Arbeit in bester Lage – das braucht Vorbereitung

Kommentar: Kneppers Zukunft nicht allzu hastig verspielen

Wohin zieht es Transportunternehmen? Dorthin, wo es ihre Lkw:Kolonnen nicht weit zu überregionalen Fernstraßen haben. Ein naher Autobahnanschluss ist das Mindeste, ein Autobahnknotenpunkt schon besser; gleich zwei Knotenpunkte in direkter Nähe ideal. Insofern war das Knepper-Gelände in Oestrich für die Metro-Logistiker eine interessante Option. Allerdings gab es einige Hürden: eine direkte Verkehrsverbindung, um die Wohnbereiche zu umfahren, muss erst noch gebaut werden; die Kraftwerksgebäude stehen eventuell im Weg; in Teilbereichen ist der Boden belastet. Das kostet Zeit und Geld. Die Metro entschied sich gegen den Dortmunder Standort und wählte Marl, wo sofort eine Fläche zur Verfügung stand.

Eine verpasste Chance? Kaum wurde der geplatzte Deal publik, gab es zum Teil heftige Kritik: Knepper müsse schnellstens in vermarktbaren Zustand gebracht werden, damit nicht noch einmal so viele neue Arbeitsplätze verloren gehen. Hat Dortmund in diesem Fall wirklich etwas zu bedauern? Die Metro wird für das neue Logistik-Zentrum vier kleinere Niederlassungen in Essen, Frechen, Kamen und Unna schließen. Dort sind insgesamt ca. 980 Mitarbeiter beschäftigt. Die neue Niederlassung wird nach Auskunft des Unternehmens 1000 Arbeitsplätze bieten, die allen von der Schließung betroffenen Mitarbeitern angeboten würden. Wieviele „neue“ Arbeitsplätze dann übrig bleiben, wird man sehen. Bedenklich auch ein Bericht des im Kreis Unna erscheinenden Hellweger Anzeigers vom 11. Februar dieses Jahres. Da heißt es, die Metro prüfe die Auslagerung der Logistik an einen Dienstleister – eine Horrorvision für alle Betriebsräte. Dienstleister im Logistik-Gewerbe heuern nicht selten Fahrer aus osteuropäischen Ländern an, die zu anderen Konditionen arbeiten als ihre deutschen Kollegen.

Vielleicht lohnt es sich, nicht allzu hastig nach der erstbesten „großen Lösung“ zu greifen und sich lieber ausreichend Zeit zu lassen. Schließlich geht es darum, einem Ort, der dem Stadtbezirk lange Zeit Licht und warme Wohnungen geliefert hat, neues Leben zu geben.