The Winner Takes It All – Leichtathletik in Berlin

Trotz aller Konkurrenz ein faires und kameradschaftliches Miteinander

Die Leichtathletik-Europameisterschaften in Berlin sind vorbei. Nach all den ermüdenden Medienblasen zum Fußball-Finanzgeschachere, um astronomische Ablösesummen und Gehälter, Vereins-Hin-Und-Her-Wechseleien oder dubiose Beraterhonorare endlich wieder ein Sportereignis, bei dem Authentizität spürbar war. Nämlich all das, was zum Sport dazugehört. Echte Gefühle, Freude und Enttäuschung, Stolz und Verzweiflung und trotz aller Konkurrenz ein faires und kameradschaftliches Miteinander.

Beispielhaft hierfür die beiden deutschen Speerwurfasse Thomas Röhler und Andreas Hofmann, die sich gegenseitig ehrliche Tipps gaben, wie die Wurfparabel ihres Sportgerätes zu optimieren sei; oder der schwedische Diskuswerfer Daniel Stahl, der einen guten Versuch annullierte und das Kampfgericht darauf hinwies, dass er übergetreten sei; oder Renaud Lavillenie, der Stabhochspring-Favorit aus Frankreich, der seinem schwedischen Gegner Armand Duplantis Mut zusprach als der sich daran machte, die spätere Siegeshöhe von 6,05 Meter zu überwinden; oder Maxim Nedasekau, der unmittelbare weißrussische Konkurrent des späteren deutschen Europameisters Mateusz Przybylko, der bei dessen letztem Hochsprung im Wettbewerb über 2,35 Meter ihn mit dem Publikum rhythmisch klatschend anfeuerte.

Dass die deutschen Athletinnen und Athleten so erfolgreich wie lange nicht mit von der Partie waren, gab der Veranstaltung aus lokalpatriotischer Sicht eine zusätzliche Würze.
Leichtathletik ist zudem eine Sportart, bei der die im Gegensatz zu vielen anderen eine objektive Leistungsdifferenzierung über Sieg, Niederlage oder Platzierung entscheidet. Hier geht es nicht um Haltungsnoten und subjektive Eindrücke der Wertungsrichter (bei denen nicht selten versucht wird, zu manipulieren). Das Zielfoto bei den Läufen oder die gemessene Weite bei den Sprung- und Wurfdisziplinen entscheidet über Gold, Silber und Bronze.

Glücklicherweise waren diesmal bei allen Wettbewerben die erzielten Leistungen unterscheidbar, denn alle Europameister/innen hatten einen zumindest wahrnehmbaren bzw. messbaren Abstand zu Platz 2, sodass die oberste Stufe des Siegertreppchens nicht doppelt bestiegen werden musste. „The Winner Take IT All.“

Nachdenken sollte man aber, ob man bei Weitenmessungen, die trotz einer verbesserten Technik im Zentimeterbereich immer noch mit einer gewissen Unsicherheit behaftet sind, die erzielte Leistung bei nahezu gleichen Weiten (Differenz +/- 1 cm) nicht gleichsetzen sollte. Da bei den praktizierten Messungen auf Zentimeter auf- bzw. abgerundet wird, entscheidet hier dann ungünstigstenfalls 1 Millimeter(!), also ein Sandkorn in der Weitsprunggrube bzw. ein durch den weitabstehenden Kampfrichter subjektiv wahrgenommener geknickter Grashalm beim Kugelstoßen, beim Diskus- Speer- oder Hammerwurf.
 Was spräche dagegen, dann zwei Sieger zu ehren oder Zweien die Silber- bzw. Bronzemedaille zu überreichen? So wäre beim Weitsprung auch der ukrainische Konkurrent des deutschen Silbermedaillengewinners Fabian Heinle für seine ebenfalls 8,13 m als Zweiter geehrt worden.

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