Präventions- Stammtisch im Heimathaus

Die Kriminalpolizei rät: „Sicherheit im Alter und im Alltag“

Pünktlich zu Beginn der dunklen Jahreszeit war der Novemberstammtisch mit dem Thema „Kriminalprävention“ wieder einmal etwas ganz Besonderes.

Referent war Kriminalhauptkommissar Markus Gerwien, einer von vier Beamten, die im Polizeipräsidium Dortmund für diesen Bereich zuständig sind. In Nette aufgewachsen und als ehemaliger Erfolgstrainer der Fußballer von Mengede 08/20 noch in bester Erinnerung, war diese Veranstaltung für ihn ein „Heimspiel“.

Das Thema weckte viel Interesse, das Heimathaus war mit über 50 Besuchern sehr gut besucht.

Nach einer kurzen Vorstellung stieg Markus Gerwien in das vielschichtige Thema ein.
Im ersten Teil zeichnete er auf, wie man bei Wohnungseinbrüchen vorbeugen, sie erschweren und gegebenenfalls sogar ganz verhindern kann.
Wie er berichtete, steigen die Zahlen der Wohnungseinbrüche seit der Osterweiterung der EU stetig an. Dabei sind hauptsächlich organisierte Banden am Werk, die ihre Zielgebiete generalstabsmäßig erkunden, bevor sie zuschlagen.

Dabei ist Dortmund ein „Brennpunkt“. Während der Anteil der Einbrüche bundesweit bei 18,4 % liegt, beträgt diese Zahl in Dortmund 22,6%. Von der Gesamtanzahl der Einbrüche betreffen 75% Mehrfamilienhäuser und nur 25% Ein- und Zweifamilienhäuser. „Angriffspunkte“ sind die Schwachstellen im Erdgeschoss und die Etagenendbereiche in den Obergeschossen. Alarmierend ist die Tatsache, dass die Zahlen per Oktober 2017 schon 12% über denen des Vorjahres liegen.

Nicht in den Urlaubszeiten sondern in den „dunklen Monaten“ finden die meisten Einbruchversuche statt. Das Ziel ist in der Regel Bargeld und Schmuck, wobei die meisten „deutschen Verstecke“, die uns als narrensicher erscheinen, dem erfahrenen Einbrecher bekannt sind. In maximal vier Minuten ist die Wohnung durchsucht und wieder verlassen. Die Versteckmöglichkeiten, die von KHK Gerwien aufgezählt wurden, sorgten im Plenum für Heiterkeit und führten zu einem allgemeinen Kopfnicken.

Auch das Vorgehen der Täter wurde von ihm anhand vieler Bilder sehr nachvollziehbar dargestellt. Nach einer „Anwesenheitsprüfung“ per Haustürklingel, Telefon o.ä. gehen sie mit ihrem Universalschlüssel (ein handelsüblicher 30 cm langer Schraubendreher) zu Werke und hebeln Fenster oder Türen in Sekundenschnelle auf. Zur Glaszerstörung kommt es wegen des Lärms und der Zeitverzögerung nur noch in ganz wenigen Fällen. Je länger Einbrecher „zu kämpfen“ haben, umso grösser ist die Chance einem Delikt zu entgehen.

Dann stellte uns M. Gerwien die aktuellen technischen Sicherungen für unsere Objekte vor, die nach einer Normänderung in sechs Klassen aufgeteilt sind (RC1-RC6). Auch diese Schlösser, Verriegelungsstecker, Pilzzapfen und Schließbolzen wurden gezeigt. Eine besonders sichere Folie aus der Raumfahrt, die das Zertrümmern der Scheiben verhindert, ist auch schon auf dem Markt, aber mit ca. € 100 / qm noch relativ teuer.

Nach einer kurzen Rauch- / Getränkepause begann der zweite Teil des Vortrages, bei dem der Schwerpunkt die allgemeine Sicherheit im öffentlichen Raum war.
Grundgedanken, „Kann man sich heutzutage überhaupt noch ohne Gefahr auf die Straße trauen?“

Ein großer Teil der Gefährdung beginnt schon an der Haustür. Man sollte auf keinen Fall zu vertrauensselig sein. Bei einem schlechten Bauchgefühl liegt man in der Regel richtig. Mit einem Sperrriegel (besser als eine Kette)und einem gut erleuchteten Eingangsbereich ist man auf der sicheren Seite. Vorsicht vor falschen Handwerkern, falschen Polizisten und anderen Amtsträgern (Strom, Gas, Wasser). Immer die Ausweispapiere verlangen und gegebenenfalls telefonisch rückversichern. Nicht zögern die Rufnummer 110 zu nutzen.

