Eine Reise rund um den Globus mit einem Abstecher zum Mond
Wer Blasmusik nur mit „Humbta-Täterä“ und bierseliger Oktoberfeststimmung verbindet, der hat noch kein Konzert des Blasorchesters Kirchlinde unter der Leitung von Friedrich Wilhelm Osterhaus erlebt. Das bot bei seinem 17. Neujahrskonzert am späten Samstagnachmittag der vergangenen Woche in der gut gefüllten Aula des Bert-Brecht-Gymnasiums eine ausgewogene Mischung unterhaltsamer Musik auf hohem Niveau.
Diesmal stand eine musikalische Weltreise mit einem Kurzausflug zum Mond auf dem Programm. Grenzüberschreitend war bereits die Einleitung, das „Te Deum Prelude“ von Marc-Antoine Charpentier, besser bekannt unter den Namen „Eurovisions-Melodie“, die immer dann erklingt, wenn große europäische Ereignisse anstehen. So bildete Europa auch den melodischen Schwerpunkt.
Es gab Evergreens aus Frankreich mit Musette Walzern, der „Mademoiselle de Paris“ und dem „Domino mit den traurigen Augen“. Es folgte eine Mittelmeerreise, die Urlaubsträume nach den „Gitarren am Meer“, der „Cafeteria von Milano“ und den engen Gassen der Altstadt von Valencia weckten. Beide Medleys wurden vorgestellt in der Bearbeitung von Franz Bummerl, der bei vielen noch als Gesangspartner von Ernst Mosch bei den Egerländer Musikanten bekannt sein wird. Vom Egerland ging es dann auch u.a. mit flotten Polka-Rhythmen zum Wolgastrand.
Im kühlen Russland hieß es dann auch „Zieht euch warm an“, was textlich wunderbar zu der Einleitung zum „Russischen Tagebuch“ passte. Es fehlte auch nicht ein Abstecher nach Budapest zu den Czardasklängen melancholischen Weisen und nach Wien zu den Kompositionen der Walzergrößen Strauß, Zeller und Millöcker. Auch andere Kontinente wurden besucht, Nordamerika mit „American March Highlights“, Südafrika ebenfalls im zackigen Marschrhythmus mit „Sons of the Brave“. Auch die Piraten der Karibik durften ihre Enterhaken und Säbel präsentieren
Friedrich Wilhelm Osterhaus leitete sein 30-köpfiges Orchester präzise und gefühlvoll wie immer, gab die Zeichen für die richtigen Einsätze, für Tempi- und Rhythmuswechsel , die leisen Tönen und den vollen Big-Band-Sound. Den Instrumentalsolisten gab er immer wieder Gelegenheit, ihr Können zu zeigen. Unterhaltsam und informativ führte Petra Osterhaus durch das Programm. Mit der Gitarre begleitet von ihrem Mann Frank zeigte sie wieder einmal ihren gesanglichen Stärken beim Vortrag französischer Chansons.
Da erklang das unter die Haut gehende „Milord“, die Geschichte vom englischen Adligen und dem farnzösischen Straßenmädchen von Edith Piaf, „La Ballade des gens heureux“ von Gérard Lenorman und das Liebesleid, „La Maladie d’amour“, von Michel Sardou. Sie überraschte das Publikum auch mit einer ungewöhnlichen Version von Sinatras „Fly me to the moon“, ließ sich bei „Yesterday“ der Beatles von der gesamten Big-Band begleiten, ohne dass ihre Stimme unterging. Sie verstand es auch, die die Zuschauer als Musikanten oder Refrainchor mit einzubeziehen.
Insgesamt erlebten die Zuhörer ein vielseitiges und abwechslungsreiches Programm.
„Wir können nicht sagen, welcher Titel uns am besten gefallen hat, das ganze Programm war einfach spitze“, urteilten Inge Thymian und Roswitha Wollenhaupt aus Huckarde, die im Gegensatz zu vielen Zuschauern zum ersten Mal dabei waren, „aber eins wissen wir bestimmt, nächstes Jahr kommen wir wieder.“