… heute mit Michael Konrad
Das Wünschenswerte mit dem Machbaren
in Einklang bringen.
Verwaltungsstellenleiter in den Dortmunder Vororten waren schon seit je herausgehobene Dienstposten, und in Mengede hat das ein besondere Tradition.
Nur noch aus schriftlichen Überlieferungen ist der Amtmann Schragmüller bekannt. Karl-Anton Schragmüller arbeitete hier von 1889 an als Leiter des Amtes Mengede/Oestrich. Er hatte wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung einer hochmodernen Infrastruktur in Oestrich (Wohnungs- u. Straßenbau, Elektrizität, Gasbeleuchtung) und wurde 1910 verabschiedet.
Nach dem Krieg waren es bekannte Mengeder wie Franz Niedermeier, Lothar Kieker, Jürgen Braun, die die Verwaltungsstelle Mengede leiteten und später, als die politischen Vorortparlamente eingerichtet wurden, auch deren Geschäftsführung übernahmen.
Die Zeiten haben sich auch in den städt. Bezirksverwaltungstellen geändert, warum und in welchem Umfang, wollte MENGEDE:InTakt! von Michael Konrad erfahren, dem derzeitigen Leiter der Verwaltungsstelle Mengede und Geschäftsführer der Bezirksvertretung Mengede. Zu diesem Zweck haben wir uns mit ihm auf eine Tasse Kaffe getroffen und dabei folgendes erfahren.
Geboren wurde Michael Konrad 1953 in Recklinghausen. Nach Ende der Schulzeit begann er eine Ausbildung bei der Stadtverwaltung Recklinghausen. 1981 wechselte er zur Stadtverwaltung Dortmund und begann gleich bei der Bezirksverwaltungsstelle Mengede. Seine derzeitige Funktion übt er seit 1995 aus. Zu seinen Aufgaben gehören neben der Leitung der Verwaltungsstelle und der Geschäftsführung der Bezirksvertretung auch die Geschäftsführung für das Stadtbezirksmarketing. Zusätzlich zu diesen Aufgaben nimmt er auch das Amt des Standesbeamten wahr. In zwei Jahren, Ende März 2018, wird er dann als 65-Jähriger in den Ruhestand treten.
Michael Konrad wohnt seit vielen Jahren im Stadtbezirk Mengede. Für seine derzeitige Tätigkeit kommen ihm besonders die vertrauensvollen Kontakte zugute, die er zu den hier lebenden Menschen aufgebaut hat. Er versteht sich als Bindeglied zwischen Politik, Bürgerschaft und Verwaltung; in dieser Funktion kommt es in erster Linie darauf an, das Wünschenswerte mit dem Machbaren in Einklang zu bringen. Das ist meist nie ohne Kompromisse zu schaffen, und soweit die Mitglieder der Bezirksvertretung an den Entscheidungen beteiligt sind, geschieht das durch große Dialogbereitschaft und -fähigkeit der Fraktionen in der BV. Das weiß er zu schätzen, aber auch die Mitglieder der Bezirksvertretung. Zwar wird dort auch um Lösungen gestritten, aber die Bereitschaft aufeinander zuzugehen hat in den letzten Jahren nach seiner Einschätzung spürbar zugenommen.
Nicht unkritisch findet er die zunehmende Verlagerung von Aufgaben der Bürgerdienste auf Dienststellen in der Innenstadt. So werden im Mengeder Amtshaus nur noch Einwohnermelde- und KfZ-Angelegenheiten bearbeitet, dazu nimmt der Leiter der Bez. Verwaltung – d. h. M. Konrad – die Aufgaben eines Standesbeamten wahr, allerdings nur bei Eheschließungen. Für alle Dinge, die früher vom örtlichen Standesamt erledigt wurden, wie z. B. Geburten und Sterbefälle müssen die Bürger der Stadtbezirke – also auch des Stadtbezirks Mengede – nach Dortmund fahren. Bürgernahe Verwaltung sieht anders aus.
Insgesamt arbeiten im Amtshaus Mengede – einschließlich des Leiters und der Sachbearbeiterin für Angelegenheiten der Bezirksvertretung – 9 Personen. Das Sozialbüro, der Jugendhilfedienst, das Familienbüro und das Seniorenbüro sind zwar auch noch in Mengede untergebracht, allerdings in der Bürenstraße.
