Von einem anhaltenden Corona-Knick kann am Theater Dortmund nicht die Rede sein: Die Spielzeit 2023/24 war, im Hinblick auf Einnahmen, die zweiterfolgreichste in den vergangenen zehn Jahren. So nahmen die Sparten Oper, Ballett, Philharmoniker, Schauspiel und Kinder- und Jugendtheater insgesamt 5,1 Mio. Euro ein. Besonders die Oper Dortmund und das Ballett Dortmund trugen mit rund 2,2 Mio. Euro beziehungsweise rund 1,6 Mio. Euro zu dem sehr guten Ergebnis bei. Bei einer Gesamtbesucher*innenzahl von 220.820 (Vorjahr 184.670) betrug die Auslastung 74,8 Prozent.
Wirtschaftsjahr entwickelte sich positiv
In finanzieller Hinsicht entwickelte sich das Wirtschaftsjahr 2023/24 für das Theater Dortmund positiv. So stiegen die Umsatzerlöse im Vergleich zur Planung um 1,4 Mio. Euro auf 5,6 Mio. Euro (Vorjahr 4,8 Mio. Euro). Dabei überstiegen die Einnahmen aus Kartenverkäufen mit 5,1 Mio. Euro die Planung um 1,2 Mio. Euro.
Die Ertragszuschüsse der Stadt Dortmund wurden geringfügig angepasst und betrugen 49,8 Mio. Euro. Durch Tarifkostensteigerungen erhöhten sich die Personalaufwendungen gegenüber der Planung um 1,7 Mio. Euro und lagen bei 51,4 Mio. Euro. Auch die Materialaufwendungen stiegen durch die aktuellen Preisentwicklungen um 819.000 auf 3,3 Mio. Euro.
Der Jahresfehlbetrag in Höhe von 3,8 Mio. Euro lag mit 364.000 Euro über dem geplanten Wert von 3,5 Mio. Euro und setzt sich im Wesentlichen aus den Ergebniseffekten im Zusammenhang mit dem Anlagevermögen in Höhe von 3,2 Mio. Euro und durch die Zuführung zu den Urlaubsrückstellungen in Höhe von 808.000 Euro zusammen. Der Jahresfehlbetrag wurde in voller Höhe durch eine Entnahme aus der Kapitalrücklage ausgeglichen.
Oper auf Champions League-Niveau
Sowohl bei den Besucher*innen als auch den Einnahmen, konnte die Oper Dortmund ihre Ergebnisse steigern. Die Programmgestaltung von Opernintendant Heribert Germeshausen in Verbindung mit einer Sängerauswahl ist das Fundament dieses Erfolges. So bescheinigte die Fachzeitschrift OPER! in ihrer Kritik über die deutsche Erstaufführung von György Kurtags Oper „Fin de partie“, dass die Dortmunder Oper es einfach besser gemacht hätte als die Mailänder Scala. Nach der Premiere von Richard Wagners „Das Rheingold“ titelte die Zeitung „Die Welt“: „Vergesst Bayreuth: Warum Wagner-Fans jetzt unbedingt nach Dortmund müssen. Es ist wirklich Champions League.“ Das Ende der Spielzeit bildete das alle zwei Jahre stattfindende partizipative Festival „Beyond Opera“, dessen erklärtes Ziel es ist, das Opernhaus für ein eher opernfernes Publikum zu öffnen. Im Dezember 2023 wurde der Bassbariton Morgan Moody von Oberbürgermeister Thomas Westphal feierlich zum Kammersänger ernannt.
Ballett Dortmund ist erfolgreicher Kulturbotschafter
Auch in der Spielzeit 2023/2024 machte das Ballett Dortmund seinem Namen als Kulturbotschafter Dortmunds alle Ehre. Im April 2024 gab das Ballett Dortmund mit dem Stück „Ein Mittsommernachtstraum“ ein Gastspiel im Gran Teatre del Liceu in Barcelona. Es wurden fünf Vorstellungen vor ca. 9.000 Zuschauern gegeben. Die Zeitung „La Vanguardia“ schrieb: „Dortmund hat nicht nur eine exzellente Fußballmannschaft, sondern auch ein hervorragendes Ballett, das das Publikum staunen lässt.“ Am 21. Oktober 2023 feierte Xin Peng Wangs neue Version des Balletts „Schwanensee“ Premiere. Alle Vorstellungen waren bereits nach kurzer Zeit restlos ausverkauft. Es folgte die Wiederaufnahme seiner Produktion „Der Traum der roten Kammer“ sowie der Ballettabend „Dawson“ des weltbekannten britischen Choreographen David Dawson. Schulbesuche des NRW-Juniorballetts sowie partizipative Projekte des Seniorentanztheaters rundeten das Programm ab.
