Arme Noah Gemeinde – Gemeindezentrum Nette

95 Thesen für Noahkirchturm-1997-mit-banner

Am 31. Oktober wiederholt sich zum 499. Mal der Anschlag der 95 Thesen an die Schlosskirche in Wittenberg. Dem Verfasser Dr. Martin Luther war es ein dringendes Anliegen, die Kirchenobrigkeit auf Missbräuche und Fehlentwicklungen hinzuweisen. Wie allgemein bekannt, führte sein Protest zur Gründung der Evangelischen Kirche, deren Anhänger sich fortan in Analogie hierzu „Protestanten“ nannten.
Die fatale Entwicklung in unserer Noah-Gemeinde – mit dem Presbyteriums-Beschluss, die Kirchen in Oestrich und Nette aufgeben zu wollen – hat viele ihrer Mitglieder in den betroffenen Ortsteilen daran erinnert, dass ihnen die Pflicht zum Protest bereits mit dem Taufwasser übertragen wurde. Sie halten es für angemessen und dringend erforderlich, ihrem Kirchengründer nachzueifern und die Verantwortlichen mit einer Neufassung der 95 Thesen an ihre Verantwortung zu erinnern.

Unsere Erkenntnisse

1  Am Anfang war das Wort.
2  Seid mutig im Widerspruch.
3  Nur gemeinsam sind wir stark!
4  Wer schweigt macht sich schuldig.
5  Seid unverzagt und streitet für die Verkündigung des Wortes des Herrn.
6  Die Vergebung der Sünden durch Jesus Christus ist der wahre Schatz der Kirche.
7  Das Kaufen und Verkaufen hat nichts mit Nächstenliebe zu tun.
8  Wichtiger sind gute Werke der Nächstenliebe, wie die Unterstützung für Arme oder Hilfsbedürftige.
9  Du sollst kein falsch Zeugnis reden wider Deinen Nächsten.
10  Gott wird den Bannstrahl gegen diejenigen schleudern, die Betrug hinsichtlich der heiligen Liebe und Wahrheit sinnen.
11  Wer aus Unwissenheit Falsches sagt, ist dumm, wer wissentlich Falsches sagt, ist ein Lügner.
12  Eine Lüge ist wie ein Schneeball: je länger man ihn wälzt, desto größer 
 wird er.
13  Man braucht sieben Lügen, um eine zu bestätigen.
14  Noah baute eine Arche, in Nette soll sie versenkt werden.
15  Möge die Kraft des Heiligen Geistes auch ihre irdischen Verkündiger erreichen.
16  Kein Irrtum ist so groß, der nicht seinen Zuhörer hat.
17  Sollen die Werke gut sein, so muss zuvor der Mann gut sein, der sie tut, denn wo nichts Gutes inne ist, da kommt nichts Gutes raus.
18  Wenn nicht geschehen wird, was wir wollen, so wird geschehen, was besser ist.
19  Das Recht ist ein zeitlich Ding, das zuletzt aufhören muss, aber das Gewissen ist ein ewig Ding, das nimmermehr stirbt.

Unsere gut gemeinten Ratschläge

20  Wer glaubt, dass er mit Finanzgeschäften unsere Kirche retten kann, der irrt.
21  Wer seine eigenen Interessen über das Wohl der Gesamtheit stellt, der irrt.
22  Wer das Haus Gottes nur aus finanziellen Erwägungen zerstört, begeht eine Sünde.
23  Wer das Christensymbol Kreuz auf den Müll wirft, begeht eine schwere Sünde.
24  Wer die Schwächsten in der Gemeinde des Herrn missachtet, ist mit dem Teufel im Bunde.
25  Wer der Jugend das Haus nimmt, verrät die Gemeinschaft.
26  Wer die Interessen der Christengemeinschaft verletzt, ist nicht würdig seines Amtes.
27  Wer einem Bedürftigen nicht hilft, aber stattdessen Handel betreibt, erzürnt Gott.
28  Wer Tatsachen verschweigt, belügt die Menschen.
29  Die Prediger irren, wenn sie Vergebung gegen Geld versprechen.
30  Die Prediger irren, wenn sie sagen: „Jede Strafe wird erlassen.“
31  Es ist falsch, wenn im Haus des Herrn länger über Geschäfte gesprochen wird als über Gottes Wort.
32  Der Schatz der Kirche besteht nicht aus weltlichen Gütern.
33  Demokratisches Miteinander sei auch in der Kirche Maxime des Handelns.
34  Entbindet die Presbyter von dem ihnen auferlegten Schweigegelübde.
35  Aussitzen ist keine Lösung eines Problems.
36  Wo Gott eine Kapelle baut, da baut der Teufel eine Kirche daneben.
37  Für Heuchelei gibt’s Geld genug, Wahrheit geht betteln.

