Brauereibindung haben, ist das besonders schwierig. Aus logistischen Gründen konnte man den Bedarf nicht immer abdecken, das ist leider auch bis heute so geblieben, wenn es auch nicht mehr so oft vorkommt!
2010 dachte man mit einem Gebäude im Hafengebiet, das als Brauerei eingerichtet werden sollte, es geschafft zu haben, aus dem Bergmann Bier wieder ein Dortmunder Bergmann Bier herstellen zu können. Denn dafür benötigt man neben Hopfen, Malz und Dortmunder Wasser – natürlich aus der Leitung – auch eben diesen Standort im Dortmunder Stadtgebiet. Die Brauerei wäre ein Traum gewesen! Leider hat die Stadt Dortmund aus angeblich hygienischen Gründen die Sache mit so großen baulichen Hürden bedacht, dass die Idee aus Kostengründen nicht weiter verfolgt werden kann! So wird das Bier weiter im Lohnverfahren hergestellt. Übrigens wurde in der kleinen Brauerei aber noch der Grundstein für die Neuauflage des „Adambieres“ gelegt. Da die „alte“ Bergmann Brauerei für ihr Exportbier, welches bei Betriebsende 1972 in Dortmund am meisten getrunken wurde, berühmt war, beschlossen die „ neuen Bergmänner“ auch das „Export“ als erstes zu brauen.
Nach und nach kamen Pils, Schwarzbier und Spezial dazu. Das Bier wird in Kästen zu 10 Flaschen a 0,33 l mittlerweile nahezu Flächendeckend im Dortmunder Stadtgebiet vertrieben. Auch in vielen Randgebieten wie Lünen, Castrop, Herne, Witten, Unna, Kamen, Werne usw. kann man es bekommen. Die Bierfamilie wurde noch erweitert um das o.g. Adambier und das 1972er in 0,7 l Bügelflaschen. Das Adambier hat seinen Ursprung im Mittelalter, einer Zeit, in der es schwierig war, das Malz gleichmäßig zu dörren. Das Bier erhielt so seine dunkle Einfärbung und seinen typischen malzigen Geschmack. Da es 7,5% Alkohol enthält, sollte man es genussvoll und mit Bedacht trinken, am besten aus einem Bergmann Glas!
Zur Geschichte des Adambieres schreibt die Bergmann Brauerei:
„Vom Mittelalter bis in die 1960 er Jahre dominierte in Dortmund das Adambier andere Biersorten. Es war immer ein dunkles obergäriges Bier, analog zum Altbier im Rheinland, nur viel stärker eingebraut und mit einem deutlich malzigen Aroma. Man kann sich vorstellen, dass die dunkle Farbe früher üblich und normal war, weil es einfach nicht so einfach war, das Malz gleichmäßig zu dörren und nicht auch einen Teil dabei zu rösten. Bier wird vermutlich früher immer dunkler gewesen sein. Über die Jahrhunderte hat sich der Geschmack des Adambiers ganz sicher auch verändert. Zuletzt wurde Adambier bei der Brauerei Thier gebraut, wie ich vor kurzem noch von Peter Cremer, dem ehemaligen Brauereidirektor, erfahren durfte. Mündliche Überlieferungen von Dortmundern besagen, dass es in den 1960er Jahren auch von der Hansa-Brauerei noch ein Adambier gab.
Viele ältere Dortmunder erinnern sich noch an die letzte Kneipe, in der es Adambier gab: „Pielkens-Fritz“ in der Helle/Lütge Brückstr. Adambier gab es dort aus Holzhumpen (habe gehört, es gäbe noch irgendwo welche). Die Gäste bekamen jeweils nur einen davon, weil das Adambier so stark war. Berichtet wurde mir auch, dass es daher Wanderungen um den Block gab – bis man wieder nüchtern war – und dann auch einen weiteren Humpen bekam. Auch wir haben schon die Erfahrung gemacht, dass man Adambier sehr langsam und vorsichtig trinken muss, wir verkaufen derzeit auch nur eine Flasche pro Kopf …“
Das ist natürlich heute nicht mehr so, man kann schon mehrere Flaschen erwerben. Denn die Aussage stammt aus der Zeit, als Dr. Raphael das Bier noch per Hand abgefüllt hatte. Heute wird auch hier das Lohnverfahren in einer kleinen Brauerei genutzt.
