Riesenstimmung bei einer kleinen, aber feinen Karnevalsfeier
Von Diethelm Textoris
Lange überlegen musste ich nicht, als die Pflegedienstleiterin Jessica Weidlich mich fragte, ob ich am Rosenmontag für ihre Tagesgäste Stimmungsmusik machen wollte. Mich reizte die Aufgabe, Menschen in meiner Altersklasse, manche etwas jünger, manche auch um einiges älter, für etwa zweieinhalb Stunden in eine fröhliche Stimmung zu versetzen. So wurden wir uns schnell einig.Die Betreuungskräfte als gute Geister der Einrichtung hatten hervorragende Vorarbeit geleistet, hatten den „Festsaal“ als „kleinen Gürzenich“ karnevalsmäßig geschmückt,
Luftballons, Luftschlangen, Partybeleuchtung, Noten und Notenschlüssel hingen an der Decke und bunte Poster an den Wänden. Ein wenig Reminiszens an die 70er. Auch die bunten Kleider des Damenquintetts Jessica, Luzy, Pia, Vanessa M., Vanessa W. erinnerten an die Flower-Power-Zeit. Selbstverständlich hatte auch Geschäftsführer Philipp Ostermann ein hippiemäßiges Outfit gewählt. Die 24 Tagesgäste hatten sich ebenfalls anlassgemäß ge- und verkleidet, bunte Hüte, Kapitänsmützen, Kappen, schrille Perücken und Spaßbrillen. Ein komplettes Leopardenkostüm war auch dabei.
Ich natürlich als „DJ Tex“ der Roaring seventieth. Das 50 Jahre alte Glitzerhemd aus echtem Nyltest, mit der Fähigkeit, sämtliche Körpergerüche nach außen zu tragen, passte zum Glück immer noch, dazu entsprechend ein Seidenschal und weiße Jeans. Und in der Tasche ein Stick mit knapp 100 Stimmungsliedern zur Auswahl, wobei die Titel passend zu den Stimmungswogen live ausgewählt wurden.
Los ging es mit dem wohl ältesten deutschen Karnevalslied, dem Lied vom „Treuen Husar“, ursprünglich ein Bänkelsong aus dem 18. Jahrhundert, als flottes Marschlied gut geeignet als Stimmungszünder, der eine Aufwärmphase überflüssig macht. Dann folgten die klassischen Karnevalslieder mit ihren legendären Interpreten: „Wer soll das bezahlen“ und „Es ist noch Suppe da“ von Jupp Schmitz, „Trizonesiensong“ und „Campinglied“ von Karl Berbuer und Ernst Negers Rucki Zucki und Humba Täterä. „Du kannst nicht treu sein“ als Feststellung hatte beim fortgeschrittenen Alter der Gäste wohl an Aktualität verloren.
Unter dem Motto „Ein bisschen Spaß muss sein“ wurden dann die Partyknüller untergemischt, von „Du kannst nicht immer 17 sein“ bis „Ich liebe das Leben“ in der Version von Andrea Berg. Mit „So ein Tag, so wunderschön wie heute“ von Freddy Quinn wurde Zwischenbilanz gezogen, ganz aktuell waren Roland Kaiser und Maite Kelly mit „Warum hast du nicht nein gesagt“, bis schließlich zum Finale „Feierabend“ von Peter Alexander erklang.
Ein besseres Publikum hätte ich mir nicht wünschen können. Vom ersten bis zum letzten Augenblick wurde mitgesungen, geschunkelt und auch getanzt. Selbst mit dem Rollstuhl ließen sich Tanzkreise ziehen, und zur Polonaise lud auch schon mal Marschlied ein, Walter Scheel ließ das Publikum „Hoch auf den gelben Wagen“ steigen. Das Quintett der Betreuerinnen entwickelte Animateurinnen-Qualitäten und sorgte dafür, dass die gute Laune und Stimmung bis zum Schluss hochgehalten wurden. Der über 90-jährige Horst Obst, den viele Mengeder noch als Beamten in der alten Post an der Strünkede Straße kennen, zog für sich ein Resümee, das gleichzeitig auch als ein Kompliment für Akteure und Veranstalter gemeint war: „Das war der schönste Rosenmontag, den ich bisher erleben durfte. “ Philipp Ostermann stellte im Nachhinein fest: „Alle unsere Gäste waren mehr als begeistert. Ich habe selten eine so gehobene Stimmung erlebt.“
Info:
Die „Tagespflege am Königshalt“ besteht seit 9 Jahren und ist damit die älteste Einrichtung ihrer Art im Mengeder Raum. Sie bietet an fünf Tagen in der Woche, von montags bis freitags zwischen 8.00 und 16.00 Uhr Betreuung und Unterhaltung für Gäste mit Pflegegrad und damit auch Entlastung für pflegende Angehörige. Das Angebot kann für einzelne Tage oder auch für die gesamte Woche in Anspruch genommen werden. Im Augenblick sind noch wenige Plätze frei. Wer für sich oder Angehörige interessiert ist, kann telefonisch unter 0231 62837747 bzw. E-Mail info@koenigshalt.de weitere Informationen bekommen.
Fotos: Philipp Ostermann