Unsere Fragen

38  Warum hilft die Landeskirche nicht bei der Erhaltung des Hauses?
39  Wo bleibt die Solidarität der wohlhabenden Gemeinden?
40  Warum ignoriert man die vielen Proteste in der Gemeinde?
41  Warum verwehrt man den Frauen ihre Gemeinschaft in der Frauenhilfe?
42  Warum nimmt man der Jugend ihre Gemeinschaftsräume?
43  Warum nimmt man der Gemeinde ihren Glockenturm?
44  Warum beteiligt man die Gemeinde nicht an den Planungen?
45  Warum nimmt man den örtlichen Lehranstalten ihre Schulgottesdienste?
46  Warum wirft man Spenden aus der Gemeinde auf den Müll?
47  Warum nimmt man in Kauf, den rechten Chaoten den Weg zu ebnen?
48  Warum verpflichtet man die Kirchenangestellten zum Schweigen?
49  Warum ignoriert man die über Religionsgrenzen hinaus gewachsene Akzeptanz des Kirchenareals?
50  Warum verweigert man der Gemeinde einen genauen Einblick in die Pläne?
51  Warum beteiligt man die Gemeindemitglieder nicht an den Zukunftsplänen?
52  Warum gibt es für den Erhalt der Kirche keine zweite Chance?
53  Warum wagt man keine öffentliche Diskussion über die beschlossenen Vorhaben?
54  Warum gibt es so unterschiedliche Angaben über die Kosten der Renovierung?
55  Warum wird alles getan, um das Ergebnis für Nette „schlecht“ zu rechnen?

Unsere Kirche

56  Dieses Haus ist das Haus Gottes.
57  Streitet für den Bestand dieses Hauses.
58  Erhaltet dieses Haus für Eure Kinder und Kindeskinder.
59  Unsere Kirche bietet ihren ruhigen Rückzugsort jedem an, der an ihr vorbei geht.
60  Unsere Kirche lädt zum stillen Verweilen ein.
61  Solche Kirchen mitten im Ort braucht es heute noch genauso wie zu der Zeit, als sie gebaut wurden.

Unsere Politiker

62  Alle politischen Parteien sind gegen die Schließung des Hauses.
63  Warum ignoriert man den Appell der Politiker?
64  Warum gibt es kein Beteiligungsangebot an die Politik?

Unser Turm

65  Unser Glockenturm ist ein denkmalwürdiger Baukörper.
66  Unser Glockenturm ist eine weithin sichtbare Werbesäule für die Kirche.
67  Unser Glockenturm ist eine Landmarke.
68  Unser Glockenturm hat eine Identifikationsfunktion für Nette.
69  Das Geläut unserer Glocken ist ein Lobgesang an Gott.
70  Die Glocken rufen: Hier bist du richtig.
71  Unsere Glocken sind Gott geweiht und haben eine Renovierung verdient.

Unsere Stärken

72  Es gibt keinen Saal der Gemeinde mit ähnlich guten Akustik-Eigenschaften.
73  Es gibt kein Gebäude in der Gemeinde mit vergleichbarem Raumangebot.
74  Unsere Jugendarbeit ist beispielhaft im gesamten Noah-Kirchenbereich.
75  Unsere Kirche hat eine wichtige kulturelle Funktion.
76  Nette ist das geografische Zentrum der Noah-Gemeinde.
77  Im Gemeindebezirk Nette wohnen die meisten Gemeindemitglieder der Noah-Gemeinde.

Unsere Sorgen

78  Der Schließungsbeschluss des Presbyteriums ist nicht alternativlos.
79  Es braucht viele Generationen für den Bau einer Kirche, aber nur eine, um sie zu vernichten!
80  Viele Kirchenaustritte als Folge der Kirchenschließung sind unvermeidlich.
81  Mit weniger Sälen verlieren wir Seelen!
82  Eine lebendige Gemeinschaft droht in die Brüche zu gehen.
83  Leerstehende Ladenlokale sind für Zusammenkünfte von Gemeindegruppen völlig ungeeignet.

Unsere Bitten an das Presbyterium der Noah-Gemeinde

84  Lasst unsere Kirche einen Ort sein, an dem es keine Denkverbote gibt!
85  Nehmt den Christinnen und Christen in Nette nicht ihre Heimat!
86  Nehmt der Jugend nicht ihre Musik!
87  Nehmt den Bedürftigen nicht ihre Kleiderkammer!
88  Nehmt unseren Frauenvereinen nicht ihre Kaffeerunden!
89  Nehmt den Bürgern in Nette nicht ihre Bildungsveranstaltungen!
90  Nehmt unserem Chor nicht seine Übungsstätte!
91  Nehmt den Kindern nicht ihren Ferienspaß!
92  Erhaltet unsere Kirche und ihre Fähigkeit, Wunden zu heilen und die Herzen der Menschen zu erwärmen!
93  Lasst unsere Kirche den Ort sein, wo man aufatmen kann und akzeptiert wird!
94  Lasst unsere Kirche den Ort sein, wo die Menschen Nähe und Verbundenheit erfahren!
95  Macht den unseligen Schließungsbeschluss rückgängig!

Der Arbeitskreis
zum Erhalt des Gemeindezentrums Nette:
Hier stehen wir. Wir können nicht anders.
Gott helfe uns!
Amen.

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Der Kirchturm mit Banner aus dem Jahr 1997