Zum 1972er schreibt die DBB:
„Zeit vergeht. Geschmack bleibt.
Die 70er im Ruhrgebiet. Die Zeit von Kohle und Stahl. Von Eckkneipen und Buden.
Bier hatte Charakter und löschte den unbändigen Durst. Mit Bügelverschluss und echtem Geschmack. Der ehrliche Lohn nach harter Arbeit. Mit unserem 1972 lassen wir den Geschmack vergangener Tage wieder aufleben. Ein kräftiger heller Bock, hopfenbetont mit deutlicher Bitternote und hefetrüb. Ein starkes Bier für besondere Gelegenheiten und Erinnerungen. 1972 trinkt man am besten leicht gekühlt aus unserem Bergmann-Glas.Stammwürze: mehr als 16 Grad Plato, Alkohol: 7,1%“
Übrigens will die Bergmann Brauerei dieser Tage ein sogenanntes „Craft-Bier“ am Bergmann Kiosk anbieten. Ich bin gespannt, was ihnen da wieder gelungen ist!
Zum Kiosk, da schreibt die Bergmann-Brauerei:
„Dortmunder Dreiklang: Kohle, Stahl und Bier. Die Eckkneipe gehörte genauso dazu, wie der typische Kiosk, an dem der Arbeiter auf dem Weg nach Hause seinen Durst stillte und den Staub wegspülte.
Stolz sind wir, eine starke und traditionsreiche Marke, sowie einen Kiosk im Stil der 1950er Jahre zu haben und zu bewirtschaften. Hier trifft man sich nach harter Arbeit und gönnt sich den ehrlichen Lohn, heute wie damals.
Von den Bergmännern vor dem Verfall gerettet, ist der denkmalgeschützte Treffpunkt in der Innenstadt ein absoluter Hingucker und erreichte in kürzester Zeit Kultstatus. Zu Recht wird unser Kiosk in vielen Ruhrgebietsführern empfohlen.“
Bergmann Kiosk – Hoher Wall 36 – Dortmund Innenstadt
Öffnungszeiten: So. – Do. 16 – 21 Uhr, Freitag 14 – 22 Uhr, Samstag 10 – 22 Uhr“
Warum habe ich diesen Bericht geschrieben? Wie am Anfang beschrieben, gab es zu Beginn viele Freunde und Förderer. Neben der finanziellen Unterstützung wurde das Projekt auch durch körperlichen Einsatz vorangebracht. Da ich mich im Handel ganz gut auskenne, habe ich die Distribution in Dortmunds Handelslandschaft mit unterstützt. Bei vielen Kunden habe ich meine geschäftlichen Beziehungen genutzt und das Bier in den Läden etabliert. Da ich immer schon Interesse am Erhalt des Braustandortes Dortmund hatte, war mir dieses Unterfangen mehr Hobby als Arbeit.
Zukunftsmusik: Wie schon gesagt, ist die Braustätte im Hafen zu klein und unrentabel geworden, deshalb planen die Verantwortlichen eine neue Braustätte in Dortmund zu errichten. Wenn es etwas gibt, was spruchreif ist, werden diese Dinge kommuniziert!
Das Motto ist:“ Harte Arbeit, ehrlicher Lohn“ deshalb soll das Bier gebraut und verkauft werden! Das ist das Geschäftsprinzip! Deshalb gilt:
„Sicher kann man sich nicht jeden Tag ein “BERGMANN” leisten, das sehe ich ein und ein “ADAM” schon gar nicht. Das soll und muss auch nicht sein. Wenn wir allerdings höchste geschmackliche Qualität liefern wollen, brauchen wir die kalkulierten Preise.“ (Dr. Raphael)