Die blinden Flecken der Ökonomie

agoRadio – Beiträge zu Kultur und Politik
Ein Projekt der Hochschule für bildende Künste Hamburg

Vorbemerkungen:
Unter dem Stichwort: „MENGEDE:Intakt! auch zum Anhören“ stellen wir zukünftig in (un)regelmäßigen Abständen
Beiträge eines Autorenkollektivs zu aktuellen politischen und kulturellen Themen online, die zum Nachdenken und
zu konstruktiver Diskussion animieren sollen.
Mit einem Klick auf die u.a. Links gelangen Sie in das Hörprogramm.

Diese Form der medialen Präsentation ist für uns neu. Deshalb nehmen wir hierzu gern Reaktionen über unsere Kommentarfunktion entgegen.
Verantwortlicher Redakteur in diesem Projekt ist Prof. Dr. Hans-Jürgen Lenger, Professor für Philosophie an der HfbK Hamburg. 

Folge 1:

Die blinden Flecken der Ökonomie

Anatomie des blinden Flecks

 

(Sendung März 2018)

Die Situation ist paradox. Kaum jemand, der heutzutage nicht gegen den Kapitalismus wäre. Doch zugleich weiß kaum noch einer, was das überhaupt ist. Dass irgendetwas grundsätzlich nicht stimmt, sagt den meisten zwar ihr Gefühl. Doch wie reflexhaft nicken sie dann, sobald ihnen eine sogenannte Lohnzurückhaltung abverlangt wird, um das „Wachstum“ nicht zu gefährden. Und verdruckst applaudieren sie, wenn eine Wettbewerbsfähigkeit gestärkt werden soll, die hierzulande doch grenzenlos genug ist, um das Ausland in Grund und Boden zu konkurrieren und Deutschland immer neu als „Exportweltmeister“ bewundern zu können. Allenthalben feiert der ökonomische Analphabetismus Urständ, und dies dürfte kalkuliert sein. Denn wer nicht weiß, was mit ihm getrieben wird, hat kaum Möglichkeit zur Gegenwehr. Deshalb buchstabieren wir in sechs Stichworten die „blinden Flecken der Ökonomie“ – von „A“ wie „Arbeit“ bis zu „W“ wie Wachstum. Den Reigen jedoch eröffnet eine bemerkenswerte Betrachtung, die der deutsche Ökonom Hans-Werner Sinn vor einigen Monaten in der ZEIT veröffentlicht hatte, um Karl Marx dafür zu loben, ein bedeutender „Makroökonom“ gewesen zu sein. Wie sehr die Zeichen auf Sturm stehen, lässt sich eben auch an kleinen Interventionen wie dieser erkennen.

Beiträge:

Hans-Joachim Lenger: Gefährlicher Unsinn

Harald Strauß: Die blinden Flecken der Ökonomie

A wie Arbeit

E wie Exportweltmeister

G wie Geld

L wie Lohn

M wie Marktwirtschaft

W wie Wachstum

Manuskripte zum Download:

Gefährlicher Unsinn

Die blinden Flecken

An dieser Sendung haben mitgewirkt: Hans-Joachim Lenger, Benjamin Sprick, Harald Strauß, Nicola Torke und David Wallraf

Zusätzliche Hinweise zu agoRadio
„agoRadio ist ein Experiment. In ihm suchen Autorinnen, Autoren, Künstlerinnen und Künstler nach Möglichkeiten, unter veränderten medientechnologischen Bedingungen zu Produzenten zu werden. Heute erleben wir eine offensichtliche Krise der „Massenmedien“. Um ein Zentrum gruppiert, machten sie die „Empfänger“ zur Peripherie und formten sie auf diese Weise erst zur „Masse“. Mit dem Internet, der Digitalisierung und Miniaturisierung medialer Technologien verändert sich die Situation. Empfänger werden in Netzstrukturen potentiell zu Sendern. Nicht erst der Computer, bereits jedes handelsübliche Handy ist in sich auch Kamera, Rekorder, Tonstudio und Sende- plattform. Damit entsteht eine unübersichtliche, potentiell anarchische Struktur medialer Vielheiten und Öffentlichkeiten. Die Öffentlich-Rechtlichen Anstalten haben sich jedoch medienpolitisch als unfähig erwiesen, darauf eine angemessene Antwort zu finden. Ihre Protagonisten zogen sich in Hierarchien zurück, die längst neofeudale Züge angenommen haben.
Dem korrespondiert die Banalisierung ihrer Programme. Immer neue Wellen von „Programm-Reformen“ beraubten sie seit vielen Jahren der Fähigkeit, sich in experimentellen Formen neuen Fragen zu stellen. Hier wiederholt sich aber nur die politische und ökonomische Tendenz im Allgemeinen. Die systemische Rationalität ist an ihre Grenzen gestoßen: zusehends sucht sie ihre Auswege in autoritären Wendungen – ökonomisch, politisch, sozial und militärisch. Auch Europa ist mittlerweile Schüben einer Verelendung ausgesetzt, die vor Jahren noch unvorstellbar gewesen wären. Und selbst kriegerische Konflikte werden nicht mehr ausgeschlossen. Diese Entwicklung verlangt nach der Herstellung anderer Öffentlichkeiten. Dazu soll – unter veränderten Bedingungen – agoRadio einen Beitrag leisten. Denn heute ist „Aufklärung“ auf medientechnisches Wissen angewiesen. agoRadio arbeitet daran, Autorinnen und Autoren, Künstlerinnen und Künstler, aber auch Menschen des Alltags mit einem solchen Wissen auszustatten. Es soll ihnen erlauben, in experimenteller Weise zur Sprache zu kommen.“
Nachhörbar unter https://www.agoradio.de/index.html

 

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