Kritische Beobachter dieser Zentralisierung der Verwaltungsdienste sehen einen Zusammenhang mit dem deutlich schwindenden Einfluss der Vorortparlamente. Das scheint gewollt zu sein, führt allerdings zu dem beklagenswerten Zustand, den die Fraktionsvorsitzenden der BV Mengede beschreiben. (vgl. MENGEDE:InTakt! vom 22.2.2016 – Bezirksvertretung Mengede – einmal ganz anders)
Diese Neigung zur Zentralisierung lässt sich an zwei weiteren Beispielen festmachen. Konnten die Stadtbezirke bis 2014 jeweils mit 20.000 Euro jährlich Projekte im Stadtbezirk über das sog. „Stadtbezirksmarketing“ fördern bzw. unterstützen, so erhielten die Akteure des Stadtbezirksmarketing im Jahr 2015 das Geld nur noch aus dem eh schon knappen Budget der Bezirksvertretungen. Ab 2016 sollen die Stadtbezirke nun wieder 12.000 Euro für Marketingaktivitäten erhalten, weitere Mittel in Höhe von 80.000 Euro werden auf projektbezogene Anträge von einer überbezirklich besetzten Jury bewilligt.
„Wie sieht es mit der immer wieder im politischen Raum diskutierten Neuordnung der Stadtbezirke aus?“, fragen wir ihn und erfahren, der Rat habe die Verwaltung aufgefordert, Überlegungen zur Neuordnung der Stadtbezirke – unter Einbeziehung der Wünsche der Bevölkerung – zu Papier zu bringen, damit über diese Vorschläge rechtzeitig abgestimmt werden kann. Das hätte zur Folge, dass die Vorschläge bis Mitte 2018 auf dem Tisch liegen müssten. Die Haltung der BV Mengede ist eindeutig: Es gibt keine plausiblen Gründe für eine Reduzierung der Stadtbezirke und damit auch für ein Reduzierung der Vorortparlamente.
Wenn man Michael Konrad hierauf anspricht, dann ist er noch eher zurückhaltender, als er sonst schon ist. Er ist nicht der Draufgänger, er ist aber auch nicht der „Strippenzieher“, den manch einer sich in dieser Aufgabe möglicherweise wünschen mag. Dafür ist er jemand, der bereit und in der Lage ist, seine langjährigen Kenntnisse über Verwaltungsabläufe für seine Arbeit im Vorortparlament und im Umgang mit den Bürgern ohne Einschränkung zur Verfügung zu stellen.
Dabei spielt die Einhaltung der wöchentlichen Arbeitszeit eher eine untergeordnete Rolle. Wenn er dennoch Zeit zur Verfügung hat, geht der „Texel-Fan“ gerne wandern. Die geografische Lage des Stadtbezirks Mengede – angrenzend an das südliche Münsterland mit viel Grün und Wasser – bietet für dieses Hobby hinreichende Möglichkeiten. Diese geographische Lage empfindet er auch als einen besonderen Vorzug des Stadtbezirks. Dazu gesellt sich das abwechslungsreiche Leben und Treiben im Stadtbezirk selbst, der durch die Ortskerngestaltung in Mengede eine deutliche Aufwertung erfahren hat. Dabei übersieht er nicht die Schattenseiten. All zu lange habe man von seiten der Politik die „Sozialräume“ in Nette und Westerfilde ignoriert. Hier habe sich ein deutlicher Nachholbedarf aufgestaut, aber dies sei inzwischen erkannt und mit dem „Integrierten Stadtentwicklungskonzept für die Gebietskulisse Bodelschwingh/Westerfilde“ erste Schritte auf den Weg gebracht. Positive Veränderungen ließen sich hier allerdings nicht von heute auf morgen erwarten.
Die Begleitung der kulturellen Aktivitäten im Stadtbezirk ist ihm ein besonderes Anliegen. Das Angebot ist reichlich und vielfältig und dank der Arbeit von Isabella Knappmann und Wilfried Jürgens, die inzwischen den Veranstaltungskalender für den Stadtbezirk in 20. Auflage herausgeben haben, auch übersichtlich. Ohne eine Veranstaltung nun herausheben zu wollen, die Konzertreihe „Musik im Amtshaus“ ist ihm besonders ans Herz gewachsen. Abgesehen von der Qualität der Künstler, das Ambiente im Amtshaus in den Räumlichkeiten der Bezirksvertretung hat schon etwas Besonderes – um nicht zu sagen – Einmaliges.
Vor diesem Hintergrund ahnt er, dass die letzten zwei Jahre seiner Amtszeit im Flug vergehen werden. MENGEDE:InTakt wünscht ihm weiterhin gutes Gelingen.
MENGEDE:InTakt! hat Michael Konrad gebeten, den (aktualisierten) Fragebogen von Marcel Proust* auszufüllen. Hier ist das Ergebnis: