Schlosskirche kämpft gegen unterschiedliche Feinde
Die Gerüste am Turm der Kirche in Bodelschwingh sind verschwunden. Nach etlichen Monaten sind die Sanierungen im Kirchenschiff und am Turm erfolgreich beendet. Für die Denkmalbehörde Dortmund ist dies der Anlass, das Objekt erneut als Denkmal des Monats vorzustellen.
Schloss- und Pfarrkirche
In drei Jahren feiert die Kirche ihr 700-jähriges Bestehen. 1322 fand die Weihe des Sakralbaus statt, den Ritter Giselbert genannt Speke 1312 gestiftet hatte. Giselbert war der erste urkundlich bekannte Bewohner von Haus Bodelschwingh, dessen Nachfahren noch heute hier leben. Schutzpatronin der außerhalb des Schlossterrains gelegenen Kirche wurde Maria, daher fand die Weihe am 2. Juli statt, dem Fest Mariä Heimsuchung. Es erinnert an den Besuch Marias bei ihrer Cousine Elisabeth, der Mutter Johannes des Täufers. Die im Lukas-Evangelium überlieferte Begrüßungsformel Elisabeths bildet bis heute den Anfang des „Ave Maria“. Von Anfang an war die Bodelschwingher Kirche nicht nur Gotteshaus für die Schlossbewohner, sondern auch Pfarrkirche für das Dorf.
Feinde unterschiedlicher Art
Im Laufe seines Bestehens hatte das Bauwerk mit Feinden ganz unterschiedlicher Art zu kämpfen. Beispielsweise zerstörten 1673 Truppen des Bischofs von Münster die Kirche: eine Folge des Kriegs, den Ludwig XIV. von Frankreich gegen die Niederlande ausrief. Bodelschwingh gehörte inzwischen zu Brandenburg-Preußen und stand damit auf Seiten der Niederlande, während Münster Partei für Frankreich ergriffen hatte. Erst im Jahr 1693, zwanzig Jahre später, konnte die wieder aufgebaute Kirche erneut geweiht werden.
Mit ganz anderen Feinden haben es Gemeinde und Kirche heute zu tun. Bereits zu Beginn der 2000er Jahre mussten durch eine Entgiftung Holzwürmer und andere Fraßschädlinge – der Fachmann spricht von Anobien – vertrieben werden, die es besonders auf Teile der Orgel und die Kanzel abgesehen hatten. Sie waren erst 2013 stabilisiert und gesichert worden.
Neuer Angriff der Holzwürmer
„Man kann sich die Enttäuschung vorstellen, als nun wieder ein Anobienbefall festzustellen war. Besonders am Gebälk des Turmhelms, im Gestühl und am Orgelprospekt fanden sich Holzmehl und Fraßspuren“, sagt Dr. Henriette Brink-Kloke, Leiterin der Unteren Denkmalbehörde. Dabei hatte gerade die Orgel bereits besondere Opferbereitschaft der Gemeinde erfordert. 1941, mitten im Zweiten Weltkrieg, musste die alte Orgel durch die nun vorhandene ersetzt werden. Und erst 2002 war eine umfassende Instandsetzung des Instruments abgeschlossen worden. Jetzt half dankenswerterweise die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und finanzierte den Kampf gegen die Holzschädlinge.
Um eine Wiederansteckung zu verhindern, empfahl es sich nicht, nur einzelne Hölzer oder Objekte zu behandeln. Vielmehr wurde die ganze Kirche eingerüstet und eine ganze Woche lang mit Insektengift begast. Dies geschah im November 2018. Danach wurde der Dachstuhl des Turmhelms mit Stahlprofilen gestärkt und im Außenbereich ein Großteil der Traufe und Giebel, abschließenden Gesimse sowie Fensterumrahmungen aus Sandstein nachbearbeitet.
Totenschilde
Mit behandelt wurden auch vier hölzerne Totenschilde, die an Mitglieder des Hauses Bodelschwingh erinnern, die in der Schlosskirche bestattet sind. Die Totenschilde zeigen die entsprechenden Wappen und weisen zum einen auf den 1717 gestorbenen Wessel Wirich von Bodelschwingh und seine Ehefrau Alstein Almuth Freiin von Ketzgen (gestorben 1698) hin, in deren Zeit der Wiederaufbau der Kirche 1693 fiel. Zum anderen gedenken sie des 1753 gestorbenen Gisbert Wilhelm von Bodelschwingh und seiner Ehefrau Isabella Anna Josina von der Reck (gestorben 1727), den Stiftern der barocken Kanzel. Die Totenschilde sollen später weiter gesichert und konserviert werden. „Die Arbeiten an diesem bedeutenden Dortmunder Denkmal und seiner Ausstattung werden also weitergehen“, kündigt Brink-Kloke an.