„Italien aus drei Blickwinkeln“
Ein Wortspiel gab das Motto der fünften Auflage der „Amtshausakte “ vor: „Trisuale“. In den historischen Räumen des Mengeder Verwaltungsgebäudes wurde am Freitagabend den Besuchern „Italien aus drei Blickwinkeln“ vorgestellt. Wie schon in den vergangen Jahren, hatte Organisatorin Michaela Poelke ein Fest für die Sinne vorbereitet.
Nicht nur Augen, Ohren und Geschmackssinn kamen voll auf ihre Kosten, auch das „Wohlfühlen in angenehmer Atmosphäre“ war Programminhalt. Kein Wunder, dass die Veranstaltung wieder in kürzester Zeit ausverkauft war und sogar schon Vorbestellungen für die nächste Amtshausakte 06 vorliegen.
Literatur des „Kritischen Realismus“- Pasolini einmal nicht als Filmemacher
Die erste Säule des Abends war die italienische Literatur. Aber nicht in ihrer schöngeistigen oder romantisch verklärten Form. Poelke wollte mit ihrer Textauswahl den Blick auf das Italien fernab der Touristenzentren lenken. So standen Lyrik- und Prosawerke von Pasolini und der jungen italienischen Literatur „Casa nostra“ im Vordergrund, allesamt Vertreter eines kritischen Realismus. Graue Vorstädte, bröckelnde Fassaden, Mauerruinen, Elendshütten, arme Menschen zwischen Hoffnung und Perspektivlosigkeit wurden vorgestellt. Die von den Urlaubern so geliebte Sonne als alles austrocknender und Leben zerstörender Feuerball. Zerstörung von Idyllen durch die Krake Tourismus.
Gisela Hollenberg aus Ickern, die viel in Italien außerhalb der touristischen Pfade unterwegs war, war besonders von diesem Programmpunkt begeistert. „Vieles von dem Vorgelesenen habe ich selbst gesehen“, urteilte sie. Angetan war sie auch von der Vortragsweise des Schauspielers Daniel Berger: „Er trug alles in der genau richtigen Betonung vor, sodass sich vor meinem geistigen Auge sofort Bilder formten.“ Allerdings forderte dieser Programmpunkt auch hohe Aufmerksamkeit und Konzentration bei den Zuhörern.
Kammermusikalische Kostbarkeiten alter Meister mit dem Assai Quartett
Der zweite Teil der Veranstaltung stand im Zeichen der Musik. Das Streichquartett „Assai“, bestehend aus Solisten der „Neuen Philharmonie Westfalen“, verwöhnte die Zuhörer mit kammermusikalischen Kostbarkeiten italienischer Meister. Sie begannen mit dem Streichquartett e-Moll von Donizetti, bestehend aus sanften Klängen und mehrfach wiederholtem Grundthema.
Hier kam, im Gegensatz zur vorher vorgestellten Literatur, italienische Leichtigkeit und Fröhlichkeit zum Zuge. Einen musikalischen Blumenstrauß überreichten die Solisten mit den „Crisantemi“ von Puccini. Zum Schluss gab es Verdi mit Überraschungseffekten. „Das Quartett e-Moll hat Verdi aus Langeweile geschrieben, weil sich die Premiere der Aida hinzog“, erklärte Bratschist Andreas Kosinski, „und aus Langeweile hat er auch für Musiker und Publikum überraschende Kapriolen eingebaut.“
Kulinarische Köstlichkeiten in Grün-Weiß-Rot
Beim dritten Programmpunkt konnten sich die Besucher ein wenig wie bei der weihnachtlichen Bescherung fühlen. Ein musikalisches Zeichen, die Türen öffneten sich und gaben den Blick frei auf festlich gedeckte Tische im Dämmerlicht der Kerzen. Bei den Speisen dominierten die italienischen Nationalfarben grün, weiß, rot.
Vorbereitet hatten sie der Hobbykochklub ehemaliger Hoesch-Mitarbeiter. Vielleicht ein Zeichen dafür, dass der Weg vom Stahlkocher zum Drei-Sterne-Koch gar nicht so weit ist. Tatkräftig bei der Tischdekoration hatten fleißigen Helfer des Heimatvereins mitgewirkt. Sie sorgten auch dafür, dass am Montag das Amtshaus wieder seiner ursprünglichen Bestimmung dienen konnte.