Arme Noah Gemeinde – Gemeindezentrum Nette

95 Thesen für NoahKirche Nette 3

Mit dieser Überschrift war ein Beitrag versehen, den unserer Redaktionsmitglied Cawi Schmälter am 27.10. 2016 auf MENGEDE:InTakt! eingestellt hatte. Als Vorbemerkung zu den „95 Thesen für Noah“ schrieb er u.a.:

Die fatale Entwicklung in unserer Noah-Gemeinde – mit dem Presbyteriums-Beschluss, die Kirchen in Oestrich und Nette aufgeben zu wollen – hat viele ihrer Mitglieder in den betroffenen Ortsteilen daran erinnert, dass ihnen die Pflicht zum Protest bereits mit dem Taufwasser übertragen wurde. Sie halten es für angemessen und dringend erforderlich, ihrem Kirchengründer nachzueifern und die Verantwortlichen mit einer Neufassung der 95 Thesen an ihre Verantwortung zu erinnern.

Die Ruhr Nachrichten berichteten in ihrer Ausgabe vom 4.11.2016 mit der Überschrift „Wie einst Martin Luther“ über diese Thesen. Leser Harry Valerius aus Mengede schrieb zu diesem Beitrag einen Leserbrief, den die Ruhr Nachrichten auszugsweise und den MENGEDE:InTakt! am 12.11.2016 in voller Länge veröffentlicht hat. Die nachfolgende Erwiderung von Cawi Schmälter bezieht sich auf diese Veröffentlichung.

Das Sankt-Florian-Prinzip

„Heiliger Sankt Florian!
Verschon‘ mein Haus!
Zünd‘ and’re an!“

„Unwillkürlich wird man an das Sankt-Florian-Prinzip erinnert, wenn man rückschauend betrachtet, welche Personen sich bisher mit der Absicht hervorgetan haben, die evangelischen Kirchen in den Ortsteilen Oestrich und Nette ‚plattzumachen‘. Ausschließlich Profiteure des Beschlusses! Man beschwört die Christen-Gemeinschaft und handelt zutiefst egoistisch. Typisch hierfür die Vertretung des Noah-Kirchenvorstands im bisher einzigen zugelassenen Informationsgespräch mit dem Arbeitskreis, der sich für den Erhalt der Kirche in Nette einsetzt: Ein Pfarrer aus Mengede, eine Pfarrerin aus Westerfilde, zwei Presbyter aus Bodelschwingh, kein Vertreter aus Nette! Nun raten Sie mal, welche Gemeindebezirke übrigbleiben sollen?

Im Gleichklang wird das Fußvolk mit Halbwahrheiten und Gerüchten mobilisiert: Die Glocken in Nette hätten nur noch Schrottwert, deshalb müsse der Kirchturm für einen neu zu errichtenden Kindergarten weichen, die Netter Kirche sei nur durch Unterlassungen ihrer Mitglieder zu einer Ruine verkommen, ein großer Riss im Gemäuer hätte viel eher repariert werden müssen, die nun notwendigen Instandhaltungskosten seien unbezahlbar!

Es müsste doch ein Leichtes sein, mit konkreten Dokumenten, Fotos oder belastungsfähigen Zahlen die Alternativlosigkeit der beschlossenen Maßnahmen zu belegen. Stattdessen: Keine Beweise, nur pauschale Behauptungen. Wenn schon fast 2000 Protestunterschriften aus der Netter Bürgerschaft nicht reichen, der Öffentlichkeit reinen Wein einzuschenken, hilft vielleicht der stetig wachsende Unmut in den anderen Ortsteilen und seitens der politischen Vertreter unseres Stadtbezirks, die Karten offen zu legen.

Man erinnert sich bewusst nicht daran, dass vieles von dem, was aufgegeben werden soll, aus Spendenmitteln finanziert wurde, man hat geflissentlich vergessen, dass beim Zusammenschluss zu Gesamt-Noah gerade die Netter Kasse gut gefüllt war und man ignoriert, dass alle Mittel für notwendige Reparaturen an den Netter Kirchen-Immobilien seit dem Zeitpunkt der Noah-Gründung in andere, sprich eigene, Kirchengebäude geflossen sind. Wie war das noch mit dem kostenträchtigen Neubau eines von vornherein viel zu klein bemessenen Gemeindehauses in Bodelschwingh oder den immensen Kosten, die für die Renovierung der Mengeder Remigiuskirche aufgewendet wurden?

Wenn Harry Valerius in seiner Zuschrift in Abrede stellt, die 95 Netter Thesen wären aus den „Fingern gesogen“ und hätten nichts mit Glaubensfragen zu tun, irrt er gewaltig. Aber es sei ihm verziehen. Er ist ja nach eigenem Bekunden Katholik.
Auch Martin Luther hatte bei Abfassung seines Thesenpapiers seinen Unmut gegen die Fehlentwicklungen und Manipulationen in der Kirche vor fast 500 Jahren zum Ausdruck gebracht. Gegen den Papst und natürlich darum ein paar Nummern größer und wichtiger. Aber ist die heutige Situation nicht fast deckungsgleich? Damals verkaufte man Ablassbriefe, um mit diesen Mitteln den Petersdom zu bauen, heute nimmt man den Nettern ihre Identität, um die jeweils eigene Ortskirche aufzuhübschen.

Recht hat Valerius, wenn er kritisiert, der Gottesdienst zum Reformationsfest hätte besser besucht werden können. Aber der nachlassende Kirchenbesuch ist kein Nette-spezifisches Problem, sondern das Dilemma von Gesamt-Noah, wahrscheinlich der meisten evangelischen und katholischen Gemeinden in der Bundesrepublik. Glaubt er denn allen Ernstes, dass mit der Schließung einer Gemeinde der Kirchenbesuch in den dann übrig bleibenden Gotteshäusern besser ausfallen würde? Läge hier nicht der wahre und wirklich wichtige Aufgabenbereich der Pfarrerinnen und Pfarrer, die sich immer noch gern mit ihrer Berufsbezeichnung „Seelsorger/innen“ schmücken?

Zu seinem Vorschlag, beide Konfessionen in Nette sollten sich zusammentun und gemeinsam Gemeinderäumlichkeiten nutzen, hier mein Gegenvorschlag: Lasst uns damit anfangen, aber   auch in Mengede, Bodelschwingh und Westerfilde – dann werden wir sehen, ob es sich um einen realisierbaren Vorschlag handelt oder ob hier nur eine weitere Nebelkerze geworfen wird.“