Wie halten wir es mit den Baudenkmälern im Stadtbezirk Mengede (Folge 9):
Das Gebäude Williburgstraße 19 (Quellenberg)
Die Denkmalliste der Stadt Dortmund umfasst im Stadtbezirk Mengede 79 Baudenkmäler, darunter 21 Wohnhäuser, Villen oder Wohnsiedlungen und landwirtschaftliche Gebäude, 16 Wohn- und Geschäftshäuser, fünf öffentliche Gebäude und Kleindenkmäler, drei Sakralbauten und Industrieanlagen, zwei Adelssitze sowie einen Friedhof, ein Geschäftshaus und eine Verkehrsanlage. Absicht dieser Serie ist es, über die Baudenkmäler im Stadtbezirk Mengede zu informieren. Ein manchmal nicht ganz einfaches Unterfangen, weil es sich häufig um private Entscheidungen handelt, wie man mit einem Denkmal umgeht. Aber: Es gibt auch ein Denkmalschutzgesetz. Unsere Beiträge, die wir in loser Folge einstellen, sollen es dem Leser ermöglichen, das Denkmalschutzgesetz mit der Realität vor Ort zu vergleichen.
Und noch eine weitere Vorbemerkung: Baudenkmäler zu erhalten, ist in dieser Gesellschaft nicht einfach. Kapitalisten, Anarcho-Linke, Bürgerliche und vor allem Behörden sind gleichermaßen gefragt und stehen in der Verantwortung, eine dem Denkmal, und damit einer Kultur des Stadtbezirks dienende Lösung zu finden.
In dieser Folge 9 stellen wir ein weiteres Baudenkmal vor, das im alten Ortskern von Mengede anzutreffen ist. Es handelt sich um das Gebäude Williburgstraße 19.
Im Rahmen des „Nachbarschaftspicknicks Williburgstraße“ wurde am 26.6. 2016 im Eingangsbereich ein kleines Schild mit dem Hinweis angebracht, dass es sich bei dem Gebäude um ein Denkmal des Landes NRW handelt.
Wohn- und Geschäftshaus mit unterschiedlicher Nutzung über die Jahrhunderte.
Merkmale des Denkmals *
Im 19. Jahrhundert errichtetes Fachwerkgebäude, zwei-geschossiges Haus mit ausgebautem Satteldach und einem quergestellten Anbau mit Giebel zum Wiederhof. Zur Südseite ist das Obergeschoss verschiefert. Das zweiseitig von Straßen umgebene Haus ist im Erdgeschoss völlig durch einen Ladeneinbau verändert und gänzlich verklinkert. Im Fachwerkbereich zur Aussteifung lange Streben über drei Gefache, im Dachbereich einige Schleppgaupen.
Geschichte
Zwischen den Häusern Williburgstraße 13 und 15 verband ein Wassergraben, der unmittelbar vor der Besitzung Quellenberg verlief, die zur Emscher aufgestaute Umflut von Ost nach West (die heutige Schaphusstraße mit der Siegenstraße). Dieser Graben trennte noch 1826 den nördlichen Teil des Kirchdorfes, der als der älteste Teil Mengedes gilt, vom übrigen Ort ab. Das Grundstück war demnach bereits im 14. Jahrhundert bebaut.
Nach den vorhandenen Häuser- und Steuerlisten ist 1694 die Familie Peters bekannt, die mehr als 100 Jahre diese Liegenschaft bewirtschaftete. Bei der Katastererstaufnahme 1826 war Heinrich Ebert Koch, ein Branntweinbrenner und Bäcker Eigentümer und nach weiteren Wechseln im Eigentum erwarb 1931 Arthur Quellenberg, der Großvater des heutigen Eigentümers das bebaute Grundstück.
Als Möbelhaus und Schreinerei gründete Arthur Quellenberg 1927 das heute von Rudolf Quellenberg in dritter Generation im Schatten der evangelischen Kirche geführte Beerdigungsinstitut.
Der Gründer Arthur Quellenberg war wie sein Vater Wilhelm gelernter Schreinermeister, aus Stockum nach Mengede gekommen um auf der die Zeche „Adolf von Hansemann“ Arbeit zu finden.
Bevor Arthur Quellenberg sich selbständig machte, wohnte er auf einem dem Bergbau gehörenden Bauernhof in Groppenbruch, erkannte aber bald seine Chance, sich auf eigene berufliche Füße zu stellen und quittierte seinen Dienst beim Bergbau. Im Eckhaus Strünkede-/Castroper Straße eröffnete Quellenberg 1927 sein Möbelgeschäft auf zwei Etagen (damals waren die Schaufenster nicht nur im Parterre) und kaufte zwei Jahre später dies Haus an der damaligen Königs-, der heutigen Williburgstraße, in dem die Firma noch heute ihren Sitz hat.
In Jahrzehnten haben sich die Schwerpunkte des Unternehmens sehr verändert bzw. spezialisiert. Die Vorfahren der jetzigen Inhaberfamilie Rudolf und Ursel Quellenberg waren gelernte Schreinermeister und führten eine Schreinerei, zu der auch die Bestattung gehörte. Krankentransporte, Möbelschreinerei, Taxidienste und ein Möbelgeschäft waren Unternehmenssparten, die im Laufe der Jahre den Geschäftsbetrieb abrundeten.
Mit der Zeit spezialisierten sich immer mehr Geschäftsleute, so auch die Quellenbergs. Die Zahl der Bestattungen nahm zu und die Spartengeschäfte verschwanden schließlich gänzlich. Inzwischen ist die Gestaltung und Durchführung der Trauerfeiern zum Arbeitsschwerpunkt geworden.
Generelle Anmerkung zum Thema:
In der Liste der Baudenkmale im Stadtbezirk Mengede ist auch das Kriegerdenkmal in der Adalmundstraße/Jonathanstraße aufgeführt. Einmal im Jahr – zum Volkstrauertag – wird das Gelände um das Denkmal herausgeputzt. Ansonsten gammelt es vor sich hin, wie die beigefügten Fotos zeigen. Da darf man sich nicht wundern, wenn vor einigen Häusern im alten Ortskern das Gras ebenso üppig sprießt, ohne dass sich jemand darum kümmert.