Ein Blick übern Zaun

„Jetzt nicht Liebling“ im Kulturzentrum „Alte Schmiede“.

„Nomen est Omen- der Name ist Programm.“ Das erkannten bereits die römischen Gelehrten. Seinem Namen alle Ehre macht am vergangenen Wochenende der Theaterverein „Heiterkeit“ aus Huckarde mit drei ausverkauften Vorstellungen der turbulenten Komödie „Jetzt nicht Liebling“ im Kulturzentrum „Alte Schmiede“.Und wenn es stimmt, dass Lachen die beste Medizin ist, dann hätten die Zuschauer die Eintrittskarten eigentlich auf Krankenschein bekommen müssen. Denn es dominierten unbeschwerte Heiterkeit beim Publikum und heitere Ausdrucks- und Spielfreude bei den Akteuren auf der Bühne. „Wenn die Zuschauer lachen, ist das für uns der beste Dank. Wenn sie auch noch an Stellen lachen, wo wir nicht mit gerechnet haben, dann ist das eine zusätzliche Belohnung“, resümierte Pressesprecherin Nina Kiehl.

Mit dem Stück von Ray Cooney und John Chapmann wurde das Publikum in eine Zeit zurückgeführt, in der bei manchen Damen der „echte“ Pelzmantel mehr Wertschätzung genoss, als der eigene Ehemann. Zum Glück ist diese Zeit heute vorbei. Längst hat das neueste I-Phone zur Entlastung der Tiere diese Rolle als Statussymbol übernommen.
Doch zurück zum Stück: Schauplatz der Handlung war das Kürschner-Geschäft von Bodley, Bodley & Crouch, in dem acht triebgesteuerte Personen für ständige Verwirrung sorgten. Doppeltes Lob für die Spielleitung von Sandra Thäle und Ralph Sollmann, die zum einen zur Freude des Publikums mit immer wieder überraschenden Regieeinfällen dem Chaos eine absurde Krone aufsetzten, die zum anderen wieder einmal die Rollen optimal entsprechend der Fähigkeiten der Akteure besetzten.

Da war Peter Köttker als Harry McMichael, auftretend als körperlich und geistiges Trump-Double, da war Ralph Sollmann als lüsterner allzeit bereiter Gilbert Bodley, der mit einem Nerzmantel als „Schmiermittel“ bei dessen Ehefrau Janie (Silvia Schliffke) landen wollte. Da war Nina Kiehl als McMichaels Sekretärin und Geliebte, die eine gekonnte Mischung aus „Blondie-Naivität“, Raffinesse und Sex-Appeal auf die Bühne brachte. Da war auch noch Andrea Gertler als Maude Bodley, die alle Zeichen der Untreue ihres Mannes umdeutete und es auch selbst mit der Treue nicht genau nahm.

Im maritimen Outfit brachten Rainer Bendig als Kapitän Frencham und Bettina Rauh als dessen Ehefrau die Handlung zwar nicht weiter, sorgten aber für zusätzliches Chaos als trällernde Walküre von Seemannsliedern und betrunkener Seemann á la Hans Albers in seinen alkoholgeschwängerten Glanzzeiten. Gleich mehrere schauspielerische Facetten meisterte Matthias Purkert als Arnold Crouch. Eigentlich war er der ruhende Pol in dem Durcheinander. Er wollte nur seine stets pflichtbewusste Mitarbeiterin Ambrosine Tipdale (Sandra Thäle) für sich gewinnen. Doch dann musste er für die Sünden seiner liebestollen Umwelt gerade stehen und sah keinen Ausweg als laufend die Beweisstücke für deren Eskapaden aus dem zu Fenster werfen. Kompliment auch für Silvia Schliffke für ihren Mut zur Entkleidungsszene und dem Auftreten in hauchdünnen Dessous trotz starker Erkältung.

Nicht vergessen werden soll auch Bettina Schmitz als Miss Whittington, die für ein „pelziges“ Hors d‘oeuvre und für ein ebensolches Dessert sorgte.

Rein textlich lief nicht immer alles reibungslos. So spielte die Souffleuse Dagmar Sniezek sicher keine Nebenrolle. Doch es war auch köstlich, die die Akteure Textunsicherheiten überspielten und mit ihnen sogar noch zur Freude des Publikums kokettierten. Erfreulich war auch, dass das Ensemble die Leute hinter den Kulissen vom Ton- und Lichttechniker über Kostümschneider und Maskenbildner nicht vergaß und mit Plakaten im Foyer und sogar auf den Toiletten an deren Arbeit erinnerte.

Zum Schluss war auch nach knapp drei Stunden temporeicher Darbietung und intensivem Lachmuskeltraining beim Publikum das Chaos nicht ganz aufgelöst. Aber Irrungen und Wirrungen haben ja auch im realen Leben kein Ende. „Wir werden am Montag erzählen, was die andern verpasst haben, damit die sich so richtig ärgern“, meinte Gabriele Pothmann, die zusammen mit Marlies Kuhr und ihrer Gymnastik-Gruppe aus Deusen gekommen war und sich seit 15 Jahren von der Heiterkeit begeistern und anstecken lässt. Aber auch treue Besucher aus Mengede, Nette und Oestrich waren unter den Zuschauern in der Alten Schmiede.