
Auf dem Grabfeld der anonym Bestatteten auf dem Hauptfriedhof sammeln sich im Laufe der Zeit alle möglichen Erinnerungsstücke an. Die Unordnung macht sichtbar, dass viele Hinterbliebene sich offenbar einen Ort wünschen, an dem sie ihre Trauer individuell ausdrücken können.
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Neue Angebote sollen den Bedürfnissen der Hinterbliebenen entgegenkommen
Menschen brauchen einen Ort, an dem sie trauern können – diese Beobachtung haben Gernot Willeke, Geschäftsleiter der Friedhöfe Dortmund, und die Beschäftigten gemacht. „Wer sich für eine anonyme Bestattung entscheidet, möchte dadurch oft seine Hinterbliebenen von der Grabpflege entlasten. Diese gut gemeinte Absicht erweist sich für Angehörige und Freunde aber später oft als emotionale Belastung. Denn ihnen fehlt ein individueller Ort, an dem sie Blumen oder Erinnerungsstücke ablegen und sich dem verstorbenen Menschen nah fühlen können.“
Durchschnittlich 1.400 anonyme Beisetzung finden jedes Jahr auf den städtischen Friedhöfen statt – was 32 Prozent aller Beisetzungen auf den kommunalen Anlagen ausmacht. Darunter fallen ungefähr 400 Menschen, für die das Ordnungsamt eine so genannte ordnungsbehördliche Bestattung veranlasst hat. Das Ordnungsamt kümmert sich immer dann, wenn eine verstorbene Person keine bestattungspflichtigen Angehörigen hat oder diese nicht ermittelt werden können.
Erinnerungsstücke und Grabschmuck müssen abgeräumt werden
Auf dem Hauptfriedhof gibt es ein großes Gedenkfeld für anonyme Urnenbestattungen. Auffällig sind die vielen persönlichen Gegenstände, die dort von Freunden und Angehörigen abgelegt werden. Zu sehen sind Mini-Grabsteine mit Namen und Daten, Fotos, Lichter, persönliche Erinnerungsstücke, Blumen – sogar Bierflaschen wurden dort schon im Andenken an einen verstorbenen Menschen aufgestellt. Entsprechend groß ist das Durcheinander, viele Dinge verrotten bereits und bilden einen traurigen Anblick.
Hinzu kommt: Das Ablegen der vielen Gegenstände ist auf dieser Fläche gar nicht erlaubt. „Hier wird das Problem für uns offensichtlich: Den Menschen fehlt der Ort, an dem sie ihre Trauer individuell ausdrücken können. An dieser Stelle geht das aber nicht, denn durch die vielen Gegenstände können wir der notwendigen Grünpflege nicht nachkommen“, so Willeke. Am 9. April – also vor den Osterfeiertagen – wird die Fläche auf dem Hauptfriedhof erneut von den vielen Andenken befreit, ebenso die Gedenkfelder auf den anderen städtischen Friedhöfen. Das geschieht auch deswegen, weil andere Friedhofsbesuchende sich durch den Anblick gestört fühlen. Alle Angehörigen haben zuvor die Möglichkeit, Ihre persönlichen Erinnerungsstücke wieder einzusammeln.
Namensstelen und pflegefreie Grabstellen
„Doch mit dem Aufräumen ist das Problem nicht gelöst“, so der Geschäftsleiter. Daher möchten die Friedhöfe Dortmund zwei Neuerungen einführen. Zum einen sollen diejenigen Menschen, für die das Ordnungsamt die Bestattung übernimmt, künftig auf einem eigens geschaffenen Feld ein Namensschild auf einer Stele erhalten. Eine einfache Lösung mit großem Nutzen für die trauernden Hinterbliebenen. Damit ist der Name vor dem Vergessen geschützt. Die Umsetzung soll ab Herbst 2025 erfolgen. Möglich ist das, weil weder die Verstorbenen selbst noch Angehörige sich aktiv für eine anonyme Beisetzung entscheiden konnten.
Der andere Ansatz: Die Friedhöfe möchten verstärkt Menschen schon zu Lebzeiten davon überzeugen, sich für eine nicht anonyme Grabstelle und damit für die Möglichkeit eines individuellen Trauerortes zu entscheiden. „Wir haben unser Angebot an Alternativen zur klassischen Sarg- und Urnenbestattungen stark ausgeweitet. Es gibt pflegefreie Möglichkeiten, die den Aufwand für die Hinterbliebenen auf ein Minimum reduziert – darunter zum Beispiel Obstbaumgräber und Haingräber“, so Gernot Willeke.
Das Team der Friedhöfe Dortmund berät gern zu den Möglichkeiten. Mehr dazu unter Telefon 50-11611, -11612, -11613 oder per E-Mail an friedhoefe@dortmund.de. Mehr zum Thema Urnenbeisetzung finden Sie online unter Urnenbeisetzungen | dortmund.de