Eine schöne Verbindung: Dortmunder Philharmoniker und der Fußball
Die Dortmunder Philharmoniker starteten die Spielzeit 2023/24 mit den Cityring-Konzerten, die nach drei Jahren wieder im gewohnten Rahmen stattfinden konnten. Im September eröffnete das Orchester die Reihe der Philharmonischen Konzerte unter dem Motto: „Wir im Ruhrgebiet“ unter Einbindung von stadtbekannten Künstlern wie Bruno „Günna“ Knust oder Persönlichkeiten wie Nobby Dickel, dem Stadionsprecher von Borussia Dortmund. Die Spielzeit war zudem geprägt von Sonderveranstaltungen, etwa zu „50 Jahre Westfalenstadion“. Im Signal lduna Park spielte das Orchester vor den mehr als 81.000 Fans live Verdis berühmten Triumphmarsch aus „Aida“. Auch die Philharmoniker waren international mit einem Gastspiel in Mailand für Dortmund im Einsatz. Die Kammerkonzerte fanden an verschiedenen Orten der Stadt, wie der Kokerei Hansa, in den Räumen von Phoenix des Lumieres und im domicil jazzclub, statt.
Kapitalismus-Komödie und Thementage im Schauspiel Dortmund
Das Schauspiel Dortmund eröffnete die Spielzeit mit „Das Kapital: Das Musical“, einer bitterbösen Komödie über den Kapitalismus. Im Studio feierte „Die Gerächten“ von Murat Dikenci Premiere, das zum „Radikal jung“-Festival eingeladen wurde. Shari Asha Crossons „l wanna be loved by you“ gewann den Preis der Jugendjury beim Westwind-Festival. Im großen Haus wurden Klassiker neu interpretiert, darunter Shakespeares „Was ihr wollt“, „Der Ring des Nibelungen“ von Necati Öziri und Ibsens „Volksfeind“. Weitere Premieren waren „Adas Raum“ und gemeinsam mit dem Kollektiv „i can be your translator“ und „Hurra, Romeo und Julia!“, gefördert von der Kulturstiftung des Bundes. Mit der Ape(lina) ist das Schauspiel mit seiner kleinen mobilen Bühne regelmäßig mit Lesungen oder Konzerten in der Stadt unterwegs. Der Feministische Thementag, „Dortmund Goes Black“ und das „Queer Festival“ rundeten das Programm ab.
Auszeichnungen für Produktionen des Kinder- und Jugendtheaters
Das Kinder- und Jugendtheater startete mit der Premiere von „Grusel“ in Kooperation mit dem Performancekollektiv pulk fiktion und erhielt beim diesjährigen Westwind-Festival zwei Auszeichnungen der Kinder- und Erwachsenenjury als beste Produktion. Fast 50 ausverkaufte Vorstellungen schafft jährlich das Familienstück zur Weihnachtszeit im Schauspielhaus, „Die Abenteuer von Don Quijote und Sancho Panza“. Ebenso erfolgreich war 80 Jahre nach seiner Entstehung Wolfgang Borcherts Nachkriegsdrama „Draußen vor der Tür“. An junge Zuschauer ab vier Jahren richtet sich das Stück „Unterm Kindergarten“. Das Stück „angst oder hase“
erzählte von Angst, Mut und einem starken Willen. Neu war die Gastspiel-Reihe „MIX IT“, mit der das KJT-Ensembles zusammen mit Menschen unterschiedlicher Fähigkeiten.
Akademie setzt am Dortmunder Digitalhafen neue Impulse
Am 2. September 2023 zog die Akademie für Theater und Digitalität in ihren Neubau im Dortmunder Digitalhafen. Das Gebäude wurde von Ministerin Ina Brandes und Oberbürgermeister Thomas Westphal feierlich eröffnet. In den Jahren 2019 bis 2024 förderte die Akademie 72 Personen in 46 Projekten aus 22 Ländern. Die Akademie für Theater und Digitalität widmet sich fortan der projektbasierten künstlerischen Forschung. Im Rahmen des europäischen Großprojekts „ACuTe“ ist sie als Partnerin in der Forschung neuer Technologien in Theaterproduktionen involviert. Mit dem Talentförderprogramm NEW TALENTS RUHR investiert sie unter dem Zusammenschluss des Regionalverband Ruhr in die berufliche Zukunft junger Menschen im Kunst- und Kulturbereich. Zahlreiche Weiterbildungsangebote, Residenzen sowie weltweite Netzwerke und Präsentationen festigten die Akademie für Theater und Digitalität als bedeutende Anlaufstelle für Fachwissen rund um die Weiterentwicklung digitaler Technologien in der Darstellenden Kunst.