Ein Jahr Freiwilligendienst in Mosambik (3)
Die Mengederin Meret Willing, die bisher noch nie alleine länger aus Mengede weg war, lebt seit dem 1.8.2017 in Mosambik und nimmt dort an einem einjährigen internationalen Jugendaustausch des ICJA statt. (vgl. auch die bisherigen Berichte auf MENGEDE:InTakt!).
Der ICJA ist ein weltweit tätiger Verein, der für junge und ältere Menschen Freiwilligendienste in aller Welt organisiert. Gleichzeitig betreut er ICJA Freiwillige aus allen Kontinenten, die in Deutschland in sozialen, politischen oder ökologischen Projekten mitarbeiten. Wir haben mit ihr verabredet, dass sie in unregelmäßigen Abständen über Ihren Aufenthalt berichtet. Hier ist nun ihr dritter Bericht. (K.N.)
Mein Arbeitsalltag
Es steht nun fest, ich bleibe ein Jahr in der Escolinha Futuro Brilhante. Durch diese Information stand ich der Arbeit viel offener gegenüber und bin dazu bereit Dinge, die mich stören anzusprechen und versuchen sie zu verbessern.
Ich brauche etwa eine Stunde für meinen Weg zur Arbeit. Zuerst nehme ich dafür zwei Chapas bis zu einem großen Kreisverkehr „Junta“, der direkt am Bairro (Viertel) liegt, wo ich mit Maria, einer anderen Freiwilligen, arbeite. Sie wohnt zum Glück in meiner Nachbarschaft, sodass ich den Weg zur Arbeit immer Begleitung habe. Von Junta aus laufen wir dann noch etwa 20 Minuten bis wir tief in Luis Cabral sind.
Angekommen wechseln wir den Kindern die Schuluniformen, sodass sie Klamotten anhaben, die dreckig werden dürfen und mit denen sie besser spielen können. Danach singen Maria und ich in einem Sitzkreis Lieder mit den Kindern. Da wir bis jetzt nur wenige mosambikanische Lieder können (“ O dia das criancas“, „vamos brincar“), singen wir auch deutsche und französische Lieder, da Maria französisch aufgewachsen ist. Zu den deutschen Liedern zählen „Nashorn, Elefant und Krokodil“ und „Das Auto von Lucio“. Bei „Nashorn, Elefant und Krokodil“ gefällt uns, dass zum Lied viele Bewegungen gemacht werden können, obwohl der Text echt fragwürdig ist. Deswegen schwimmen bei uns die drei Tiere nicht „in Afrika im Nil“, sondern “ in Mosambik im Fluss“, was sich auf portugiesisch immer noch wunderbar reimt. Mosambikanische Kinder singen ja auch nicht, dass Wolf, Bieber und Eule in Europa in der Themse schwimmen.
Verschiedene Länder haben verschiedene Zeichen und Bewegungen. Aus Nepal wissen wir zum Beispiel, dass „ja“ ein Nicken mit dem Kopf zur Seite ist und dadurch schnell mit unserem Kopfschütteln verwechselt werden kann. Beim „Auto von Lucio“ gibt es auch Bewegungen, die beim Singen mit den Händen gemacht werden. Am Ende wird ein Reifen mit Kaugummi verschlossen, symbolisiert durch das Drücken und Drehen des einen Zeigefingers in der anderen Handfläche. Durch den verdammt offenen Umgang hier in Maputo mit Sex (im Norden Mosambiks soll dieser ganz anders sein), kennen die Kinder auch schon das Zeichen mit den Fingern dafür, was genau dieser Bewegung im Lied entspricht. Das hat dann natürlich erstmal für großes Gelächter gesorgt. Wieso sollte man die Bewegung auch in einem Kinderlied machen?
Nach dem Singen ist dann meistens schon das Frühstück fertig, was von einer anderen Erzieherin gemacht wird (im Moment Filo, die Schwester vom Direktor der Escolinha). Maria und ich helfen dann beim Tischdecken und essen dann gemeinsam mit den Kindern Papinha – mit Wasser, Öl und Zucker gekochter Maisbrei. Haben wir Glück, dann gibt es Brot mi Badjia, das sind kleine Bällchen aus Bohnenmus, ähnlich wie Falafel, die es hier für zwei Meticais (ca 2 ct) am Straßenrand zu kaufen gibt.
Nach dem Frühstück spielen die Kinder dann ein wenig draußen und wir gucken ihnen dabei zu, lesen oder lösen kleine Streitigkeiten. Zwischen Frühstück und Mittagessen führen wir außerdem noch eine Aktivität mit den Kindern durch. Montags Sport, dienstags und donnerstags Basteln, am Mittwoch ist Gartentag und freitags Yoga. Das Singen und die Aktivitäten, die Maria und ich eingeführt haben, geben zumindest uns etwas mehr Freude am Projekt und wir fühlen uns sinnvoller eingesetzt. Zusätzlich machen wir manchmal mit den Kindern kleine Schreib- und Zählübungen und lernen mit ihnen das Alphabet.
Nach dem Mittagessen legen wir die Kinder dann schlafen. Jedes Kind hat einen Capulana dabei und damit legen sie sich dann auf die Matten.
Jetzt ist es zwischen 13.30 und 14.00 Uhr und Maria und ich können Feierabend machen. Entweder geht es dann ab nach Hause oder in die Stadt, wo dann später Sport oder ähnliches ansteht.
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