Unterwegs zum Hochwasserrückhaltebecken
Das Hochwasserrückhaltebecken vor der Stadtgrenze nach Castrop ist als neu entstandenes Naturreservat schon lange kein Geheimtipp mehr. Das zeigen die vielen Spaziergänger, Radfahrer, Jogger und Erholungssuchende, die dort täglich unterwegs sind. Seit dem vergangenen Monat können sie dabei in der Nähe des „Hofes Emschertal“ ein Objekt entdecken, das von weitem wie ein gestrandetes U-Boot aussieht, und bei einem Blick ins Innere an die Kajüte des Kapitäns Nemo in der legendären „Nautilus“ erinnert.
Der amerikanische Künstler Mark Dion hat einen alten Gastank aus Stahl, den er in einer ehemaligen Kläranlage in Herne entdeckte, in ein interaktives Museum verwandelt. Das präsentiert er mit der „Gesellschaft der Amateurornithologen“ im Rahmen der internationalen Kunstausstellung „Emscherkunst 2016“. Dion, selbst ein passionierter Sammler, hatte dabei eine zweifache Intension. „Zum einen wollte er dem kulturellen Phänomen Sammeln, das es in jeder Gesellschaftsform in unterschiedlichen Ausprägungen gibt, ein Denkmal setzen“, erklärt Stefan Zientek. Er ist einer der Kunststudenten der Uni Dortmund, die, täglich wechselnd, den Besuchern das Kunstwerk erläutern und deren Fragen beantworten.
Zum anderen wurde an diesem wie ein Wohnzimmer eingerichteten Ort alles zusammengetragen, was ein Vogelliebhaber gesammelt haben könnte. „Der Künstler besuchte dazu die Flohmärkte der Region, auf denen er fündig wurde“, ergänzt Zientek. So finden die Besucher zahlreiche Nachschlagewerke zur Vogelkunde, Schautafeln mit Vögeln, Bilder, Zeichnungen, Figuren und plastische Darstellungen. Auch optische Geräte zur Vogelbeobachtung fehlen nicht. Zienteks Kollegin Franziska Schmitt zeigt, wie sich das Dach des Behälters zur Seite fahren lässt, damit der Blick in die Umgebung freigegeben wird.
Und der lohnt sich wirklich. Kaum ein Ort verdeutlicht wie dieser die strukturelle und ökologische Veränderung des Emschertales. In kürzester Zeit ist hier ein neuer Naturraum für Tiere und Pflanzen entstanden. Seltene Vögel, darunter gefährdete Bodenbrüter, sowie Graureiher, Greifvögel, aber auch Amphibien und Libellen sind hier heimisch geworden. Die Besucher können hier durch ein Fernrohr besonders die Vögel zum Greifen nah beobachten.
„Da wir ein Museum zum Anfassen sind, sind auch die Kinder immer wieder von einem Besuch bei uns sehr angetan“, meint Stefan Zientek. „Sie können sich mit den vorhandenen Ausrüstungs- und Kleidungsstücken in einen Vogelforscher verwandeln oder über eine Leiter auf die Aussichtsplattform des ehemaligen Gastanks klettern.“ Der 10-jährige Louis aus Mengede war von der Ausstellung so fasziniert, dass er 1,5 Stunden dort blieb und bei seinem Besuch in das Outfit eines Vogelkundlers schlüpfte.