Nie Unbekannte in die Wohnung lassen, schauen Sie sich Besucher genau an (Spion).
Auch die sogenannten „Haustürgeschäfte“ bergen viele Gefahren. Man sollte niemals etwas an der Haustür kaufen oder unterschreiben – wenn doch, nie per Vorkasse zahlen. Immer auf das richtige Datum achten und eine Durchschrift verlangen. Nachbarn oder Bekannte als Zeugen können sehr hilfreich sein.

Ein weiterer Angriffspunkt ist das Telefon. Obwohl den Enkeltrick jeder kennt, auch unsere StammtischteilnehmerInnen, fallen immer noch auf diesen Trick herein. Fremden Anrufern ist immer zu misstrauen, auch wenn sich der Anrufer als Verwandter oder Bekannter ausgibt („Rate mal, wer hier spricht?“). Eventuell die Nummer vom Display notieren. Bei Geldforderungen oder Gewinnversprechen einfach auflegen. Bei verdächtigen Anrufen sofort die Polizei unter 110 verständigen.
Wichtig: Wer nicht an einem Gewinnspiel teilgenommen hat kann auch nicht gewinnen.

Die Internetkriminalität nimmt ebenfalls von Jahr zu Jahr zu. Ein wichtiger Schritt der Gefahrenminimierung ist ein guter Virenschutz. Auch die genutzte Software sollte immer auf dem aktuellsten Stand gehalten werden. Mit den persönlichen Daten äußerst sorgsam umgehen und immer sichere Passwörter verwenden. Vorsicht bei E-Mails von Unbekannten, keine unbekannten Mail- Anhänge öffnen und auf fremde Absender achten!
Aber auch auf der Straße, speziell auf Weihnachtsmärkten, lauern Gefahren. Handtaschenraub sowie Taschen- und Trickdiebstahl nehmen dann beängstigend zu. Handtaschendiebe setzen in der Regel auf Schnelligkeit und Überraschung. Im Vorbeilaufen / -fahren entreißen sie den Opfern die Handtasche.
Darum: Die Handtasche immer verschließen und den Trageriemen quer über den Körper tragen.

Abstand zu Unbekannten halten und jeglichen Körperkontakt vermeiden. Im Falle eines Angriffes keinen Widerstand leisten, da die Gefahr zu stürzen und sich erheblich zu verletzen groß ist. Helfen kann auch ein elektronischer „Alarmgeber“, der bei Entwendung der Tasche einen lauten Signalton erzeugt. Wird trotzdem etwas gestohlen, sofort die EC- / Kreditkarte sperren (Notruf 116 116) und bei der Polizei melden / anzeigen.

Man sollte immer nur die Sachen mitnehmen, die wirklich benötigt werden, möglichst wenig Bargeld. Geld, Kreditkarten und Papiere immer in verschiedenen, verschlossenen Innentaschen dicht am Körper tragen.
Sind sie Zeuge einer Straftat auf keinen Fall wegsehen, sondern im Rahmen der Möglichkeiten eingreifen. Genau beobachten und Tätermerkmale einprägen.
Keine Heldentaten vollbringen, helfen ohne sich selbst zu gefährden. Wenn nötig erste Hilfe leisten, den Notarzt und die Polizei verständigen und Andere zur Mithilfe auffordern.

Ein wichtiger Sicherheitsaspekt ist auch die Nachbarschaftshilfe. Mit gegenseitiger Aufmerksamkeit und Hilfe gewinnen Sie und Ihre Nachbarn deutlich an Sicherheit. Auf Unbekannte im Wohngebiet achten, Nachbarn und Polizei über verdächtige Beobachtungen informieren.
Genauere Informationen gibt es in den (Kriminal-)Polizeilichen Beratungsstellen in der Nähe.
Der Kampf mit dem Ziel die Kriminalität zu verringern ist sicherlich eine Aufgabe der staatlichen und gesellschaftlichen Kräfte, die Selbstverantwortung für Sicherheit liegt aber bei jedem selbst. Dabei sind die Beobachtung des Umfeldes und eine aufmerksame, gute Nachbarschaft von großem Vorteil.

Nach knapp zwei Stunden beendete Markus Gerwien seinen kurzweiligen Vortrag und das Plenum dankte mit langanhaltendem Beifall.
Auch Franz-Josef Fedrau bedankte sich bei dem Referenten und vereinbarte mit ihm direkt den Termin für 2018, wieder im November. Außerdem wurde eine Monatsradtour der kommenden Saison zum Polizeipräsidium mit Besuch des Kriminalmuseums angedacht.

Bei einem Kaltgetränk und regen Gesprächen klang der Stammtisch aus.

Weitere Informationen und die Kontaktdaten siehe unter:
https://dortmund.polizei.nrw/kriminalpraevention-26

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