Schöneres Westerfilde braucht viele Ideen

5. Bürgerdialog: erste Bilanz und große Pläne für die Zukunft

Die Einladung zum 5. Bürgerdialog Westerfilde in die Reinoldi-Sekundarschule stieß auf so großes Echo, dass etliche Gäste der Veranstaltung im Flur stehend folgten. Der Ehrengast des Abends, Oberbürgermeister Ulrich Sierau, ließ sich entschuldigen, er wurde durch Dezernatsleiter Ludger Wilde vertreten, dessen Mitarbeiter begonnene und geplante Projekte vorstellten. Der erste Mann im Stadtbezirk, Bezirksbürgermeister Wilhelm Tölch, freute sich über das Interesse der Bürger, versprach in seiner Begrüßung, man werde „weitere Schritte gehen“ und äußerte die Hoffnung, dass die Vorhaben „etwas mehr Fahrt aufnehmen.“ 

Ludger Wilde

Ludger Wilde bei der Begrüßung in Vertretung für den Oberbürgermeister

Susanne Linnebach vom Amt für Stadterneuerung verkündete, bis 2024 solle eine Summe von insgesamt 12 Millionen € nach Westerfilde fließen; 1,7 Millionen seien bereits gesichert. Um alle Fördermöglichkeiten nutzen zu können, sei das Integrierte Handlungskonzept Westerfilde-Bodelschwingh und die Aufnahme in das Aktionsprogramm „Soziale Stadt“ beschlossen worden. Der größte Bedarf an Verbesserung bestehe in den Großwohnanlagen im Ortszentrum.Ein erster Schritt, um den Bewohnern selbst die Möglichkeit zur Mitgestaltung zu bieten, sei die Eröffnung des Quartiersmanagement-Büros im evangelischen Gemeindehaus, Westerfilder Straße. Dort stehen Dirk Ruß, Juliane Hagen und Silke Freudenau zur Verfügung, um sich Sorgen anzuhören, Probleme schildern zu lassen, aber auch Ideen entgegen zu nehmen.

Bürger sind zu allen Themen mit gefragt

Darüber hinaus soll es ein Hof- und Fassadenprogramm für private Eigentümer geben. Auch der öffentliche Straßenraum könne besser genutzt werden. Bei allen Maßnahmen sollen die Westerfilder selbst mit einbezogen werden. Vorbild, so Linnebach, sei ein ähnliches Programm im Union-Viertel. Dort habe es viele einzelne Vorschläge gegeben. Auch kleinere Maßnahmen könnten deutliche Vorteile bringen.

Über alle Aktivitäten soll außerdem eine eigene Homepage für den Stadtteil informieren.

Und nicht nur das: Demnächst werden Vereine, Initiativen, aber auch Bewohnergruppen hier finanzielle Unterstützung für Projekte beantragen können, von denen der Aktionsraum profitiert. Dafür stehen 35.000 € pro Jahr zur Verfügung.

Förderwürdig sind Vorhaben, die

… die Identifikation mit dem Stadtteil vorantreiben,

… sein Image verbessern,

… ihn aufwerten,

… Engagement von Akteuren forcieren,

… interkulturelles Zusammenleben stärken,

… nachbarschaftliche Kontakte aufbauen,

… Stadtteilkultur beleben.

Freitag: Infos und heimischer Imbiss auf einem autofreien Markt

Der derzeit zur Parkfläche degradierte Ortsmittelpunkt wird umgestaltet: Der Westerfilder Marktplatz soll seinen Namen wieder zu Recht tragen. Der Beschluss, dazu alles Erforderliche in die Wege zu leiten, wurde im letzten Jahr gefasst. Zunächst soll ein Wettbewerb ausgeschrieben werden, in den bereits Anregungen und Vorschläge der Bürger eingebracht werden sollen. Schon im ersten Halbjahr 2016 soll der Planungswettbewerb beginnen. Im Herbst wird ein Preisgericht entscheiden.

