Wie halten wir es mit den Baudenkmälern im Stadtbezirk Mengede (Folge 10):
Das Gebäude Mengeder Straße 688 (ehemalige Gaststätte „Westfalenhof“ /Kaffsack)
Die Denkmalliste der Stadt Dortmund umfasst im Stadtbezirk Mengede 79 Baudenkmäler, darunter 21 Wohnhäuser, Villen oder Wohnsiedlungen und landwirtschaftliche Gebäude, 16 Wohn- und Geschäftshäuser, fünf öffentliche Gebäude und Kleindenkmäler, drei Sakralbauten und Industrieanlagen, zwei Adelssitze sowie einen Friedhof, ein Geschäftshaus und eine Verkehrsanlage. Absicht dieser Serie ist es, über die Baudenkmäler im Stadtbezirk Mengede zu informieren. Ein manchmal nicht ganz einfaches Unterfangen, weil es sich häufig um private Entscheidungen handelt, wie man mit einem Denkmal umgeht. Aber: Es gibt auch ein Denkmalschutzgesetz. Unsere Beiträge, die wir in loser Folge einstellen, sollen es dem Leser ermöglichen, das Denkmalschutzgesetz mit der Realität vor Ort zu vergleichen.
Und noch eine weitere Vorbemerkung: Baudenkmäler zu erhalten, ist in dieser Gesellschaft nicht einfach. Kapitalisten, Anarcho-Linke, Bürgerliche und vor allem Behörden sind gleichermaßen gefragt und stehen in der Verantwortung, eine dem Denkmal, und damit einer Kultur des Stadtbezirks dienende Lösung zu finden.
In dieser Folge 10 stellen wir ein weiteres Baudenkmal vor, das im alten Ortskern von Mengede anzutreffen ist. Es handelt sich um das Gebäude Mengeder Straße 688.
Im Rahmen des „Nachbarschaftspicknicks Williburgstraße“ wurde am 26.6. 2016 an diesem Gebäude im Eingangsbereich ein kleines Schild mit dem Hinweis angebracht, dass es sich bei dem Gebäude um ein Denkmal des Landes NRW handelt.
Gastwirtschaft, Gartenwirtschaft, Freiluftkegelbahn, Saal, Wohnung und Eiskeller
Merkmale des Denkmals *
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtetes Fachwerkhaus. Ein giebelständiges mit Krüppelwalmdach versehenes, in traditioneller Fachwerkbauweise mit langen ausgesteiften Kopf- und Fußstreben errichtetes 2-geschossiges Gebäude mit ausgebautem Dachgeschoss. Der rückwärtige Giebel mit Anbau, der keinen Denkmalwert besitzt, hat ein verkleidetes Giebeldreieck. Aufwändig und denkmalgerecht durch die derzeitigen Eigentümer saniert.
Geschichte *
Die Bebauung der südlichen Ortslage, Gerichtsherrschaft der Herren von Bodelschwingh, erfolgte im frühen 14. Jahrhundert. Um diese Zeit wird auch das erste Gebäude errichtet worden sein, auf dessen Grundmauern in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert die ehemalige Gaststätte „Haus Krampe“, „Schimmel“, „Kaffsack“ bzw. „Westfalenhof“ entstand.
Gerichtshaus und auch wohl Rathaus des Bodelschwing‘schen Anteils im Kirchdorf war Haus Krampe. Vorgelagert lag über mehrere Jahrhunderte bis zur Einrichtung des heutigen Mengeder Marktes (1915) der Marktplatz des alten Mengede. Die drei Familien Krampe (bis 1755), Schimmel (bis 1907) und Kaffsack (bis 2012) boten in ihrem Lokal Bier und Branntwein, Veranstaltungsflächen für Theater und Versammlungen in einem großen Saal und in den großzügigen Gartenanlagen u.a. auch eine Kegelbahn im Freien an.
Um 1880 wird noch eine Hausbrauerei mit einem Kühlschiff in der Gebäudesteuerrolle des Amtes geführt. Das Wasser zum Brauen konnte lange Zeit direkt der Emscher entnommen werden, die die unmittelbar am Grundstück liegende Umflut und damit den kleinen Stichkanal zum Brauhaus speiste.
Nach Abzug der Franzosen wurde der alte nicht mehr nutzbare Saal 1927 durch einen Neubau ersetzt. Eine Umnutzung des Saales erfolgte 1946 zu einem Lichtspieltheater („Metro-Filmtheater“, später bis 1961 die „Schauburg“) und ab 1961 bis zum Abbruch 1996 diente der Saal verschiedenen Gewerbetreibenden als Lager. Das Wohngebäude steht seit dem 11. November 1983 unter Denkmalschutz.
Wie sieht es heute aus
Karin und Bodo Kaffsack waren die letzten Konzessionsinhaber zum Betrieb des „Westfalenhofes“ und Bodo Kaffsack drehte am 24. Februar 2012 den Zapfhahn für immer zu.
Mit Vertrag vom 23. Februar 2012 erwarben Claudia und Peter Hemels das bebaute Grundstück und renovierten das Gebäude denkmalgerecht zu einem privat genutzten Mehrfamilienhaus. Ihnen ist für den Erhalt dieses schmucken Baudenkmals zu danken. Die Renovierungsarbeiten sind noch nicht abgeschlossen, gleichwohl dient das Gebäude inzwischen als Wohnung für die Eigentümerfamilie und deren Freunde Moni und Wolli.
Und man kann nur hoffen, dass sich die weiteren Pläne realisieren lassen, denn wenn alles fertig ist, „soll die Idee des Mehrgenerationenhauses umgesetzt werden. Platz ist im Haus hinreichend dafür vorhanden – im Haus selbst und drum herum. Platz für offene Treffpunkte, an denen sich Angehörige verschiedener Generationen begegnen, sich austauschen und gegenseitig unterstützen können – damit wäre dann auch wieder eine Brücke zu dem alten „Westfalenhof“ geschlagen.“ (vgl. hierzu auch MENGEDE:InTakt! vom 5.1.2015 „Auf eine Tasse Kaffee mit Claudia und Peter Hemels“)