Kindheit in der Zechensiedlung (11) – Zum Erlebniseinkauf nach Mengede

In der heutigen Folge: Howard B.

Zum Erlebniseinkauf nach Mengede

 Die Kolonie war unser „Kiez“, aber manche Dinge musste man auch in Mengede erledigen. Unsere Siedlung gehörte zwar auch zu Mengede, aber der Mengeder Ortskern war irgendwie ein anderer Kosmos. Dort war mittwochs und samstags Markt, wo es Kartoffeln und Eier vom Erzeuger zu kaufen gab. Im Gegensatz zu heute gab es weder Billigtextilien, Handtaschen, noch anderen Kram. Es war ein reiner „Viktualien-Markt“.

An den Ständen der Gärtnereien wurden Samentütchen und vorgezogene Kohlrabi -und Salatpflanzen angeboten. Auch der Grabschmuck an Totensonntag kam meist vom Markt.

Marktag-Ende

Ende eines Markttages 1956

An der Ecke Siegburgstraße, wo heute der Coiffeur Schäfer seinen Salon hat, befand sich das „Mengeder Kaufhaus“, die „Meka“. Ein vergleichsweise kleines, aber immer mal wieder erweitertes Geschäft mit fast einem Vollsortiment. Die Verkaufstheken waren im Quadrat aufgestellt, mit einem Platz in der Mitte für ein bis zwei Verkäuferinnen. In der 2. Etage waren die größeren Sachen untergebracht. Kleinmöbel, Gartengeräte, später eine Sportabteilung. Nur die Auswahl an Kleidung war eher beschränkt.

Kindheit 11 Lange

Castroper Str. 22 – Kreuzung Strünckedestr / Am Markt – Datum der Aufnahme etwa 1955

Dafür ging man zu Lange, Ecke Castroper Straße / Am Markt am nördlichen Ende des Marktes. Es gab eine große Auswahl an Herren-, Damen- und Kinderbekleidung. Hier bekam man auch Hüte, ohne die „Mann „ oder „Frau“ am Sonntag nicht vor die Tür gingen. Der neue Wintermantel wurde hier erstanden. Oft auf „Abzahlung“. Die Ratenzahlung ohne viel Papierkram war sowieso sehr geläufig. Man bekam Kredit und bürgte eigentlich nur mit seinem „Guten Namen“ dafür. Die soziale Kontrolle funktionierte noch sehr gut und die Buschtrommeln noch besser, und niemand wollte durch irgendwelche Fehltritte oder Verstöße gegen die ungeschriebenen Kolonie-Gesetze seine Bonität aufs Spiel setzen.

Gut kann ich mich auch noch an meine Besuche im „Schuhaus Ingenpass“ erinnern. Das gibt es heute noch an derselben Stelle. Die schnellwachsenden Kinderfüße erforderten die halbjährliche Neuanschaffung von Kinderschuhen. Ein Paar für den Sommer, ein Paar für den Winter, und manchmal sogar ein Paar „für gut“, meist von den Firmen „Elefanten Schuhe“ oder „Salamander“. Gerne ließ ich die Prozedur des Neuvermessens über mich ergehen, denn es gab immer hinterher aktuelle „Lurchi“ Hefte, die von einem Feuersalamander erzählten, und einen kleinen Gummiball mit Firmenaufschrift.
Neben der „Meka“ gleich um die Ecke in Richtung Bahnhof war das Haushaltwaren- und Porzellangeschäft Thiemann, daneben die Drogerie Spieckermann. Thiemanns hatten übrigens auch mit gestrafftem Sortiment eine Filiale auf der Ammerstraße. Meine Mutter schaffte sich hier ein schönes Kaffeeservice mit blauen Blümchen an und dachte wohl, dass es eine Ewigkeit halten würde. Es landete auch irgendwann bei mir, aber meine angeborene Schusseligkeit im Umgang mit zerbrechlichen Dingen ließ kein Teil überleben, was ich übrigens sehr bedaure.

Kindheit 11 Schäfer

Siegburgstr. / Am Amtshaus – Aufnahme vom 19.Mai 17.00 Uhr