Noch in dieser Woche, am kommenden Freitag, 22. April, haben Bewohnerinnen und Bewohner Gelegenheit, sich auf einem autofreien Platz einzufinden, sich an Infoständen zu informieren sowie eigene Vorstellungen und Wünsche anzumelden. Handfeste kulinarische Genüsse locken zusätzlich: Es gibt gebackene Kartoffeln mit Quark. Die erforderlichen Erdäpfel stammen aus der Nachbarschaft. Es handelt sich um drei heimische Sorten, angeliefert vom Mengeder Landwirt Hubbert.

Am 14. Mai, dem Samstag vor Pfingsten, wird es erneut eine Veranstaltung geben, mit näheren Informationen und Möglichkeiten der Stellungnahme. Dann sollen die Leitlinien für den Wettbewerb entwickelt werden.

Zum Thema Straßenerneuerung stehen konkrete Maßnahmen an. Sie betreffen die zwei Querverbindungen zwischen Westerfilde und Bodelschwingh, Rohdesdieck und Wenemarstraße, beides gefürchtete Schlaglochstrecken. Ralf Zeiler vom Tiefbauamt versicherte, der Rohdesdieck werde noch in diesem Jahr eine neue Fahrbahndecke erhalten, die Wenemarstraße müsse bis 2017 warten.

Vonovia verspricht: Kein Mieter wird heraus modernisiert

Nur eine der Eigentümer-Gesellschaften der Großwohnanlagen, die Vonovia, hatte einen Vertreter zum Bürgerdialog entsandt. Ralf Peterhülseweh schilderte, was sein Unternehmen, das 640 Wohnungen vor Ort im Besitz hat, bisher veranlasst habe: „Aufräumen war das erste, was zu tun war,“ so der Immobilienverwalter. Dabei hätten zunächst Fragen der Sauberkeit, der Belegung, der Beilegung von Mieterstreitigkeiten im Vordergrund gestanden. Hilfreich sei gewesen, dass bereits die vorherigen Eigentümer dazu strategische Überlegungen angestellt hätten. Darüber hinaus solle nun die energetische Sanierung, aber auch eine attraktive Fassadengestaltung vor allem der beiden Wohnblöcke nördlich und südlich der Westerfilder Straße in Angriff genommen werden. Auf die Zwischenfrage, ob das zu Mieterhöhungen führen werde, antwortete Peterhülseweh ohne Umschweife mit Ja: „Es kann nichts umsonst geben.“ Sorgen seien jedoch unnötig, versicherte er:“Unsere Mieter sollen nicht heraus modernisiert werden.“ Auch die Stadt betonte, dass bezahlbarer Wohnraum in Westerfilde erhalten bleiben müsse.

Dialog

Bürger an den Infoständen im Dialog mit Planern

Der Gastgeber der Veranstaltung, Reinoldi-Schulleiter Christian Pätzold, stellte vor, was seine Schule zu einem schönen Westerfilde beitragen wolle. „Wir verändern die Welt“ heißt das Projekt, das gemeinsam mit dem Künstler Robert Kaller für farbige Überraschungen im Stadtbild sorgen wird und eine Sammlung von Anregungen für zu verschönernde Orte enthält. Außerdem wird es in Zusammenarbeit mit heimischen Unternehmen einen Ausbildungspakt geben. Die Schülerinnen und Schüler haben über eineinhalb Jahre Gelegenheit in den Betrieben praktisch mitzuarbeiten und den Berufsalltag kennenzulernen. Zusätzlich leisten sie in diesem Zeitraum 130 Stunden ehrenamtlicher Arbeit im Stadtbezirk. Lohn der Mühe: ihnen wird ein Ausbildungsplatz garantiert.

Radikale Forderung:Tempo 30 auf allen Westerfilder Straßen

Die Besucher äußerten eine Reihe eigener Wünsche und Anregungen: Der weitreichendste war wohl der Vorschlag, für alle Westerfilder Straßen Tempo 30 einzuführen. Gewünscht wird mehr Vielfalt beim Einzelhandelsangebot, das früher weit umfangreicher war. Die Reinigung fehle, auch der Drogeriemarkt , der kleine Metzger werden vermisst, genau wie ein kultureller Mittelpunkt, ein Bürgertreff im Zentrum. Elke Wissing von der Wirtschaftsförderung versicherte, man könne versuchen, das eine oder andere hinzubekommen, „aber dann müssen Sie auch dort einkaufen, sonst halten sich die Geschäfte nicht.“