wird fesselnd und unterhaltend vermittelt
Einmal mehr gelang es den Senioren vom TV Mengede, ein auf den ersten Blick sprödes Thema in eine fesselnde Abendunterhaltung umzuwandeln. Dank der beiden Referenten Andrea Münch und Uwe Jungesblut, die in ihrer Funktion als Pressesprecher des Hauptzollamts Dortmund das Aufgabenspektrum der deutschen Zollbehörden anschaulich vermittelten, waren viele der Zuhörer überrascht, in wie vielen Lebensbereichen die grün gekleideten Frauen und Männer eingesetzt werden.
Eine besondere Freude bereitete den beiden Zollbeamten der im Zuhörerkreis anwesende, vor bereits 27 Jahren pensionierte Bodelschwingher Zollfahnder Paul Postulke, der zu berichten wusste, dass er zu seiner aktiven Zeit in leitender Funktion bei der Aufklärung des größten Steuerskandals in der Geschichte der Bundesrepublik mitgewirkt hatte. Man erinnerte sich: Es ging damals gegen den als „Ölkönig von Wanne“ bekannten Besitzer der Tankstellenkette „Goldin“ , der mit Steuermanipulationen mehr als 300 Millionen D-Mark ergaunerte und damit den Fußballclub Westfalia Herne zum Aufstieg in die Bundesliga verhelfen wollte.
Zwei Zuhörer, die hinreichend positive Erfahrungen mit dem Zoll gemacht haben: der eine während seiner langjährigen beruflichen Tätigkeit als Zollfahnder (Paul Postulke, l.) und der andere (Alu Weller), immer grundehrlich bei allen Zollkontrollen.
Zöllner gibt es schon seit 260 v. Chr. Dokumentiert ist dies sogar im Neuen Testament. Die Feststellung, der Zoll sei somit das zweitälteste Gewerbe der Welt, provozierte im Zuhörerkreis dann gleich eine Gegenfrage: „Und was ist das älteste?“ Das war dann aber auch im Laufe des Abends die einzige Frage, die die beiden Vortragenden nicht beantworten wollten.
Trotz der seit Schengen offenen Grenzen in Europa gehöre zu den zentralen Aufgaben des Zolls die Gewährleistung eines reibungslosen internationalen Warenverkehrs, eines fairen Wettbewerbs, der Kampf gegen die Schwarzarbeit, Produktpiraterie und Kriminalität und der Einsatz für den Artenschutz. Nicht zu vergessen sei die Erhebung von Steuern, immerhin mit 119 Mrd. Euro (2013) etwa die Hälfte des Steueraufkommens der Bundesrepublik.
Zur wirksamen Unterstützung bei der Bewältigung dieses Aufgabenkatalogs gebe es im Rahmen der Zollfahndung die „Zentrale Unterstützungsgruppe Zoll (ZUZ)“ als Spezialeinheit, vergleichbar mit der berühmten „GSG9“ der Bundespolizei, ausgestattet mit gleicher Technik und gleichen Rechten. Aufaddiert habe sie dafür gesorgt, dass für Deutschland – bezogen auf das Jahr 2013 – Strafsummen von insgesamt 1927 Jahre („Schmuggel verringert den Wohnraum“) und 26 Mio. € Geldstrafen verhängt wurden.
Von besonderem Interesse im Vortrag der beiden Beamten war das Thema „Produktpiraterie“. Mit zahlreichen bei ihren Kontrollen „eroberten“ Exponaten, angefangen bei bekannten Uhrenmarken wie Rolex oder Breitling, Tabakwaren und Autoersatzteilen (Bremsscheiben aus gepresstem Torf) bis hin zu gefälschten Medikamenten („gefälschtes VIAGRA erkennt man nach wenigen Stunden, gefälschte Anti-Baby-Pillen erst nach 9 Monaten“) bewiesen sie, dass die imitierten Produkte kaum vom Original zu unterscheiden sind. Jungesblut bezeichnete die Uhrenimitate als Wanduhren („man kann sie nur gegen die Wand werfen“).
Das Herkunftsland mit den meisten Produktfälschungen sei China, bis zu 70000 Arbeitsplätze in Deutschland würden dadurch gefährdet. Eine Empfehlung für einen Sonntags-Ausflug: Das Museum Plagiarius im Solinger Südpark habe sich speziell diesem Thema gewidmet (www.plagiarius.de).
Auch zum Thema „Artenschutz“ gab es zahlreiche Beispiele. Damenstiefel aus Krokodil-Leder, Elfenbein-Schnitzereien, Armreifen aus Schildkrötpanzer, Schmuckelemente aus Fechterschnecken und Korallen, die zur haptischen Wahrnehmung herumgereicht wurden, befinden sich allesamt auf der Verbotsliste der Washingtoner Artenschutzabkommen I, II, III. Böses Erwachen für einen Schmuggler, der eine Ladung von 28 kg Elfenbein beim Zoll als Rosenholz deklarierte. Sein Pech: Auch Rosenholz steht unter Artenschutz.
Beim Schmuggel von Rauschgift gebe es kaum ein Versteck, das den Zollbeamten noch unbekannt sei. Ein nur scheinbar gutes Geschäft für den Schmuggler sei der Drogentransport von Drogen innerhalb des eigenen Körpers, da die Kuriere neben einer nicht unbedenklichen Gesundheitsgefährdung nicht bedenken, dass sie wegen der Kenntnisse über die Hintermänner in dem Geschäft mit diesem unappetitlichen Transport nie aufhören könnten und früher oder später dann „mit Beton an den Füßen“ im Rhein landeten. Als wichtige Helfer im Kampf gegen die Rauschgiftkriminalität lobten beide Referenten die von ihrer Behörde eingesetzten Diensthunde. Der Dortmunder Zollhund „Edda“ habe in seinen bisherigen 12 Lebensjahren bereits 600 kg Rauschgift aufgespürt.
Neu im Aufgabenkatalog des Zolls sei seit dem 01. 07.2009 die Erhebung der KFZ-Steuer, wobei es bei der Zusammenführung der zuvor durch die Finanzverwaltung der Länder verwendeten Computerprogramme immer noch einige Anpassungsschwierigkeiten gebe und die Überwachung der gesetzlichen Vorschriften zum Mindestlohn.
Im Namen des Seniorenbeirats des TV Mengede bedankte sich Jutta Sperrmann zum Abschluss des Vortrags für die vielen Informationen, die trotz der Ernsthaftigkeit des Themas von beiden Referenten in lockerer Gesprächsführung dargeboten wurden.