Arme Noah Gemeinde – die Zukunft des Gemeindezentrums Nette

Quo vadis Nette?

Der Untergang der evangelischen Kirche in Nette ist beschlossene Sache. Ausgerechnet im vielgepriesenen Lutherjahr und ausgerechnet zum 10jährigen Jubiläum der Noah-Gesamtgemeinde wird von den Verantwortlichen der „Stöpsel“ herausgezogen.
Ein Titanic-Gefühl macht sich breit.

Wie damals am 14. April 1912, als die Offiziere des britischen Luxusdampfers nach dem Zusammenstoß mit einem Eisberg alles taten, um die Passagiere in Sicherheit zu wiegen und die Bordkapelle sich befleißigte, mit dem Choral „Nearer my God, to Thee…“ (Näher mein Gott zu Dir) Zuversicht zu verbreiten, versucht man auch in Nette alles, um die Gemeindemitglieder bis zum Verklingen der Turmglocken abzulenken.

Erst als damals die ahnungslosen Titanic-Passagiere merkten, dass ihre Whiskeygläser aufgrund der Schräglage des Schiffes über die Tischkanten rutschten und man auch in der Ersten Klasse nasse Füße bekam, brach eine Panik aus. Da realisierte man drastisch, dass alles verloren war.

Panische Reaktionen wird es in Nette natürlich nicht geben und die Nähe zu Gott ist ohnehin ein tief privates und intimes Gefühl, das nicht unmittelbar von einer höchst irdisch geprägten Entscheidung einiger Theologen abhängig ist. Gleichwohl ist die Schließung eines Gotteshauses im Zentrum eines zuvor willkürlich und ausschließlich aus pekuniären Motiven zusammengepressten Verbundes früherer selbständiger Gemeinden ein Akt der Ignoranz.

Ein vom Netter Alt-Presbyter Eberhard Roese initiierter Arbeitskreis, der sich zur Aufgabe gemacht hatte, das Gemeindezentrum in Nette zu erhalten, musste mehrfach zur Kenntnis nehmen, mit welch egoistischer Gefühlskälte die Entscheidungsträger ihre Beschlüsse verteidigten. Auch mehr als 2000 Unterschriften besorgter Bürgerinnen und Bürger oder eine einstimmig gefasste Resolution der Mengeder Bezirksvertretung schafften es nicht, detaillierte Informationen zur unabdingbaren Notwendigkeit des Beschlusses gegen Nette preiszugeben.

Das ganze Repertoire einer Verschleierungstaktik musste herhalten, wenn in den beiden Gemeindeversammlungen, die sich mit diesem Thema befassten, unangenehme Fragen gestellt wurden. Und daran knüpft sich die Frage, wie Theologen, die maßgeblich diese Entscheidung zu verantworten haben, ihrem seelsorgerischen Auftrag noch gerecht werden können.

Die naive Hoffnung, das Landeskirchenamt als unabhängige Kircheninstanz in Westfalen würde für ein Informationsgespräch zur Verfügung stehen, musste schlussendlich auch begraben werden. Der Halbwahrheiten-Tenor der Presbyteriums-Verlautbarungen durchwabert auch hier die Antwort auf den vom Arbeitskreis erstellten Fragenkatalog. Dass die Präses (Frau Dr. Kurschus) als oberste Repräsentantin der Ev. Kirche für ein Gespräch nicht zur Verfügung steht, war dann keine Überraschung mehr. So braucht sie auch nicht eine Antwort zu (er)finden, weshalb bei der Begründung der Notwendigkeit des geplanten Kirchturm-Abbruchs getäuscht wurde.

Seinerzeit wurde behauptet, eine bauliche Erweiterung des vorhandenen Kindergartens an der Karl-Schurz-Straße sei von der Stadt Dortmund nicht genehmigt worden, deshalb sei anstelle des Kirchturms ein Kita-Neubau erforderlich. Wenn unsere Informationen stimmen, soll nun doch nur an der Karl-Schurz-Straße gebaut werden.

Man lässt sich einfach nicht in die Karten gucken. Das für alle Landesbehörden verbindliche Informationsfreiheitsgesetz findet, was Wunder, bei kirchlichen Instanzen keine Anwendung. Bildlich gesprochen geht man immer noch gern hinter dicken Klostermauern in Deckung, schert sich einen Dreck um die Sorgen seiner Mitchristen und lenkt ab mit Luther-Kitsch und frommen Sprüchen.

Wenn der Geistliche im „Wort zum Sonntag“ am 29.4. 2017 zum Schluss seiner Predigt auffordert: „Ihr müsst ehrlich sein!“, dann dürfte er damit die Schäflein und Hirten gleichermaßen gemeint haben.
Wie Ironie klingt im Zusammenhang mit den Netter Ereignissen die Losung, die Superintendent Anders Hoepgen im Jahre 2006 anlässlich des 50jährigen Jubiläums dem Netter Gemeindehaus ins Stammbuch schrieb: „Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht.“ (Josua, 1.5).

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