Die Linie 5 – Verbindung zu Mengede und zur „Stadt“
Mit der Dortmunder Innenstadt verband den Vorort Dortmund-Mengede und die Kolonie die Straßenbahn, die „Linie 5“. Unsere Haltestelle war die Dönnstr., die vorletzte vor der Endstation. Die lag zunächst an der Straße und wurde später mit dem Bau des Busbahnhofs um die Ecke verlegt. Zwischen der Bauruine und Rewe, gegenüber der Hauptschule war viele Jahre der Endhaltepunkt. 1989 wurde der Abschnitt Westerfilde-Mengede durch die S-Bahn Strecke ersetzt.
Standen wichtige Erledigungen und Einkäufe an, fuhr man mit der „5“ in Richtung Innenstadt, in die „Stadt“ oder nach „Dortmund“ wie man sagte. Der Fahrpreis wurde noch bei Straßenbahnschaffnern oder –schaffnerinnen entrichtet. Aus einer großen ledernen Umhängetasche zogen sie die Fahrscheine und zahlten das Wechselgeld aus.
Die Strecke führte über Bodelschwingh, Westerfilde, Huckarde, am Hafen vorbei ins Zentrum. Am Hafenbahnhof standen Waggons mit Eisenschrott für die Verhüttung bei Hoesch und mit etwas Glück konnte man später einen Blick auf die „Santa Monika“ werfen. Das Ausflugsschiff hatte seinen Anlegeplatz im Hafen in Sichtweite der Straßenbahn-Passagiere. In den Straßen nördlich des Hauptbahnhofs gab es in meiner frühen Kindheit auch noch viele Trümmergrundstücke aus dem Krieg, und die Ruine des Stadttheaters mit seiner Quadriga über dem Portal stand noch so da, wie sie das Dritte Reich hinterlassen hatte.
Die Haltestelle „Kampstr.“ war der zentrale Punkt, von dem aus man alle Kaufhäuser und Läden, ob am Osten- oder Westenhellweg, gut erreichen konnte. Da war auch gleich Althoff, später Karstadt , ein großes Kaufhaus mit riesigem Vollsortiment und einer herrlichen Weihnachtsdekoration mit bewegten Märchenfiguren. Eine Fahrt vor Weihnachten in die „Stadt“ war für meine Eltern und mich in den 50-ern obligatorisch. Wir Kinder konnten uns an dieser bunten Wunderwelt in den Schaufenstern nicht sattsehen. Die Weihnachtsgeschenke wurden gekauft, was einiger Ablenkungsmanöver bedurfte, denn ich sollte das ja nicht mitbekommen. Mein erster Kaufladen hat so zu mir gefunden. Ich wunderte mich nur über das unförmige, in Packpapier gewickelte Ding, das mein Vater bei der Heimfahrt an der Hand trug.
Auch die Winter- und Sommerschlussverkäufe waren beliebte Ereignisse, zu denen man gerne mit der „5“ in die Innenstadt fuhr. Eine große Menschenmenge wartete immer an den Eingängen der Läden und Kaufhäusern, um sich anschließend auf die Grabbeltische zu werfen und – zum Teil handgreiflich – die Schnäppchen zu erbeuten.
Für die Frauen in der Kolonie waren diese Termine fast so wichtig wie Weihnachten und Ostern.
Es gab in dieser Zeit auch ein Straßenbahn Unglück, bei dem zwei Bahnen auf einer eingleisigen Strecke zwischen den Haltestellen „Ammerbaum“ und „Dönnstraße“ zusammengestoßen waren. Es gab einige Verletzte, aber die Sache schien wohl noch glimpflich verlaufen zu sein. Wir hatten gerade Kohlen bekommen und meine Mutter, mein Großvater und ich – als ungelernte Hilfskraft – waren gerade dabei, die Kohlen in den Keller zu schaffen. An den Knall des Zusammenstoßes, der bis in die Siedlung zu hören war, kann ich mich noch gut erinnern.
Wer die „5“ noch einmal visuell an sich vorbeifahren sehen möchte, kann auf YouTube ein Video aufrufen mit Ausschnitten aus alten Filmen, z.B.
Die letzte Fahrt der Linie 5 – Dortmund-Mengede (https://youtu.be/6AtbsMRuVHU)